Nein, einen Erfahrungsbericht will ich nicht nennen, was ich zu diesem Fernglas schreibe. Zwei Stunden Zeit hatte ich, um mit diesem Instrument an einem größeren See Vögel zu beobachten, und das reicht leider noch nicht zu einem Erfahrungsbericht. Ich hatte ein Victory 10x42 FL zum Vergleich mit. Das Wetter war schön, einerseits wunderbar, weil so lange Sauwetter war, andererseits wären schlechtere Sichtverhältnisse nicht übel für einen Vergleich gewesen.
Um es gleich zu sagen: Wenn das Kowa 150 g leichter wäre, ich hätte sofort eines bestellt! Am See mit seinen anspruchsvollen Entfernungen bewirkte die 10,5fache Vergrößerung in Verbindung mit der durchaus möglichen Beobachtungsruhe und dem ganz ausgezeichneten Kontrast, dass ich das Victory zunehmend nicht beachtete. Schade, dass mir das neulich beschriebene Ultravid HD nicht zur Verfügung stand. Es machte Freude, mit dem Kowa über 1000 m entfernte Zwergmöwen und erste Trauerseeschwalben unter den Lachmöwen herauszupicken, vorbeifliegende und schwimmende Enten zu bestimmen usw. Es verzeichnet weniger als das Victory, die Transmission dürfte etwa auf Ultravid/Ultravid HD-Niveau liegen, das Victory scheint etwas mehr zu haben. Das Sehfeld ist gleichauf mit dem Victory, das Kowa 8,5x44 hat dagegen leider ein recht klein geratenes Sehfeld. Kurz: Unter den genannten Bedingungen war das 10,5x44 in seinem Element. Ich überlege sogar jetzt noch, ob ich mir dieses Glas zur Zugplanbeobachtung und zur Wasservogelzählung im Winter nicht doch noch zulegen werde.
Das Glas ist verglichen mit einem Ultravid recht groß, liegt gut am Körper an, wenn man es an dem sehr breiten Trageriemen um den Hals trägt. Es ist so schwer wie die Trinovid 10x42 - leider, denn die waren mir damals zu schwer, um damit den ganzen Tag zu beobachten. Aber ein Vormittag, das dürfte gehen, zum leichtesten 10x50 fehlen auch noch 100g. Es gibt jedoch nicht wenige Beobachter, die heute noch mit dem Trinovid ganztägig beobachten (müssen). Zweiter Kritikpunkt: die Augenmuscheln. Die gefallen mir gar nicht, drücken unbequem, und es dauerte etwas, den richtigen Einblick zu finden. Das gelang dann aber doch. Kowa sollte die Augenmuscheln genauso nachbessern wie Zeiss es auch gemacht hat, wenn auch mit weniger Grund als Kowa ihn hätte.
Ich kam mit der Handhabung gut zurecht, ein Mitbeobachter gar nicht, also ausprobieren! Das Kunststückchen, einhändig mit dem Fernglas einen überraschend fliegenden späten Raufußbussard zu beobachten, während das Spektiv auf dem Stativ montiert auf der Schulter getragen wird, klappte zwei Stunden vorher mit dem Victory so la la, ob auch mit dem Kowa? (Ich habe Zweifel, jedenfalls bei meinen kleinen Händen). Das Kowa hat übrigens ein Filtergewinde an den Objektiven!
Ich glaube, dieses Glas kennen nur wenige in Deutschland. Das ist schade, denn für 1144 € erhält man ein Bild, das nach meinen ersten Eindrücken mit der absoluten Spitze mithalten kann. Wie sehr man sich durch das Gewicht oder die Augenmuscheln stören lässt, ist von Fall zu Fall sicher verschieden. Also riskieren Sie ruhig mehr als nur einen Blick, wenn Sie das Kowa XD irgendwann einmal sehen sollten.
MP
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.04.08 00:46.