Hallo Velbo,
nachstehend meine Einschätzung (Deine Fragen in
Schrägschrift).
Wie immer gilt: mit Vorsicht geniessen, nichts kann den Test mit den eigenen Augen ersetzen :-)
Und:
in der separaten Antwort auf Reinhards Post gibt es noch etwas mehr Einschätzung zum Pirschler.
- Subjektive Stärken und Schwächen im Gebrauch (Optik und Mechanik) -?
Mittenschärfe:
Beim Hawke sehr gut, beim Pirschler gut, aber nicht ganz auf dem Niveau des Hawke.
Randschärfe:
Bei beiden nicht berauschend, aber akzeptabel (v.a. wenn es v.a. um Birding/Naturbeobachtung und weniger um Astro geht). Beides sind keine Flachfeldgläser, das Pirschler «mogelt» auch etwas mit Bildfeldwölbung.
Beim Schwenken der Gläser wenig Globuseffekt; das Bild des Hawke erscheint insgesamt als ruhiger, auch etwas brillanter. Bezüglich Helligkeit erscheinen beide als etwa gleichwertig.
Streulicht / Reflexe etc.
Das Hawke zeigt etwas Reflexe an hellen Leuchtquellen unmittelbar ausserhalb des Sehfelds, sowie deutlich die für Dachkantferngläser üblichen «Spikes» an der Dachkante. Das Pirschler erscheint als besser, kaum Reflexe und auch weniger ausgeprägte Spikes.
Chromatische Aberration:
Beide Gläser brillieren hier nicht und zeigen sowohl in der Bildmitte ganz leichte als auch weiter aussen etwas ausgeprägtere Farbsäume
Farbtreue:
Bei beiden Gläsern gut, kein erheblicher Farbstich irgendwelcher Art
Einblick / AP-Längsabstand:
Beide Gläser bieten einen problemlosen Einblick. Die Augenmuscheln bieten komfortablen Einblick. Mit eingedrehten Augenmuscheln ergibt sich ein brauchbarer, von der Muschelkante gemessener Längsabstand von rund 14mm beim Pirschler (ausreichend mit Brille) und 16mm beim Hawke (gut nutzbar mit Brille)
Mechanik:
Bei beiden Gläsern gut. Sie bieten präzise Fokussierungsfunktion (beim Pirschler etwas schwergängig) und Dioptrieausgleich (ohne Arretierung), gute Augenmuscheln mit deutlichen Klickstops.
- Qualitätsanmutung/Solidität/Haptik -?
Beide Gläser sind gut verarbeitet und machen einen wertigen Eindruck, da sitzt alles satt und sauber. Das Hawke ist kompakt und dennoch recht gewichtig, liegt sehr gut und ausgewogen in der Hand, die Armierung bietet guten Griff trocken wie nass. Das Pirschler ist deutlich grösser und schwerer, ergonomisch mit der offenen Mittelbrücke für mich nicht perfekt (Fokussierung braucht abgespreizten Zeigefinger), macht einen sehr soliden Eindruck, die strukturierte Armierung bietet ausgezeichneten Halt.
- Preis/Leistungsverhältnis - ?
Ich würde Preis/Leistung beim Hawke als gut, beim Pirschler als okay bezeichnen. Das Hawke hat in seiner Preiskategorie Konkurrenz aus Europa (MeoPro, nicht ganz so hell, aber bei leicht kleinerem Sehfeld deutlich bessere Randschärfe) und China (neue Kowa BD II, bei leicht grösserem Sehfeld bessere Randschärfe).
Das Pirschler setzt sich mit Design und Konfiguration etwas ab, von der Grösse und vom Preis her wäre z.B. das Hawke Sapphire 8x43 Konkurrenz (leider nicht mehr produziert).
- Wiegen die Vorteile der Abbe-König-Prismen die evtl. Nachteile (Format, Gewicht...) auf -?
Meine kurze Antwort: nein. Ich schätze das grössere Pirschler (8x56) deutlich mehr, es bietet bei noch höherem Gewicht und mehr Grösse klar die bessere Dämmerungsleistung, das 8x45 Pirschler ist aus meiner Sicht ein bisschen «weder Fisch noch Vogel».
Mein persönliches Fazit:
Ich weiss nicht, welche anderen Gläser Du auch noch "in Prüfung" hast, aber wenn das Hawke zur Evaluation steht, würde ich sicher das neue Kowa BD II noch ansehen.
Viele Grüsse.
Pinac