Nach einigen Verzögerungen habe ich jetzt ein solches Orion erhalten und schon ein paar Tage benutzen können. Mein Fazit: Ich kann Thomas zustimmen, dieses 'Opernglas' ist erheblich besser als die früheren Vertreter von Kasai, Vixen oder deren chinesische Klone.
Das Orion bildet tatsächlich fast randscharf ab. Dessen Sehwinkel ist weit genug, um den großen Wagen oder das große Kreuz des Schwans vollständig abzubilden, wobei alle Sterne ohne nennenswerte Aberrationen erscheinen. Man kann i.a. etwa eine Größenklasse tiefer sehen als mit dem freien Auge. Für mich ist der Gewinn sogar etwas größer, weil meine Augen schon nicht mehr ganz so scharf sind und ich die schwächsten Sterne dadurch verliere, dass sie nicht mehr punktförmig erscheinen. Das Orion ist für mich dann sozusagen Brille und Fernglas in einem Instrument.
Problematisch ist, wie bei allen Galilei-Gläsern, der Einblick. Die augenseitige Okularlinse ist recht weit, etwa 16mm. Man muss jedoch möglichst mittig einblicken, um eine gute Abbildung zu haben. Oft passiert es mir, dass ich aus der idealen Einblickposition heraus rutsche und dann auf einmal stark verzerrte Sterne sehe. Vielleicht würde es helfen, Masken mit 7mm Löchern vor die Okulare zu kleben, um das Auge in die richtige Position zu zwingen.
Bei der Beobachtung fällt auf, dass das Sehfeld nicht gleichmäßig hell erscheint. Es gibt um die Ränder herum Bereiche, die aufgehellt sind - vielleicht durch Streulicht. Ansonsten ist die Abbildung in diesen Randbereichen nicht beeinträchtigt. Eine deutlich kissenförmige Verzeichnung ist allerdings vorhanden.
Beim Fokussieren ändert sich die Vergrößerung merklich! Wer also zwischen linkem und rechtem Auge einen nennenswerten Dioptrienunterschied hat, der dürfte mit Schwierigkeiten zu rechnen haben, wenn die beiden Vergrößerungen nicht mehr übereinstimmen. Mit Brille machen diese Ferngläser vermutlich keinen großen Spaß, man würde deutlich an Sehwinkel verlieren. Zudem gibt es keine gummierten Augenmuscheln, die metallenen Okularfassungen können ein Brillenglas zerkratzen.
Dieses 2x54 ist übrigens kein Leichtgewicht: Ich messe 380g ohne Schutzkappen und Nackenriemen. Es ist dafür mechanisch einwandfrei, wirkt grundsolide und robust, und die Schutzkappen aus Gummi sitzen ausnahmsweise mal sicher.
Ein schönes Spielzeug, das ich behalten werde.
Viele Grüße,
Holger