Selbstverständlich gewinnen Sie an Auflösung, und zwar beträchtlich, denn Sie haben ja nicht nur den kurzen Betrachtungsabstand, sondern auch noch das 6fach vergrößernde Fernrohrsystem vor dem Auge. Tatsächlich ist im Nahbereich der Vergrößerungseffekt sogar noch höher als 6fach, weil der Vergrößerungsfaktor, der normalerweise (und für große Entfernungen näherungsweise richtig) als „Objektivbrennweite geteilt durch Okularbrennweite“ berechnet wird, aber korrekt zu berechnen sein müßte als „Objektivbildweite geteilt durch Okularobjektweite“. Die Okularobjektweite ist, wenn Sie nicht stark fehlsichtig sind (Sie schrieben, daß Sie mit Ihrem guten Auge ohne Brille beobachten können), näherungsweise gleich der Okularbrennweite. Aber die Objektbildweite ist bei solcher Nahbetrachtung deutlich größer als die Objektivbrennweite.
Leider ist mir die Objektivbrennweite des Zeiss Monos 6x18 nicht bekannt, aber ich nehme mal eine Größenordnung von ca. 90 mm an; sie könnte evtl. sogar noch ein wenig größer sein, was dann den Vergrößerungsfaktor weiter erhöhte. Dann errechnet sich mit der angenommenen Objektivbrennweite von 90 mm die Objektivbildweite zu
b = f · g / (g - f)
mit Brennweite f = 90 mm und Gegenstandsweite g = 300 mm, also
b = 90·300/(300-90) [mm] = 128,57 mm
Die Objektivbildweite ist als um den Faktor 128,57/90 = ca. 1,43 größer als die Objektivbrennweite, die resultierende Vergrößerung bei Naheinstellung auf 30 cm also 1,43 · 6fach = ca. 8,57fach.
Sie sehen Ihren betrachteten Gegenstand so groß, als ob sie ihn aus nur 300 mm : 8,57 = ca. 35 mm Abstand betrachten könnten, und das ohne jegliche Akkommodationsanstrengung, also viel entspannter, als Sie mit bloßem Auge im Nahbereich schauen können.
Ich hoffe, das hat Ihnen noch mehr Appetit auf das Zeiss Mono 6x18 genacht. Falls Sie es sich kaufen sollten, wäre es schön, wenn Sie hinterher hier berichteten, wie Sie damit zufrieden sind und ob ich Ihnen zuviel versprochen habe oder meine Empfehlung gut war.
Walter E. Schön