In den vergangenen zwei Wochen habe ich drei Ferngläser verkauft und ein Fernglas neu gekauft.
Das neue Fernglas ist ein Meopta Meopro Air 8x42. Offiziell: Meopta Meopro Air HDED+ 8x42.
In meiner kleinen Sammlung “fehlte” ein wasserdichtes 8x42 Fernglas. Ich habe schon zwei Swift Audubon 8,5x44, aber die sind nicht wasserdicht und bei schlechtem Wetter nehme ich sie nicht mit.
Das Meopta Meopro Air 8x42; wo fange ich an?
Aussehen und Verarbeitung:
Das Air sieht aus wie eine Mischung aus dem ersten Swarovski EL 42 (Modell ab 1999) und dem Swarovski Swarovision 42.
Das Air hat an den Innenseiten der Fernglastuben schwarze glatte Teile, wie das erste EL 42, aber die Tuben sind ohne Wölbung, wie bei dem Swarovision.
Wegen der doppelten Brücke und der Farben grün/schwarz wird man auch stark an Swarovski erinnert.
Die Verarbeitung finde ich sehr gut. Da braucht Meopta sich mit dem Meopro Air nicht hinter Swarovski, Leica und Zeiss zu verstecken. Da stimmt wirklich alles. Die Materialien sehen sehr gut aus und fühlen sehr gut an. Alles passt haargenau auf/in einander.
Die Knickbrücke hat einen guten Widerstand. Die Okularhülsen finde ich wirklich klasse. Sie sind aus Metall und an der Oberseite bekleidet mit Gummi. Man kann die Okularhülsen ausdrehen, wenn eine Reinigung notwendig ist. Die Okularhülsen haben vier Stufen: ein, aus und zwei Zwischenstufen. Wenn man eine Okularhülse ausdreht, sieht man an der Innenseite drei kleine kupferfarbige Kugeln, die – so nehme ich an – für die Verriegelung der Stufen zuständig sind. Es funktioniert sehr gut und man “fühlt die Qualität”.
Die Fokussierung: Der Fokussierknopf dreht von nah bis fern gegen den Uhrzeigersinn. An der Oberseite des Fokussierknopfes befindet sich der Drehknopf für die Dioptrie-Einstellung. Wenn man diesen Knopf dreht, hört und fühlt man einen sanften “Klick” bei jeder kleinen Zwischenstufe. Der Drehknopf für die Dioptrie ist nicht verriegelt.
Die Fokussierung dreht bei meinem Exemplar ziemlich schwergängig, aber geschmeidig und mit gleicher Widerstand in beide Richtungen.
Manchmal habe ich den Eindruck dass die Fokussierung ein wenig Spiel hat. Aber es ist nicht immer anwesend und weil die Fokussierung ziemlich schwergängig ist, wird ein eventuell vorhandenes Spiel mehr oder weniger versteckt, bzw. gedämpft. Manchmal fühle ich ein wenig Spiel, oft auch nicht.
Die Fokussierung ist ziemlich langsam übersetzt. Wie genau, kann ich noch nicht beschreiben. Der Überhub nach unendlich ist relativ gross. Ich kann nicht beurteilen wie gross, aber man hat nach unendlich noch ziemlich viel Drehung übrig. Ich beobachte ohne Brille.
Die Optik:
Meopta nennt ein Sehfeld von 140m/1000m und ich empfinde das Sehfeld als wohltuend gross.
Die Bildschärfe/ Auflösung ist hervorragend. Und …… das Bild ist wirklich bis zum Rande scharf. Die Kontrastwiedergabe ist sehr gut. Die Farbwiedergabe auch. Chromatische Aberration ist in der Bildmitte so gut wie völlig abwesend. Am Bildrand sieht man etwas chromatische Aberration, aber die insgesamte Unterdrückung von chromatischen Aberrationen ist ausgezeichnet.
Zum Gegenlichtverhalten kann ich noch nichts Konsistentes schreiben.
Das Meopro Air 8x42 verzeichnet leicht kissenförmig. Ich sehe einen sehr geringen Globuseffekt; zu gering um für mich störend zu sein.
Obwohl Meopta eine Tageslichttransmission von (nur) 83% nennt, finde ich das Bild sehr hell.
Insgesamt finde ich das Bild im Meopta Air 8x42 sehr gut und sehr angenehm. Meostar-Niveau.
Meopta nennt einen Augenlängsabstand von 22mm. Der Augenlängsabstand muss tatsächlich schon relativ gross sein, denn ich setze das Fernglas mit völlig ausgedrehten Okularhülsen ziemlich hoch an meine Augenbrauen an. Wenn ich das Fernglas etwas tiefer (wie bei anderen Ferngläsern die ich habe) in meine Augenhöhlen drücke, sehe ich Abschattungen.
Ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt das Air etwas anders an meine Augen zu setzen. Dann ist bei mir alles in Ordnung.
Zubehör:
Die Tasche ist die gleiche Corduratasche die Meopta auch bei den Meostar Ferngläsern liefert. Prima Tasche, aber mit ausgedrehten Okularhülsen und aufgesetzten Schutzkappen passt das Fernglas nicht komfortabel in die Tasche.
Der Tragriemen: Das kann Meopta viel besser. Der Tragriemen des Meostar 10x42 HD ist sehr gut gepolstert und breit; der Tragriemen des Air ist dünn, relativ schmal und ungepolstert.
Ich habe den Tragriemen gar nicht mit dem Air verbunden und vom Anfang an einen breiten Op-Tech Tragriemen angehängt.
Denn mit 900 g. inklusive Okular- und Objektivschutz ist das Meopro Air 8x42 bestimmt kein Leichtgewicht.
Den Okularschutz finde ich prima. Passt gut und ist leicht auf und ab zu setzen.
Die Objektivschutzkappen sind an der Unterseite der Fernglastuben magnetisch mit dem Fernglas verbunden. Weil ich diese Lösung nicht traue und vermutete dass ich schnell die Objektivschutzkappen verlieren würde, habe ich mit zwei dünnen Streifen Fahrradschlauch nachgeholfen. (Foto)
Wenn Hans meinen Beitrag lesen wird, wird er wahrscheinlich schon sagen: “Die magnetische Verbindung; Eine Lösung für ein nicht existierendes Problem.” Finde ich auch.
Fazit: Ich finde das Meopta Meopro Air 8x42 ein sehr gutes und sehr schönes Fernglas. Die Verarbeitung ist auf Spitzenniveau. Das Bild ist insgesamt sehr schön. Meostar HD – Niveau, meiner Meinung nach. Wegen der grossen Augenlängsabstand für einige Beobachter (ohne Brille) vielleicht schon gewöhnungsbedürftig.
Was mir auffiel: In den Niederlanden ist der offizielle Listenpreis fast 300 Euro niedriger als der niedrigste Preis den ich in Deutschland entdecken konnte. Hmm.
Man bekommt mit dem Meopta Meopro Air HDED+ 8x42 meiner Meinung nach ein qualitativ hochwertiges Fernglas für einen sehr konkurrierenden Preis.
Vor allem “bei uns” ;-)
Mit freundlichem Gruss
Dick van den Berg
@Hans: Auch Dinosaurier können ihren Reiz haben ;-)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.04.21 22:24.