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Re: Vergrößerung + Dioptrienausgleich

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06. November 2004 17:01
Ein Brechkraftunterschied von 0,75 dpt zwischen beiden Augen bedeutet zwar auch unterschiedliche Brennweite, eber erstens nur in so geringem Maße, daß es in der Größe keinen nennenswerten Unterschied macht (werde ich gleich anschließend näher begründen), zweiten bedeutet es nicht, daß die Augäpfel verschieden groß sind. Vielmehr ist der Abstand von der Hornhaut oder von der Augenlinse bis zur Netzhaut (gemessen zu der sog. Fovea, dem zentralen Bereich des gelben Flecks mit der größten Sehzapfendichte und mithin größten Sehschärfe) bei beiden Augen so gut wie identisch - und wenn nicht, so hat das Gehirn in einem lebenslangen Lernprozeß die evt. aus unterschiedlichen Größen resultierenden Abbildungsmaßstäbe auf der Netzhaut einander angepaßt. Die unterschiedliche Dioptrienzahl hat nur zur Folge, daß auf der Netzhaut des einen Augens ein schärferes Bild entsteht als auf der Netzhaut des anderen. Durch eine Dioptrienkorrktur, sei es durch eine vorgesetzte Brille, durch Kontaktlinsen oder die Dioptrienkorrektur des Fernglases wird nur die Gesamtbrechkraft (von Auge + Korrekturmittel) so verändert, daß beide Augen wieder ein scharfes Bild auf der Netzhaut liefern. Zwar kommt es dabei zu einer geringfügigen Verschiebung der Hauptebene und so auch zu einer minimalen Brennweitenänderung, aber die für die Bildgröße auf der Netzhaut maßgebliche Entfernung des opt. Systems von der Netzhaut wird zum allergrößten Teil von der Größe des Augapfels bestimmt. Insofern unterscheiden sich Auge und Kamera sehr, und ich vermute, daß Ihre Bedenken aus einer von ihnen angenommenen, so aber nicht bestehenden Analogie abzuleiten sind:

Bei der Kamera stellen Sie durch axiales Verschieben des Objekts (oder eines Teils seiner Linsen) bei konstant bleibender Objektivbrennweite die Schärfe auf der Mattscheibe bzw. auf dem Film ein. Dabei kommt es zu einer Bildvergrößerung, wenn der Abstand des Objektivs zum Film vergrößert wird, oder zur Bildverkleinerung, wenn der Abstand reduziert wird. Beim Auge aber wird die Augenlinse nicht verschoben, sondern durch Kontraktion der elastischen Linse, die dabei dicker wird, die Brechkraft erhöht bzw. die Brennweite verkürzt, ohne daß sich der Abstand zur Netzhaut ändert. Folglich wird das Bild scharf oder unscharf, ohne sich in der Größe zu ändern!

Jetzt noch die eingangs versprochene Erläuterung, warum sich die Brennweite auch bei 0,75 dpt nur wenig ändert. 0,75 dpt entspricht einer Brennweite von 1 m : 0,75 = ca. 1,33 m, wenn 0,75 dpt die Gesamtbrechkraft einer Linse ist. Die Brechkraft der Auges beträgt je nach Akkumodationszustand (d.h. je nach Einstellung auf kurze oder weite Entferungen) ca. 50 bis 60 dpt, also wollen wir mal mit dem runden Wert 55 dpt rechnen. 55 dpt entspricht einer Brennweite von 1 m : 55 = ca. 18,2 mm. Wenn nun das andere Auge 0,75 dpt mehr Brechkraft hat, dann hat es 55,75 dpt, was einer Brennweite von 1 m : 55,75 = ca. 17,94 mm entspricht. Der Unterschied ist also nur (bei genauer Rechnung) 0,2446 mm oder 1,36% der Augenbrennweite. Aber, wie oben erläutert, resultiert nicht aus diesen 1,36% weniger ein entsprechend kleineres, sondern nur ein unschärferes Bild, weil sich die von einem Gegenstandpunkt kommenden Lichtstrahlen eben nicht auf der Oberfläche der Netzhaut, sondern bei diesem „kurzsichtigen” Auge um 0,2446 mm vor der Netzhaut schneiden und auf dem weiteren Weg bis zum Auftreffen auf die Netzhaut schon wieder etwas divergiert sind (nämlich auf ein Unschärfescheibchen von ca. 0,034 mm Durchmesser (ca. 1/30 mm), wenn bei Tageslicht die Augenpupille einen Durchmesser von ca. 2,5 mm hat.

Mit Brille, Kontaktlinse oder dioptrienkorrigiertem Fernglas wird der Schnittpunkt der Lichtstrahlen wieder genau auf die Netzhaut verlegt, Sie sehen scharf und mit beiden Augen gleich groß.

Wenn man es ganz, ganz genau durchrechnet, kommt es in der Tat zu einer minimalen Größenänderung aufgrund der Hauptpunktverlagerung, aber die ist so klein, daß Sie sie getrost vergessen können. Sie brauchen sich daher auch keine Sorgen um ein evtl. überarbeitetes Sehzentrum im Hirn zu machen; das Gegenteil ist der Fall: Durch das nunmehr auf der Netzhaut scharfe Bild wird ihr Sehzentrum entlastet, denn nun hat es von beiden Augen Bilder, die sich leichter und präziser zur Decken bringen und anhand seitlicher Verschiebungen einzelner Bildpunkt (Parallaxe) zur einem Raumbild weiterverarbeiten lassen.

Walter E. Schön

Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Vergrößerung + Dioptrienausgleich

Tobias 1635 06. November 2004 16:01

Re: Vergrößerung + Dioptrienausgleich

Walter E. Schön 1072 06. November 2004 17:01



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