Ein sehr interessanter Vergleich von Joachim, zu dem ich auch ein wenig beitragen kann: das 10x56 SLC besaß ich 4 Jahre, die beiden anderen Kandidaten mehrfach mit anderen Ferngläsern verglichen.
Zunächst einmal stimme ich Joachim zu: das beste 10x56 für Astronomie ist wahrscheinlich das SLC: es kombiniert die für Astro so wichtige hohe Randschärfe mit sehr guter Transmission und weitem Sehfeld. Für Deep-Sky ist es überragend: den Anblick der kleinen Sagittarius-Wolke M24 unter Alpenhimmel werde ich so schnell nicht wieder vergessen, und dabei störten auch keine hellen, verzerrten Sterne außerhalb der Sternwolke, dank der soliden Randabbildung.
Die Mittenschärfe des SLC fand ich – gut, aber nicht ganz so gut wie z.B. beim 10x42 SF, welches ich seit 2015 nutze. Ein Jupitermond, der nahe am Planeten steht, war mit dem SF besser zu sehen; beim SLC kam es sehr auf den Einblick an: häufig störte ein von der Planetenscheibe herrührender Geist, der den Mond verdeckte.
Die Brillentauglichkeit des SLC lässt keine Wünsche offen: ich musste die Drehaugenmuscheln fast zwei Stufen herausdrehen, um Abschattungen zu vermeiden. Aber: der Einblick bei terrestrischer Beobachtung war nicht so entspannt wie beim 10x42 SF und beim 10x42 L IS Canon. Vor allem beim 10x42 SF stehe ich im Bild – beim SLC nicht. Außerdem kam es mir häufig vor, dass, wenn ich nach längerer Beobachtung das SLC absetzte, einen Moment brauchte, um die Bilder zur Deckung zu bringen. Der Effekt war nicht deutlich ausgeprägt, aber er war da, mit keinem anderen meiner Ferngläser hatte ich eine solche Erfahrung gemacht.
Eine geringe Dekollimation kann ich daher bei dem SLC nicht ausschließen, habe das Glas aber deswegen nie eingeschickt. Sicherlich nicht typisch für dieses Modell.
Zum 10x50 EL: dieses habe ich mehrfach mit dem 8.5x42 EL verglichen (Abbildungsqualität gleichwertig), mich aber für den kleinen, handlichen Bruder entschieden, Deep-Sky Erfahrung mit dem 10x50 EL allerdings nicht gesammelt.
Das 10x54 HT fand ich von den Daten her interessant, aber nach zweimaligem Vergleich mit anderen Gläsern störte mich die ausgeprägte Randunschärfe zu sehr, hinzukam, dass auch die Mittenschärfe hinter (m)einem 10x42 SF zurück blieb.
Andere Konkurrenten: auch das 10x56 FL zeigte die Jupitermonde nahe am Planeten einfacher als das 10x56 SLC, bei der Randschärfe bleibt es aber deutlich zurück. Die Transmission ist vergleichbar.
Für die Astronomie sind die Deep-Sky Qualitäten eines Fernglases mit 10facher Vergrößerung natürlich viel wichtiger als die Darstellung der Jupitermonde.
Interessant fand ich Joachims Bemerkung zu einem 10x50 SLC. Ein solches aus dem Jahr 2000 entdeckte ich vor einiger Zeit bei einem Händler gebraucht. Dieses Glas hat eine sehr gute Punktabbildung in der Mitte des Sehfeldes: die Jupitermonde zeigt es so gut wie das 10x56 FL, den Doppelstern Albireo/beta Cygni besser als jedes andere 10fach Glas (Fernglas dabei natürlich auf Stativ), weist dabei aber eine etwas bessere Randschärfe als das 10x56 FL auf, diese ist aber nicht so gut wie beim 10x56 SLC.
Farben und Kontrast gefallen mir beim 10x50 SLC deutlich besser als im 10x42 SF. Leider ist die Haptik des 10x50 SLC ein echter Schwachpunkt: die Armierung ist extrem glatt, man kann das Glas eigentlich nicht vernünftig greifen. Viel besser sind hier das 10x56 SLC und das 10x56 FL.
Die Erfahrungen zeigen wieder einmal: es hilft nur selber ausprobieren.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.09.22 17:06.