Hallo nochmal!
Da ich gerade offensichtlich im Fernglas-Fieber bin, wollte ich "den Sack zumachen" und habe mir, neugierig geworden durch verschiedene Berichte hier im Forum, noch ein bisher in meiner kleinen Sammlung in dieser Form nicht vorhandenes Faltglas von Leica zugelegt. Ich hatte mir vorher reiflich überlegt, diesmal den Qualitätssprung direkt zu überspringen, indem ich sofort auf ein Ultravid (8x20) gehe, aber schlußendlich haben mich der (alles ist relativ) hohe Anschaffungspreis gegenüber seinem Vorgänger Trinovid, davon abgehalten. Das gerade gekaufte EL steckt mir ja auch noch in den Knochen...
Nun ja, es bot sich eine verhältnismäßig günstige Gelegenheit für ein Trinovid neuerer Bauart aus den Nuller-Jahren (das mit Leica-Logo in der Mitte der Knickplatte und somit mit P-Belag) und so wurde es dieses.
Nach ausgiebigem Terrassentest bei eher schlechtem Wetter war ich anfänglich enttäuscht von dem Fernglas. Besonders der erste Durchblick war relativ ernüchternd, ich dachte, hmmh, das hättest du dir eigentlich sparen können, im Vergleich zu meinen anderen Gläsern kleineres Sehfeld, die oft beschriebene Schärfe war auch eher nur "normal" und und und.....
Aber nach 2 Tagen "Eingewöhnung" habe ich meine Meinung geändert. Es scheint ein Fernglas zu sein, auf das man sich wirklich einlassen muß, bevor man Spaß mit ihm haben kann. So habe ich zuerst eine Einstellung der Augenmuscheln gewählt, die nur ein kleines Stück herausgezogen ist und nicht ganz, so wie man es als "Ohne-Brille.Gucker"sonst immer macht. Dadurch wird der Einblick zwar noch etwas unrihiger, aber es geht, und man bekommt ein deutlich angenehmeres, breiteres Sehfeld. Das Glas hat eindeutig auch Schwächen in der Fokussierung, man muß üben, erst ist es ziemlich ruckelig und der Schärfepunkt will sehr genau eingestellt sein. Aber all das ist möglich und dann hat man ein wirklich tolles kleines Fernglas, welchem man aufgrund seiner Größe und seinem dadurch praktischen Wert, vieles verzeiht.
In der Praxis ist es ein "unruhiges" Fernglas, auf das man sich einlassen muß, mit dem man sich aber mit etwas Geduld sehr gut anfreunden kann und es einem dann zu einem guten und ständigen Begleiter wird Die optischen Aspekte wurden ja schon anderweitig hinreichend besprochen, dem kann ich nur zustimmen, optisch ist dieser kleine David zu erstaunlichen Leistungen fähig.
Ob sich ein Mehrpreis von mehr als 200 Euro für ein Ultravid auch entsprechenden Mehrwert im Spaßfaktor gebracht hätte, weiß ich natürlich nicht. Das könnt ihr mir jetzt erzählen......
Ich habe das Leica natürlich auch gleich mit meinem noch wesentlich kleineren Nikon Micron 7x15 verglichen. Wenn man von dem relativ geringen Unterschied in der Vergrößerung absieht, kann man nur sagen; Hut ab vor dem Nikon! Ich würde die optischen Leistungen (Größe des Sehfeldes 7 Grad,Helligkeit, Schärfe usw.) als identisch mit dem Trinovid sehen! Dennoch bleibt das winzige Nikon noch gewöhnungsbedürftiger, weil es so exakt auf die Pupillen justiert werden will.
Aber auch das ist möglich und wenn es einmal steht, und man die kleinen Spitzen der Prismen an die Augenbrauen legt, kann man mit diesem Winzling erstaunliche Optik geniessen! Außerdem ist man noch mehr verblüfft von dessen optischen Leistungen, weil man es einem so kleinen "Spieözeig" einfach nicht ansieht und zutraut, so erwachsen zu performen!
Gruß
Wolfgang