Ihre Lösung ist im Prinzip genau richtig, Ihr Vorwurf vielleicht ungerecht, denn nicht jeder Designer würde sich gegen eine solche (sicher gestalterisch noch verbesserungsfähige) Lösung sperren, sondern könnte sie sogar als Aufgabe begreifen, die zu lösen eine interessante Herausforderung sein könnte.
Ich hatte im Februar dieses Jahres mit dem Produktmanager „Sportoptik” (falsch, er ist Product Manager Sports Optics, aber ich spreche lieber deutsch, wenn ich in Deutschland mit Deutschen rede) ein langes Telefongespräch, in dem ich auch die Streulichtproblematik speziell der Kompaktferngläser ansprach – die übrigens bei Zeiss, Swarovski und Nikon, den anderen führenden Herstellern auf diesem Sektor, nicht besser gehandhabt wird. Ich schlug vor, eine herausziehbare Streulichtblende einzubauen, die das Glas kaum größer, aber bei Bedarf nach Herausziehen der Rohre unempfindlicher gegen Streulicht machte. Es kam sofort das Gegenargument „das würde unser Designer nicht zulassen”. Ich bezweifle das; vielmehr halte ich es für eine Art vorauseilenden Gehorsams, dieses Problem gar nicht bis zum Designer durchzureichen, oder schlichtweg für eine Ausrede.
Als dann wenige Wochen vor der Photokina die neuen Ultravid-Kompaktferngläser angekündigt wurden, war ich gespannt darauf, sie mir in Köln auf der Photokina anzusehen: Sie hatten natürlich keine ausziehbaren Streulichtblenden. Ich sprach das Thema erneut an, wieder hörte ich das gleiche Argument. Ob jemand bei Leica (Zeiss, Swarovski, Nikon usw.) schon mal mit dem Designer über ausziehbare Streulichtblenden gesprochen hat? Gerade dazu wären doch Designer da, eine als technisch sinnvoll und machbar erkannte Lösung eines Problems so gestalterisch umzusetzen, daß sie auch ästhetisch und ergonomisch zufriedenstellt.
Ich denke, daß wir hier und auf Messen/Ausstellungen usw. dieses Thema immer wieder ansprechen und die Verantwortlichen bei der Herstellerfirmen so lange damit konfrontieren sollten, bis sie „weichgekocht” sind und endlich mit ihren Designern über praktikable Streulichtblenden reden. Die Designer lassen ja auch nicht einfach die Umkehrprismen weg, weil sie als „Dickmacher” die ästhetische Linie stören. Dann müßte das mit Streulichtblenden ebenfalls lösbar sein.
Bei Leica ist diese Ignoranz deshalb besonders unverständlich, weil Leica in zahlreiche Objektive der M7 (früher M6) herausziehbare Streulichtblenden einbaut und deren Vorteil in den Prospekten auch herausstellt. Warum sollte für Fernglasobjektive nicht gelten, was für Fotoobjektive richtig ist?
Walter E. Schön