Ein Taschenfernglas ist für die Tagesbeobachtung entwickelt. Der Charme eines solchen Gerätes sind das geringe Gewicht von rund 200 Gramm und die kleinen Abmessungen. Ich besitze noch ein großes Fernglas, Leica Trinovid 10 x 50, ein gutes Beispiel, wo deutsche Wertarbeit noch möglich ist, allein es ist ziemlich schwer. Das es dann ein Zeiss wurde, hat nichts mit der optischen Qualität zu tun, da schien mir der kleine Kollege von Leica vergleichbar, das Zeiss macht einen robusteren Eindruck und das gab den Ausschlag.
Ich bin beruflich viel unterwegs, meist mit dem Auto, aber auch mit der Bahn. Da ist mir leichtes Gepäck sehr angenehm. Wenn ich dann Zeit habe, streife ich durch fremde Städte und schau mir die Sehenswürdigkeiten an. Mit etwas Konsequenz finde ich auch Sehenswertes in Städten und Gemeinden, die nicht dafür bekannt sind. Mein ständiger Begleiter ist das kleine Victory.
Im direkten Vergleich zu meinem Trinovid fällt es in Helligkeit und Auflösung etwas ab. Diese Aussage muß man aber wieder relativieren, denn wenn es wirklich hell ist, ist der Unterschied akademisch. 8 fach ist auch genug, man verliert etwas Vergrößerung und gewinnt einen größeren Bildausschnitt. Auch für den kritischen Beobachter ist das kleine Glas bis zum Rand scharf, verfälscht keine Farben und zeigt in beiden Augen keine Abweichungen. Der Überhub reicht aus, um mit meiner Kurzsichtigkeit von -3 resp. -3,5 ohne Brille auf unendlich einstellen zu können. Ich kann aber auch problemlos mit der Brille beobachten, man übersieht das gesamte Bild, wobei die Brillengläser weich am Okular anliegen und keine Gefahr des Verkratzens besteht. Man kann das Glas mühelos mit einer Hand manipulieren, was immer dann angenehm ist, wenn man sich oder etwas festhalten muß. Das Glas wird mit einer Transporttasche aus Gewebe verkauft. Diese Tasche soll am Gürtel befestigt werden und dort das Glas aufnehmen. Mein Geschmack ist das nicht, ich ziehe die Brusttasche vor, natürlich ohne die Transporttasche, die im Koffer bleibt. Obwohl nicht zu diesen Zwecke erworben, habe ich noch einen Nebeneffekt entdeckt, bei dem ein kleines Glas gute Dienste leistet. Man kann sich viel leichter orientieren, sei es um Straßenschilder zu lesen, sei es um auf dem Bahnhof weiter entfernte Informationen zu lesen, man läuft nicht immer hin und her ständig in Gefahr etwas zu übersehen.
Das Glas kann ich guten Gewissens empfehlen, sowohl was die Spezies der kleinen Gläser angeht, als auch speziell was dieses Victory betrifft. Ich gehe praktisch nicht mehr aus dem Haus ohne Fernglas, welcher Besitzer eines schweren Glases kann gleiches schon behaupten.
Henning Muck
