Es geht darum, ob die nicht genutzte AP am Tag durch Reflexe an der Augenoberfläche (Hornhaut) den Kontrast verschlechtert.
Ich habe dazu zwei Ferngläser und einen Besitzer ausgeliehen und wir haben uns Blenden gebaut. Die Blenden wurden aus Alu gemacht. Dazu stand eine kleine Hommel, eine Hobbywerkzeugmaschine bereit. Es war dann mehr Aufwand, als gedacht, aber dafür wissen wir jetzt was ist.
Fernglas 1: Zeiss 8 x 40 Victory AP = 5mm, mit Blende auf AP = 4mm
Fernglas 2: Vixen 9 x 63 Ultima AP = 7mm, mit Blende auf AP = 4mm
Zum Testen haben wir eine Seite mit einem Laser ausgedruckt, verschiedene Schriftgrößen und ein paar Linien. Die Seite haben wir im prallen Sonnenlicht an der Garage befestigt.
Dann haben wir noch versucht, ob man mit Blende weniger Farbe sieht - Öffnungsverhältnis - und dazu die Tannennadeln im Vorgarten betrachtet.
Ergebnis:
Beim Zeiss ist der Abstand ziemlich klein. Trotzdem sind wir sicher, etwas mehr gesehen zu haben. Wenn man wie wir testet, ist man immer in der Gefahr, zu subjektiv zu sein, oder verschiedene Effekte durcheinanderzuwerfen. Ganz klare Ansage, der Farbfehler beim Betrachten der Tannennadeln ist kleiner mit als ohne Blende. Das Bild ist nicht dunkler, was wir auch erwartet haben. Die Lesbarkeit der kleineren Schriften nimmt geringfügig zu. Es ist aber nicht die Welt.
Beim Ultima, im übrigen ein gutes Astroglas, ist der Unterschied dann aber krass.
Abgeblendet sieht man viel mehr, konkret konnten wir die Arial 8 Punkt einwandfrei lesen, wo wir vorher bei 9 Punkt gescheitert waren. Damit ist die Aussage von Walter Wehr halbwissenschaftlich bestätigt. Auch hier wird das Bild nicht dunkler und der Farbfehler nimmt ab.
In einem Punkt, nämlich, daß der Pupillendurchmesser wegen der geringeren Leuchtdichte hinter dem Fernglas größer würde, hat mein Augenarzt zwei Einwände.
1. Einwand, ja aber nur minimal, weil die Öffnungsänderung neben individuellen Faktoren vom Helligkeitsempfinden abhängt und da dieses nach Weber Fechner logarithmisch ist, ist der Effekt sehr klein und kann praktisch vernachlässigt werden.
2. Einwand, auch das gilt bei sehr starker Beleuchtung nur für kurze Zeit, weil unser Auge bei sehr hohen Leuchtdichten zwar bis auf einen minimalen Wert schließt, einen Teil der Anpassungsleistung dann aber in den Rezeptoren selber vornimmt, also deren Empfindlichkeit regelt. Der Mechanismus ist aber nicht so blitzschnell, um kurze Helligkeitsschwankungen auszugleichen. Er nannte als bekanntes Beispiel, wenn man bei seitlichem Sonnenschein eine Allee entlangfährt, dann wechseln blitzschnell Sonne und Schatten. Diese Unterschiede kann unser Auge nicht verarbeiten, es gibt viele Leute, die können eine solche Fahrt nur ein paar Minuten aushalten und bekommen dann Übelkeit oder Kopfschmerzen.
Also was den größeren Pupillendurchmesser angeht, ein kleines Fragezeichen.
Als erfreuliches Ergebnis unseres kleinen Experimentes kann Herr Jülich jedem Astrofreak oder Jäger noch ein zweites Glas verkaufen.
Noch ein Aspekt hier aus dem Forum, wurde direkt mitabgehakt. Der Hinweis, daß eine größere AP dem Beobachtungskomfort dient, läßt sich sofort nachweisen, wenn man mit der 4 mm AP in der Dämmerung herumschaut. So ab 22.00 Uhr wurde das Ansetzen des Fernglases an die Augen unbequehmer, es dauert ein paar Sekunden länger, bis die Augen sauber durch das Glas sehen können. Wer schnell was finden muß, ist dann wirklich im Nachteil. Dieser Teil unseres Minitests sollte aber noch einmal nachgemacht werden, wir haben gegrillt und zum beißenden Rauch gab es noch feinen Rotwein, die absolut besten Bedingungen für einen Sehtest.
Euer Gunnar
