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Kleines „umgekehrtes” (= Reverse) Porrofernglas für Nahbeobachtung

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22. Juni 2005 10:23
Aufgrund der inwzischen von Herrn/Frau W. Mercer gegebenen Empfehlung eines Pentax 6,5x21 „Reverse Porro” möchte ich ergänzend zu meinem vorherigen Beitrag noch einige Bemerkungen zu solchen Kompaktferngläsern mit eng stehenden Objektiven und geringerer Vergrößerung machen.


1. Wie ich schon gezeigt habe, entschärft ein kleiner Objektivachsenabstand sowohl hinsichtlich der Sehfeldüberdeckung (Schnittmenge linkes/rechtes Bild) als auch hinsichtlich der sich mit kürzer werdender Entfernung steigernden Konvergenz (Schielen) die Probleme im extremen Nahbereich, was den „Reverse-Porro”-Fernglastyp für den Nahbereich sehr geeignet macht. Man kann mathematisch zeigen, daß sich die Nahgrenze näherungsweise etwa proportional sowohl zum Objektivachsenabstand als auch zur Vergrößerung verkürzen läßt.

Ich habe mit meinem Nikon 10x32 HG, einem erstklassigen Dachkantglas mit außergewöhnlich kurzer Naheinstellung, folgende Daten ermittel: Ich komme mit meiner auf ca. 80 cm Distanz korrigierten Computerarbeits-Brille mit diesem Fernglas auf eine kürzeste Naheinstellung von ca. 1,8 m. Bei meinem Augenachsenabstand von 67 mm ergibt sich bei dieser Naheinstellung (wegen der konvergenten Augenachsen muß der Okularachsenabstand gegenüber der Eistellung auf die Ferne um einige Millimeter verkleinert werden) ein Objektivachsenabstand von 65 mm. Da es sich um ein Fernglas mit Innenfokussierung handelt, bleibt der Vergrößerungsfaktor bis in den Nahbereich konstant bei 10fach. Der schon deutliche Sehfeldversatz führt zu einer noch brauchbaren Schnittmenge von knapp 2/3 eines vollen Sehfeldkreises (trotz der kürzeren Entfernung mehr als im Rechenbeispiel meines vorherigen Betrages, weil der scheinbare Sehwinkel dieses Fernglases mit 65° deutlich größer ist als die 60° in meinem Rechenbeispiel!). Konvergenzprobleme konnte ich nicht feststellen; diesbezüglich hätte die Naheinstellung wohl noch ein wenig kürzer sein dürfen.

Wenn ich nun annehme, daß ein kleines umgekehrtes Porroglas z.B. 40 mm Objektivachsenabstand hätte, so ist das gegenüber meinen 65 mm eine Verminderung um den Faktor 40:65 = ca. 0,6154.

Wenn das kleine umgekehrte Porroglas z.B. 6,5fach vergrößert, so ist das gegenüber meiner 10fachen Vergrößerung eine Verminderung um den Faktor 6,5:10 = 0,65.

Beide Effekte zusammen ergeben eine Verminderung um den Faktor 0,6154·0,65 = 0,4. Aus meiner problemlos nutzbaren Nahinstellung von 1,8 m kann also bei identischer Sehfeldüberdeckung und Konvergenz (Schielen) mit einem solchen umgekehrten Kompakt-Porro eine Naheinstellung von 0,4·1,8 m = 0,72 m werden.

Hätte das kleine umgekehrte Kompakt-Porro nur 30 mm Objektivachsenabstand, wäre der obige Faktor 0,6154 durch 30:65 = ca. 0,4615 zu ersetzen, der Gesamt-Verminderungsfaktor wäre statt 0,4 jetzt nur noch 0,4615·0,65 = 0,3 und die Nahgrenze schrumpfte von 0,72 m auf nur noch 0,3·1,8 m = 0,54 m.

Ich besitze ein bei eBay ersteigertes namenloses Spezialfernglas 7x25 für Nahbeobachtung, des nach dem Reverse-Porro-Prinzip aufgebaut ist und eher wie ein sehr kompaktes Stereomikroskop denn wie ein Fernglas aussieht (beide Objektive sind ein EINEM zylindrischen Tubus eingebaut, der für beide Objektive gemeinsam EIN 62-mm-Gewinde zum Einschrauben einer Vorsatzlinse hat, welche einerseits die optische Naheinstellung verkürzt und andererseits den Strahlengang wie beim Greenough-Stereomikroskop* oder beim Stereomikroskop nach dem Fernrohrprinzip mit Vorsatzobjektiv* vor dem Objektiv konvergent macht, um den Sehfeldversatz weitgehend zu reduzieren.

* Sehen Sie sich bei Interesse folgende Website [www.mikroskopie.de] an und klicken Sie dort in der linken Spalte bei „Konfigurations-Beispiel Greenough-System” bzw. bei „Konfigurations-Beispiel Fernrohr-System”).

Mein oben beschriebene Spezial-Nahbereichsfernglas 7x25 hat einen Objektivachsenabstand von nur 30 mm, und weil die Vorsatzlinse den Hauptstrahlverlauf vor den Objektiven konvergent macht, zeigt sich nahezu 80%ige Sehfeldüberdeckung noch bei ca. 22 cm Entfernung (ab Objekiv gemessen, ab Vorsatzlinse sind es sogar nur 17 cm).


2. Da in einigen bisherigen Beiträgen etwas unkritisch Naheinstellwerte ohne Rücksicht auf den Vergrößerungsfaktor verglichen wurden, möchte ich darauf hinweisen, daß das zu Fehlschlüssen führt!

Man muß berücksichtigen, daß man sich mit einem weniger stark vergrößernden Fernglas im Vergleich mit einem stärker vergrößernden Fernglas dem Motiv proportional zum Vergrößerungsfaktor nähern muß, um das Motiv gleich „groß” und gleich detailreich zusehen. Wenn ich mit meinem Nikon 10x32 HG eine Blüte mit Insekt aus 1,8 m Entfernung betrachte, so müßte ich, um das Motiv mit einem 6,5x21-Reverse-Porro genauso deutlich zu sehen, auf (6,5:10)·1,8 m = 1,17 m herangehen. Hätte ich gar ein 4x12-Modell, müßte ich die Entfernung sogar auf (4:10)·1,8 m = 0,72 m verkürzen.

Man hat also zumindest hinsichtlich der „Bildgröße” (Detailerkennbarkeit) nichts gewonnen, wenn man mit einem Fernglas zwar viel näher ans Motiv herankommt, aber nur eine entsprechend geringere Vergrößerung hat. Erst wenn die Nahgrenze beim weniger stark vergrößernden Fernglas kürzer als nur proportional zu den Vergrößerungen verkürzt ist, sieht man tatsächlich auch mehr Details.

Allerdings hat die Kombination einer kürzeren Entfernung mit entsprechend kleinerer Vergrößerung selbst bei nur gleicher Detailauflösung einen wichtigen Vorteil: Das Wackeln bzw. Zittern des Fernglases wirkt sich viel geringer aus. Für die Bildverschlechterung durch Wackeln bzw. Zittern sind nämlich nicht Verschiebungen, sondern Kippbewegungen (also nicht laterale oder longitudinale, sondern Winkeländerungen) verantwortlich. Bei halber Vergrößerung (z.B. 5fach statt 10fach) und halber Entfernung (z.B. 0,9 m statt 1,8 m) sieht man also das Motiv zwar genauso „groß” und detailreich wie im größeren Fernglas, aber das Wackeln bzw. Zittern wirkt sich nur halb so stark aus.

3. Schließlich will ich noch auf einen weiteren Aspekt beim Beobachten im extremen Nahbereich hinweisen, der leicht übersehen werden kann: Die Schärfentiefe ist sehr gering, und das führt außer zur Reduzierung des scharfen Bildes auf eine sehr dünne Zone (evtl. nur von wenigen Millimetern) auch noch dazu, daß der Betrachtungsabstand zum Motiv sehr genau eingehalten werden muß und daher für gute Beobachtung ein Stativ (zumindest ein Einbeinstativ, das bessere Bewegungsfreiheit erlaubt) erforderlich wird. Mein oben beschriebenes Nahbereichs-Spezialfernglas 7x25 hat deshalb wie manche sehr langbrennweitige Teleobjektive unten am zylindrischen Tubus eine Stativbefestigungsplatte mit 1/4"-Gewinde zum Anschrauben an den Neiger oder Kugelkopf eines Stativs.

Wer sich die extreme Nahbeobachtung mit einem umgekehrten Kompakt-Porrofernglas, z.B. 8x20 oder 6,5x21 oder 7x15 usw., erschließen möchte, sollte also vor dem Kauf prüfen, ob es irgendeine Möglichkeit (evtl. im Selbstbauverfahren) zur Stativbefestigung gibt.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

Dorothea König 3628 19. Juni 2005 11:24

Re: Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

Lüpke 1902 19. Juni 2005 12:05

Re: Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

Stefan Korth 1779 20. Juni 2005 10:15

Re: Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

Wolfgang Henseler 2073 19. Juni 2005 12:27

Re: Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

Thomas Becker 2138 19. Juni 2005 17:06

Re: Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

Lüpke 1445 19. Juni 2005 19:30

Re: Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

Walter Wehr 2267 19. Juni 2005 23:46

Re: Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

Achim 1553 20. Juni 2005 10:19

Re: Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

Dorothea König 1681 20. Juni 2005 11:34

Deshalb bieten nur Monos eine extrem kurze Naheinstellung

Walter E. Schön 2564 21. Juni 2005 17:57

Re: Deshalb bieten nur Monos eine extrem kurze Naheinstellung

Dorothea König 1467 21. Juni 2005 20:43

Kleines „umgekehrtes” (= Reverse) Porrofernglas für Nahbeobachtung

Walter E. Schön 2614 22. Juni 2005 10:23

Re: Kleines „umgekehrtes” (= Reverse) Porrofernglas für Nahbeobachtung

Werner Jülich 1504 22. Juni 2005 10:46

Re: Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

W. Mercer 1699 22. Juni 2005 03:01

Re: Welches Fernglas ist für Insektenbeobachtung zu empfehlen?

Paul Kemp 1501 22. Juni 2005 07:25

Zeiss mono 6 x 18.

Dorothea König 1805 29. Juni 2005 15:04



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