Ich habe mir jetzt einmal ein paar Nächte Zeit genommen, um die beiden 7er und 10er Pärchen am Himmel zu prüfen.
Zuerst die 7 x 42er.
Diese Modelle sind für Spaziergänge in der Milchstraße gemacht, sie dürfen daher am Mond oder an hellen Planeten etwas abfallen. Das tun sie aber beide nicht.
Beide Gläser zeigen am Mond so gut wie keinerlei Reflexe, was noch an Reflexen sichtbar ist, beschreibe ich später, auch sehr helle Sterne (Wega) werden im Zentrum als sehr feiner Punkt und am unmittlebaren Rand immer noch als Punkt wahrgenommen.
Kugelsternhaufen, hier M13 und M92 werden als undifferenzierte, runde Nebel mit leichtem Helligkeitsabfall dargestellt. Die Vergrößerung reicht für mehr nicht aus.
Die Emissionsnebel im Schwan zeigen beide, hier gibt es dann Unterschiede, den Pelikan zeigen unter 5.5er Himmel zwar beide, aber im FL sieht man mehr, nicht viel, aber für uns Beobachter schneidet das FL hier besser ab.
Das gilt auch für die beiden Cirrusnebel, sie sind plastischer gegen den grauschwarzen Himmelshintergrund. Man hat den Eindruck, daß das Ultravid noch einen schwärzeren Himmelshintergrund benötigen würde. Diesen Eindruck fanden wir nachher bestätigt.
Eine Pracht ist die Milchstraße am Südhorizont, M8, M20 usw. Hier zeigt sich der Vorteil eines großen Gesichtsfeldes und damit auch der Vorteil des Zeiss. Im direkten Vergleich ist immer ein Stück mehr Himmel zu sehen und was man sieht erscheint etwas plastischer, deutlicher, heller.
Doppelsterne haben wir uns gespart, der Siemensstern mit einstellbarer Raumbeleuchtung muß reichen.
Mit aufsteigendem Mond haben wir dann aber auch die Landschaft betrachtet. Das FL ist kontrastreicher, beim Betrachten der Landschaft ist der Unterschied sogar ziemlich groß, so als hätte das Leica 2-3 mm Durchmesser weniger.
Das 7 x 42 FL ist unser Favorit, es leistet sich keine Schwäche, wir würden es dem Ultravid vorziehen.
Dann die beiden 10 x 42er Modelle.
Hier sind die Gesichtsfelder ungefähr gleich. Die nominal 2 Meter, die das FL mehr bietet, haben in der Praxis keine Bedeutung. Steigt man aber vom 7 x 42 FL um auf das 10 x 42, so hat man den Eindruck von Enge, aber auch den von tieferer Dunkelheit. Von dieser Dunkelheit profitiert das Leica noch stärker als das Zeiss, denn der deutliche Unterschied, den wir bei den 7er Modellen festgestellt haben, ist bei den 10er Modellen so nicht mehr da. Auch hier ist das Zeiss noch etwas plastischer in der Wiedergabe schwacher Nebel, aber der Vorsprung ist geschrumpft.
Die Wega ist im Zentrum immer noch ein feiner Punkt, am Rand glaubt man beim Leica jetzt eine Spur Blau zu erkennen, nichts von Bedeutung, aber bei FL ist da nichts. Dafür ist die Randschärfe beim Ultravid mindestens gleich gut, wenn nicht einen Hauch besser. Das FL zeigt ganz zum Rand hin die Wege leicht verformt.
Beim Betrachten der Nebel ist der Unterschied ebenfalls geringer, dem Leica tut der dunklere Himmelshintergrund gut.
Trotz stärkerer Vergrößerung bleiben die beiden Kugelsternhaufen ziemlich undifferenzierte Kügelchen, sehen aber schon mehr nach Kugeln und weniger nach Nebeln aus.
Die Emissionsnebel im Schwan zeigt das Zeiss immer noch etwas besser, aber auch hier ist der Vorsprung des Zeiss kleiner geworden. Besonders der Nordamerikanebel ist mit den 10er Gläsern schöner zu sehen, als mit den 7er, was wir mehrmals im direkten Vergleich gesehen haben. Dagegen tut die stärkere Vergrößerung dem Pelikannebel nicht so gut.
Die horizontnahen Objekte im Süden der Milchstraße werden durch die höhere Vergrößerung besser dargestellt, vermutlich ist der Himmel für die 6 mm AP der 7er Gläser am Horizont zu hell. Da müßte man in zwei Monaten noch einmal testen.
Die beiden 10 x 42 haben wir dann, obwohl eigentlich überflüssig, auch am Mond getestet. Unterstützt mit einer Sonnenbrille haben wir dann eine ganze Zeit den Mond betrachtet. Es gibt in beiden Gläsern etwas Reflexe, die man ohne Sonnenbrille nicht erkennen kann. Die Reflexe sind sehr fein, beim FL außen am Rand, entgegengesetzt zum Mond, beim Ultravid mehr im Zentrum. Wir haben uns sehr bemüht, aber eine Beeinträchtigung war dadurch nicht zu erkennen.
Fazit: Bei unserem Test hat das Zeiss 7 x 42 FL sehr imponiert, der Abstand zum Uktravid war bei der Transparenz, der Helligkeit und beim Gesichtsfeld bemerkenswert. Schwächen hat das Glas bei diesem Test keine gezeigt.
Die beiden 10er Modelle liegen näher zusammen. Auch hier würde wir wohl dem Zeiss den Vorzug geben, aber eher knapp.
Von der Anmutung her macht das Leica den edleren Eindruck, von der Funktionalität gefallen uns aber die Augenmuscheln des Zeiss besser, hier kann sich also jeder heraussuchen, was er möchte.
Wolfgang Henseler