Bis etwa 20x80 gibt es noch Ferngläser mit herkömmlicher Porro-Zentralfokussierung, also gleichzeitigem Verschieben beider Okulare über einen Mitteltrieb, der die Okularbrücke bewegt. Bekanntlich neigt eine solche Konstruktion zum Verkippen beider Okulare gegeneinander, weil sie nie ganz ohne Spiel auskommt. Je höher die Vergrößerung, desto stärker wirkt sich eine kleine Ungenauigkeit der Okularposition aus. Man dreht ein wenig am Mitteltrieb, und beide Seiten sind plötzlich nicht mehr gleichzeitig scharf.
Wie weit man dieses Konstruktionsprinzip treiben kann, hängt also von der Präzision der Führung ab. Vielleicht kann man ein 40x80 auf diese Weise noch fokussieren, wenn man einen hinreichend großen Aufwand betreibt, aber davor scheinen die Hersteller zurückzuschrecken. Ein weiterer Grund liegt sicher darin, dass sich die recht schweren Großferngläser nach der Montage auf ein Stativ nicht mehr bequem über eine Knickbrücke verstellen lassen. Deshalb benutzt man so gern diese dosenförmigen Porro II Prismengehäuse, die man zur Augenabstandseinstellung gegeneinander verdrehen kann, ohne dass sich dabei die Objektivabstände ändern. Wollte man eine Zentralfokussierung, so müsste man hier neben den Okularen auch noch die Prismenblöcke verschieben, was die technische Ausführung sicher nicht vereinfacht.
Viele Grüße,
Holger