Ja, da muß man schon genau messen; ein Fehler von ±1 mm ist viel zu groß. Das Fernglas sollte mit einem Stativadapter auf einen Stativ befestigt oder (wenn Sie so etwas nicht haben) bei zwischengelegtem Tuch oder mehreren Schichten Zeitungspapier in einem Schraubstock oder einer ähnliche Halterung eingeklemmt sein. Messen kann man dann mit einer Schublehre (Schiebelehre) oder noch genauer mit einer Mikrometerschraube (die Schneiden haben sollte), die aber möglichst nicht freihändig gehalten werden, sondern ebenfalls in einer Halterung geführt sein sollte. Man kann so zumindest auf ±0,1 mm genau messen, was aber bei der kleineren AP immer noch keine gute Genauigkeit ist. Eine Steigerung der Genauigkeit könnten Sie erzielen, wenn Sie sich eine Okularmeßplatte (z.B. mit 1/10-mm-Teilung) besorgen. Sie benutzen dann spezielles Meßokular wie eine Lupe oder ersatzweise eine gute Lupe, mit der Sie in der Ebene der Meßplatte die AP betrachten. Für solche Meßplatten zahlen Sie etwa ab 50 Euro. Für ein komplettes Meßokular mit einer solchen Meßplatte können es mehrere hundert Euro sein.
Ohne die präzisen Instrumente des Fachmanns (Meßmikroskop) werden Sie aber eine genauere Messung nicht machen können. Abfotografieren der AP steigert Ihre Genauigkeit nicht, wenn der mitfotografierte Maßstab nicht fein genug ist und nicht exakt in derselben Ebene liegt (wichtig ist parallaxenfreie Ablesung). Erwarten Sie also keine Präzisionsmessung mit Amateurmitteln. Das Ergebnis kann Ihnen nur näherungsweise sagen, ob der Hersteller bei der Angabe der Vergrößerung ehrlich war oder geschummelt hat.
Walter E. Schön