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Erfahrungsbericht Leica Trinovid 8x20 BCA

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24. August 2008 13:05
Liebe Forumsteilnehmer,

nach langem Zögern habe ich mich nun doch entschlossen, für die Gelegenheiten, bei denen man (frau) sonst kein Fernglas dabei hätte und auch für den Gebrauch in Konzert, Musical sowie Oper ein kleines Taschenfernglas zu kaufen. Als "Kompaktglas" würde ich es nicht bezeichnen - in diese Kategorie gehören (für mich) eher die 30er/32er-Gläser.

Meine Entscheidung fiel nach ausgiebigem Tagvergleich mit einem (190.- € teureren) Ultravid 8x20 BR und einem preisgleichen Nikon 8x20 HG-L. Ein Zeiss Victory 8x20 stand leider nicht zum Vergleich zur Verfügung; ich hatte es (trotz meiner "Zeisslastigkeit") auch nicht unbedingt auf der Kladde, weil es mir mit seinem asymmetrischen, einachsigen Knickbrückenmechanismus nicht klein genug und auch relativ zu teuer war. Wenn schon klein, dann richtig, war meine Devise.

Als bekennender "Randschärfefan" hatte ich das Trinovid am Ende des Feldes erwartet, wo es wohl auch mit - allerdings erstaunlich knappem - Abstand liegt. Natürlich habe ich keine Messungen an einer Testtafel machen können; da wäre der Randschärfeabfall des Trinovid gegenüber den Testkonkurrenten evtl. signifikanter gewesen. Bei der "normalen" Beobachtung am Tage war der Unterschied - zu beiden anderen - jedenfalls geringer als erwartet. In einem anderen Beitrag habe ich kommuniziert, dass vielleicht auch der große Preisabstand des Trinovid zum UV mich unbewusst etwas beeinflusst hat. Ich bin jedenfalls unter Mitbewertung der tendenziell weniger auf Rand- als auf Mittenschärfe abzielenden optischen Rechnungen "der Deutschen" leidlich zufrieden mit der Randschärfe. Fehler stören mich hier - trotz des kleineren Sehfelds - eher weniger als bei den großen und wesentlich teureren Gläsern von Leica und Zeiss. Nebenbei bemerkt würde ich aus meinen individuellen Vorlieben pro Randschärfe den beiden deutschen Topherstellern grundsätzlich anraten, sich bei Facelifts und Neuerscheinungen stärker an den Topneuheiten von Swarovski und Nikon zu orientieren - immer vorausgesetzt, die rechtfertigen ihre Vorschusslorbeeren.

Die Papierdaten des Sehfelds sprachen ebenfalls gegen das Trinovid, aber auch hier fiel mir der Unterschied zum Ultravid fast nicht auf; zum Nikon schon etwas mehr, jedoch nicht so, dass es für das Trinovid ein k.o-Kriterium gewesen wäre. Das Nikon hatte aber für meinen Geschmack etwas weniger Kontrast, eine etwas flauere Farbwiedergabe und nicht oder kaum mehr Transmission, sodass ich mich nach langem Zögern für "das deutsche Produkt" (Made in Portugal) entschieden habe. Auf Wasserdichtigkeit kam es mir nicht an.

Nun aber, nachdem das Meiste mehr oder weniger Wiederholung war, zum Erfahrungsbericht:

Form, Gewicht, Größe, Handhabung:

Das Trinovid ist unter allen Konkurrenten vor allem zusmmengefaltet mit das kompakteste Glas.
Das Gewicht von gemessenen 230 Gramm lässt, da nicht zu leicht, bei richtiger Haltung noch relativ ruhiges Beobachten zu. 10x25 wäre für mich angesichts der fehlenden Massedämpfung nicht infrage gekommen - das mag aber jeder für sich selbst entscheiden.

Der Augenabstand ist relativ schnell eingestellt; die Augenmuscheln lassen sich leicht ausziehen; etwas schwerer wieder "reindrücken". Wenn man einen Kritikpunkt sucht, dann sind es die fehlenden, für das Trinovid nicht lieferbaren, Okulardeckel. Die halte ich bei längerem offenen Tragen des Glases im Gelände für unverzichtbar und werde nach passenden oder passend gemachten Lösungen forschen (nochmal vielen Dank an Jan Münzer für seine Tipps).

Die mitgelieferte Corduratasche hat zwei (lässliche!) Mängel: zum Einen ziehe ich einen Klettverschluss den etwas fummeligen Clipschließen vor; zum Anderen wäre mir für die Gürtelbefestigung eine Schlaufe mit Druckknöpfen bzw. ebenfalls (verlustsicherem!) Klettverschluss lieber, damit man nicht beim An- und Ablegen jedesmal den Hosengürtel teilweise aus den Schlaufen ziehen muss, was in der Öffentlichkeit gelegentlich etwas peinlich wirken kann.

Einblickverhalten, Fokussierung:

Naturgemäß macht eine geringe AP von 2,5 mm das richtige Einstellen des Augenabstands schwerer und erfordert einige Konzentration. Richtig eingestellt ist der Einblick (für mich!) sowohl mit Brille (L:-1,25/R:-2 Dptr.) als auch ohne mit ausgezogenen Augenmuscheln gut, wenn man die kleinen Abstriche, die hier per se bei einem Taschenglas zu machen sind, berücksichtigt. Jedenfalls kann ich mit Brille problemlos das ganze Sehfeld überblicken.

Natürlich ist ein Taschenglas etwas streulichtempfindlicher und von daher gibt es - gerade mit Brille - gelegentlich kritischere Beobachtungssituationen. Ein Taschenfernglas dieser Größe ("Kleinheit" wäre das bessere Wort) bietet aber die Möglichkeit, es so zu umfassen, dass man mit den Händen die Objektive "mützenschildartig" und auch seitlich überdachen und damit manche Streulichtgefahr etwas mildern kann. Gegen Falschlicht durch die Okulare (oder besser: Reflexionen) beim Beobachten mit Brille ist allerdings noch kein richtiges Kraut gewachsen.

Die Zentralfokussierung funktioniert gut; 1,75 Umdrehungen von nah bis unendlich sind für mich praxisgerecht; die Drehrichtung geht gewohnt "richtig herum". Die Dioptrieneinstellung am rechten Objektiv (!) empfinde ich als sehr gut; sie verfügt über eine Skala von + nach - 3 Dptr und ist perfekt justiert. Beim Beobachten mit Brille ist bei mir exakt der Skalenwert Null eingestellt; beim Beobachten ohne Brille zeigt die Skala knapp minus 1, was dem Sehschärfeunterschied zwischen meinen beiden Augen entspricht.

Bei einem anderen Vergleichstest habe ich kommuniziert, dass ich die bei den meisten größeren Ferngläsern der Tophersteller gewählte Dioptrieneinstellung durch Hochziehen des Mittenreglers als nicht besonders glücklich empfinde, vor Allem, wenn das Glas auch gelegentlich von einer zweiten Person genutzt wird. Ich finde diese Kombilösung ziemlich fummelig. Diese Erkenntnis wird durch die beim Trinovid gewählte gute Lösung unterstrichen.

Transmission, Kontrast, Farbwiedergabe:

Ich will es mit wenigen Sätzen bewenden lassen. Man weiß um die Abstriche, die bei einem Taschenglas naturgemäß zu machen sind, daher stellt mich das Trinovid recht zufrieden, worauf es ja letztlich ankommt. Das Nikon war ganz geringfügig schwächer in Kontrast und Farbe - kaum merklich; das Ultravid schien in allen drei Kriterien ganz geringfügig besser. Der Transmissionstest nach Walter Schön fördert in der Helligkeit beim Trinovid kaum einen Unterschied zu meinem Zeiss Victory 10x42 FL (!!) zutage. Ich wollte es kaum glauben, aber es ist nach mehreren Wiederholungen bei hellem Tageslicht tatsächlich so. Kein Farbstich! Das Papier ist im Durchblick beim Zeiss einen kaum merklichen zarten "Hauch" gelblich und eine kleine Spur heller; beim Trinovid herrscht - REINES WEISS, ohne signifikanten Helligkeitsabfall. Famos, jedenfalls!


Sehfeld, scheinbarer Sehwinkel :

Für mich eine der Schwächen der Taschenfengläser. Wie oben beschrieben sind die Unterschiede zwischen den Marktkonkurrenten nicht oder allenfalls am Rande kaufentscheidend. Hier habe ich - zugegeben - angesichts des doch eingeschränkten Einsatzfeldes einfach nach dem Kaufpreis entschieden. Die tatsächlichen Werte der getesteten Gläser dürften, wie auch von Herrn Schön gemessen, zwischen ca. 51 und 53 Grad SSW liegen.

Interessant ist folgendes: ohne Brille empfinde ich das kleinere Sehfeld im Vergleich zu einem "richtigen" Fernglas eher knapp an der "Tunnelblickgrenze" als mit Brille - ein seltsames Phänomen. Da ich aber ohnehin fast immer mit Brille beobachte (es sei denn, die Sonne steht seitlich hinter mir - Falschlicht!), spielt das allerdings für mich keine Rolle

Schärfeleistung, chromatische Aberration:

Das Trinovid hat, wie alle Leicas eine gute Mittenschärfe; Ich konnte zu den beiden anderen Testgläsern keine signifikanten Unterschiede erkennen. Über die Randschärfe habe ich oben schon das Wesentliche gesagt.

Das Trinovid steht in Bezug auf Farbsäume meinem sehr guten Zeiss-Glas in nichts nach - ebenfalls eine erstaunlich positive Erkenntnis!


Fazit: ein gutes Taschenglas für vergleichsweise wenig Geld, wenn Wasserdichtigkeit kein kaufentscheidendes Kriterium ist - das bereits etwas betagte kleine Fernglas ist ganz gewiss nicht ohne Grund immer noch Bestandteil des aktuellen Leica- Fernglasprogramms.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Erfahrungsbericht Leica Trinovid 8x20 BCA

Frank 14316 24. August 2008 13:05

Re: Erfahrungsbericht Leica Trinovid 8x20 BCA

Holger Merlitz 3580 25. August 2008 08:21

Re: Erfahrungsbericht Leica Trinovid 8x20 BCA

Frank 3457 25. August 2008 09:47

Glücksfall Leica Trinovid 8/10x20/25 BCA und 8/10x32 BN

Jan Münzer 5353 25. August 2008 09:45

Re: Glücksfall Leica Trinovid 8/10x20/25 BCA und 8/10x32 BN

Frank 3573 25. August 2008 09:49



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