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08. April 2005 12:51
Leider hat sich Herr Klemm dazu noch nicht selbst geäußert, was er mit „Farbfehler” meinte. Sollte er doch entgegen meiner obigen Vermutung die Farbsäume meinen, in erster Linie wegen chromatischer Queraberration (Farbquerfehler), die aber nur außerhalb der opt. Achse bzw. Bildmitte auftritt, teils wegen chromatischer Längsaberration (Farblängsfehler), die auch in der Bildmitte möglich ist, dann wäre dazu noch folgendes zu sagen:

Sie werden bei einem Fernglas, bei dem Sie z.B. blauviolette Farbsäume gesehen haben, ebenso auch orangegelbe bis gelbgrüne Farbsäume sehen können, speziell, aber nicht nur, wenn sie außerhalb der Bildmitte zu beobachten waren. Machen Sie dazu folgende Versuche.

1. Suchen Sie als Motiv eine weiße Fläche, z.B. eine weiße Hauswand, die sich vor einem möglichst dunklen, am besten schwarzen Hintergrund abhebt, etwa vor einem fast schwarzen Waldrand, der nicht von der Sonne beschienen wird. Beobachten Sie nun die Kante zwischen der weißen und der fast schwarzen Fläche. Richten Sie das Fernglas so aus, daß a) diese Kante sehr nahe dem Bildrand auf der Seite liegt, auf der die weiße Fläche außen ist (also nahe dem rechten Bildrand, wenn Weiß rechts von Schwarz liegt, aber nahe dem linken Bildrand, wenn Weiß links von Schwarz liegt). Sie dürften jetzt entlang der Kante einen blauvioletten Farbsaum sehen. Nun schwenken Sie das Fernglas so, daß b) die Kante nahe dem entgegengesetzten Bildrand liegt, und nun sehen Sie entlang derselben Kante einen gelblichen Farbsaum.

Dieser Farbsaum beruht darauf, daß z.B. für blauviolettes (und evtl. ebenso das ganz langwellige purpurrote) Licht das Bild ein wenig kleiner ist als für das übrige Licht des Spektrums. Folglich fällt bei a) das blauviolette Licht, das im Bild eigentlich innerhalb der weißen Fläche ganz nahe der Kante ankommen sollte, nicht dorthin, sondern minimal näher zur Bildmitte und somit auf die andere Seite der Kante in den dunklen Bereich. Dieser ist daher nun nicht mehr fast schwarz, sondern leuchtet blauviolett. Daß der Randbereich im Weiß nun nicht wegen des dort fehlenden Blauvioletts komplementätfarbig gelb erscheint, liegt daran, daß dort wiederum blauviolettes Licht eintrifft, das noch weiter außen in der weißen Fläche liegen sollte. Diese „Verschiebung“ des blauvioletten Lichts zur Bildmitte erzeugt innerhalb der weißen Fläche so lange kein Gelb, bis die weiße Fläche zu Ende ist. Wenn also weiter außerhalb er weißen Fläche wieder eine dunkle Fläche folgen sollte, dann haben wir die Verhältnisse wie im Falle b). Dort liegt die weiße Fläche auf der zur Bildmitte zeigenden Seite der Kante und die schwarze Fläche auf der außen liegenden Seite. Da auch hier der blauviolette Anteil des weißen Lichts zur Bildmitte hin verschoben wird, aber von außen nichts „nachrücken“ kann, weil es dort dunkel ist, fehlt hier entlang der Kante im Weiß das Blauviolett, und das ergibt den komplementärfarbigen gelben Farbsaum.

2. Nun nehmen wir im zweiten Versuch die Kante zwischen der weißen und der schwarzen Fläche in die Bildmitte, und wenn Sie das Auge korrekt hinter dem Okular innerhalb der Austrittspupille zentriert haben (Sie sollten in diesem Versuch nur mit einem Auge schauen und das zweite schließen), sehen Sie keinen Farbsaum. In der Bildmitte kann es keinen Farbquerfehler geben, weil es dort ein „zur Mitte verschoben“ nicht gibt. Wenn Sie nun aber das Auge ein bißchen seitwärts nach links oder rechts verschieben, so daß Ihre Augenpupille nicht mehr mittig in der Austrittspupille liegt, sondern exzentrisch, dann tauchen plötzlich wieder Farbsäume auf, wenn auch schwächer als beim Versuch 1. Wenn z.B. die weiße Fläche rechts der Kante und die schwarze links liegt (und die Kante genau durch die Bildmitte verläufte), dann werden Sie wahrscheinlich einen schwachen blauvioletten Farbsaum sehen, wenn Sie das Auge hinter dem Okular etwas nach rechts verschieben, aber einen gelben, wenn Sie es nach links verschieben. Diesen Effekt werden Sie bei einem Fernglas mit besonders großer Austrittspupille, z.B. bei einem 8x56, sehr viel deutlicher sehen als bei einem Glas mit kleiner Austrittspupille, z.B. einem 8x32. Deshalb hatte ich in meinem vorherigen Beitrag auch diesen Punkt als einen der Gründe genannt, die für ein zusätzliches 8x32 sprechen, das diesbezüglich unkritischer ist.

Der Vorteil einer übergroßen AP nicht nur bei schwachem Licht wegen des dann helleren Bildes, sondern auch bei schwierigen Beobachtungsbedingungen aufgrund eines unruhigen Untergrunds (schwankendes Boot, holperndes Auto, vibrierender Hubschrauber) wegen des Nicht-aus-der-AP-Wanderns der Augenpupille wird also leider mit dem Nachteil stärkerer Farbsäume erkauft. Aber natürlich ist ein Bild mit leichten Farbsäumen immer noch besser als gar kein Bild oder ein immer wieder vorübergehend schwarz werdendes Bild (wegen des vorübergehenden Verlassens der AP).

Daß man ein 10x25 „nicht ernthaft benutzen“ könne, ist aber entschieden zu weit gegangen. Auch ich benutze unter vielen Bedingungen gern und erfolgreich ein 10x25, natürlich nicht so gern auf einem schwankenden Schiff, sofern mir dort auch ein 8x42, 7x50 oder ähnlich zur Verfügung stünde. Der einschränkende Faktor beim 10x25 ist nicht „ernsthafte Benutzung”, sondern „wenig Licht“ oder „unruhiger Stand“.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Qualität, wie wird diese bestimmt.

Erich Klemm 3227 07. April 2005 10:56

Fünf Antworten auf fünf Fragen

Walter E. Schön 1897 07. April 2005 13:53

Re: Fünf Antworten auf fünf Fragen

Peter Stein 1446 08. April 2005 07:44

Nachtrag zum Thema Farbsäume

Walter E. Schön 1681 08. April 2005 12:51

Re: Nachtrag zum Thema Farbsäume

Yves Weinachter 1378 08. April 2005 15:08

Re: Fünf Antworten auf fünf Fragen

Thomas Becker 1349 08. April 2005 14:51



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