Die Abdrücke auf den Brillengläsern stammen zu fast 100% nicht vom Gummi, sondern von den Ablagerungen (z.B. Hautfett, Schweiß, Atemfeuchtigkeit in Verbindung mit Staub und anderen Schwebeteilchen in der Luft), die sich dort festgesetzt haben und beim mechanischen Kontakt aufs Brillenglas übertragen, also sozusagen „aufs Glas gestempelt” werden. Die jetzt beim Duovid und Ultravid benutzte Gummimischung – oder ist es ein anderer Kunststoff? – ist oberflächlich relativ rauh, was die Griffigkeit und Haptik (wirkt „kuscheliger”) verbessert, aber dadurch anfälliger für die genannten Ablagerungen wird. Die Oberfläche bei den Trinovids war glatter.
Einzige mir einleuchtende Vorbeugungsmaßnahme (von Abhilfemaßnahme wage ich nicht zu sprechen) wäre, alles zu tun, um die Gummi-Okularhülsen so sauber wie möglich zu halten. Das bedeutet, daß unbedingt Okularschutzdeckel benutzt und diese auch immer aufgesetzt werden, wenn das Fernglas nicht am Auge ist. Die Schutdeckel von Leica sind stümperhaft gestaltet: zu hoch, sie sehen aus wie die lustigen hohen Hütchen der Andenbewohner, sie sitzen nicht richtig fest und gerade, und wenn man sie fest aufdrückt, damit sie gut halten, dann lassen sie sich schwer abziehen.
Ich habe mir die Okular-Klappdeckel der Marke „Butler Creek” gekauft (per Internet aus den USA bezogen, aber man kann sie z.B. auch in vielen Waffen- und Jagdbedarfsgeschäften bekommen, da sie eigentlich für Zielfernrohre konzipiert sind). Ich habe sie so „zugeschnitzt”, daß sie auf meinen diversen Ferngläsern sicher sitzen. Für die Modelle Leica Ultravid 10x42 und 12x50 sowie Nikon 8x32 HG und 10x32 HG paßt beispielsweise die Größe 17. Der Vorteil ist, daß sie bombenfest sitzen, immer dran bleiben und so weder verlorengehen noch am Fernglas während des Beobachtens herumbaumeln, und ruck-zuck zugeklappt sind und dann das Okular wahrscheinlich sogar wasserdicht verschließen. Ich habe diese Konstruktion dem Leica-Produktmanager für Sportoptik in Fotos gezeigt und anläßlich der „photokina” nochmals zur Sprache gebracht. Die Reaktion war: „Das würde unser Designer nicht akzeptieren”. Offenbar hat man bei Leica eine andere Vorstellung davon, was Design ist. Für mich gilt der alte, eigentlich schn abgedroschene, aber nichtsdestoweniger zeitlos gültige Spruch „form follows function”, und danach wären solche praktische Okularschutzklappen, die auch noch viel kompakter als die häßlichen Zylinderhüte von Leica sind, nicht nur zulässig, sondern beinahe zwingend.
Sollten Sie mehr dazu wissen wollen, lassen Sie es mich wissen. Ich könnte Ihnen Fotos per eMail schicken.
Walter E. Schön