Leider kann ich nicht versprechen, Ihre Probleme per Ferndiagnose lösen zu können, aber vielleicht können Sie mit Hilfe der folgenden Fragen und Empfehlungen die Sachlage etwas präziser darstellen und mir so Hinweise auf mögliche Ursachen geben:
1. Haben Sie den Eindruck, ohne Fernglas (also mit bloßen Augen plus Kontaktlinsen) auf normale Entfernungen, also z.B. ab 1 m bis in weiteste Ferne, scharf und kontrastreich zu sehen?
Wenn das nicht der Fall ist, sollte erst hier Abhilfe durch besser angepaßte, unbeschädigte Kontaktlinsen oder eine Brille geschaffen werden, bevor Sie sich erneut auf die Fernglassuche machen.
2. Machen Sie mit einem Fernglas, von dem gewährleistet ist, daß es einwandfrei funktioniert und qualitativ gut ist, z.B. bei Herrn Jülich den Versuch, mit nur jeweils einem Auge durch das zugehörige Okular zu schauen und das Bild für eine größere Entfernung (d.h. nicht unter ca. 10 m) scharfzustellen. Gelingt Ihnen das fürs linke Auge (das rechte kann, falls Sie es nicht willentlich schließen können, dazu mit einer Augenklappe oder einem schwarzen Tuch abgedeckt werden)? Gelingt es Ihnen ebenso auch mit dem rechten Auge?
Falls es bei beiden Augen einzeln gelingt, bei gemeinsamem, also biokularem Durchschauen aber nicht, könnte das folgende Ursachen haben:
2.1 Der Okularachsenabstand ist nicht korrekt auf den Abstand zwischen den Pupillen Ihrer beiden Augen justiert. Um diese Justage möglichst genau vorzunehmen, gehen Sie wie folgt vor. Halten Sie das Fernglas in etwas vergrößertem Abstand (ca. 5 cm zwischen Okular und Auge), so daß Sie nicht mehr das volle Sehfeld überblicken, sondern mit jedem Auge nur eine relativ kleine Kreisfläche. Sie sollten nun den Abstand der beiden Okularachsen (durch mehr oder weniger starkes Abknicken des Fernglases an der „Knickbrücke“) so verändern, daß Sie den mindesten 10 m fernen angepeilten Gegenstand im Zentrum beider Kreisscheiben sehen können (versuchen Sie dabei, das Bild wenigstens grob scharfzustellen) und daß die beiden Kreisscheiben nicht nebeneinander mit kleiner Überlappung stehen, sondern annähernd zu einem einzigen Kreis verschmelzen. Wenn Ihnen das nicht gelingt, sollten Sie beim Augenarzt oder einem guten Augenoptiker (der das manchmal besser macht als der Augenarzt) prüfen lassen, ob Sie sog. Disparationsprobleme haben (Probleme, mit den Augenmuskeln die beiden Augäpfel so durch Drehen auszurichten, daß beide Augen auf denselben Punkt „fixiert” sind (das Bild des angepeilten Gegenstandes bei beiden Augen zugleich auf die Fovea fällt - das ist die kleine Netzhautgrube, in der die Sehschärfe am großten ist).
Wenn es Ihnen gelingt, beide Kreise zur Deckung zu bringen (der Fachmann sagt: die Bilder zu fusionieren) und nur einen einzigen Kreis zu sehen, wäre das Fernglas langsam wieder näher an die Augen zubringen, wobei evtl. der Abstand zwischen beiden Okularen minimal (ca. 0,5 bis 1 mm) vergrößert werden muß, falls der bei diesem Versuch angepeilte Gegenstand nicht weit genug entfernt lag.
2.2 Die beiden Okulare sind nicht korrekt auf eine eventuell – trotz Kontaktlinsen - unterschiedliche Sehschärfe Ihrer Augen eingestellt. Betrachten Sie wieder denselben Gegenstand wie zuvor erst mit einem Auge, und zwar demjenigen, auf welchen die „Dioptrieneinstellung” des Fernglases nicht wirkt (meistens das linke, das sollte in der Bedienungsanleitung stehen oder kann festgestellt werden, indem Sie während des Durchschauens nur durch ein Okular am Dioptrieneinstellrad/-ring drehen und beobachten, ob sich die Schärfe dabei ändert). Wenn Sie also mit dem richtigen Auge durchs zugehörige, nicht „dioptrienkorrogierbare“ Okular blicken, können Sie die Bildschärfe mit der normalen Fokussierwalze optimal einstellen: langsam in die Richtung drehen, in welcher das Bild schärfer wird, bis Sie über die Position bester Schärfe hinaus gekommen sind, dann wieder zurück und auf Optimum an Schärfe „einpendeln”. Dann schließen Sie dieses Auge oder decken es mit einer Augenbinde o.ä. ab, rühren die Fokussierwalze nicht mehr an und versuchen nun, allein mit der „Dioptrieneinstellung” fürs zweite Auge auf gleiche Weise des Hin-und-her-Pendelns“ die optimale Scharfeinstellung zu finden (der ZdF-Slogan „mit dem Zweiten sieht man besser” dürfte dabei nicht zutreffen, sondern Sie sollten bei gesunden Augen in etwa ebenso scharf wie zuvor mit dem anderen Auge sehen).
Wenn Sie nun wieder mit beiden Augen zugleich durchs Fernglas schauen, müßten Sie mit beiden Augen ein klares Bild sehen, das jetzt evtl. noch durch vorsichtiges (!) Spielen mit der Fokussierwalze optimiert werden kann. Ist das nicht der Fall, dann konrollieren Sie, ob Sie durch Verkippen oder Verschieben des Fernglases vor den Augen eine Besserung erzielen, Manchen Menschen, die noch nie ein Fernglas benutzt hatten, fällt es anfangs schwer, die Handbewegung so mit den daraus resultierenden Bildverschiebung zu koordinieren, daß das Fernglas korrekt so vor den Augen schwebt, daß die Achsen beider Okulare mit den Achsen beider Augen fluchten und weder ein seitlicher, noch ein vertikaler Versatz noch eine Verkipping (Verdrehung) eintritt.
Sollten diese Manipulationen nicht zum gewünschten Erfolg führen, sollten Sie hier kurz beschreiben, an welcher Stelle der oben beschriebenen Vorgehensweise die Probleme begannen. Je besser Sie diese Probleme darstellen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß deren Ursache herauszufinden ist, damit evtl. Gegenmaßnahmen getroffen werden können.
Guten Erfolg beim Testen - vielleicht kommen Sie damit ein Stück weiter. Andernfalls scheuen Sie sich nicht, sich wieder zu melden, damit wir über weitere Schritte diskutieren können.
Walter E. Schön
