Das ist zwar möglich, aber ich rate davon ab, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Um sich nicht beträchtliche Farbsäume einzuhandeln, müßte es schon ein mindestens zweilinsiges achromatisches Barlowsystem sein. Nur eine einfache Zerstreuungslinse führte eine deutliche chromatische Aberration ein.
2. Das Barlowsystem müßte eine deutliche brennweitenverlängernde Wirkung haben, um eine nennenswerte Verlängerung der Schittweite (Freiraum bis zum Brennpunkt) zu bringen, denn das Barlowsystem benötigt zunächst einmal selbst Platz, und so muß der Gewinn um diesen Betrag größer sein, um überhaupt genutzt werden zu können. Sie kennen ja sicher die Telekonverter von Kleinbild-Spiegelreflexkameras: Die sind so gebaut, daß die Tubuslänge genau gleich der Verlagerung des Brennpunkt ist, so daß mit einem solchen Barlowsystem überhaupt nichts gewonnen wäre. Man wird also wohl mit einer Brennweitenverlängerung in der Größenordnung von mindestens Faktor 1,7 bis 2 rechnen müssen.
3. Die starke Brennweitenverlängerung aber ist insofern ein wenig kontraproduktiv, als eine der Stärken von Kleinbildobjektiven (also auch dieses Nikon-Spiegellinsenobjektivs 8/500 mm) der sehr große Bilddurchmesser ist, den man möglichst für eine Weitfeldbeobachtung nutzen sollte. Die Barlowgruppe reduziert den letztlich nutzbaren tatsächlichen Sehwinkel aber annähernd reziprok zur Brennweitenverlängerung, so daß man das Gegenteil einer Weitfeldbeobachtung erreicht.
4. Man könnte andererseits in der Brennweitenverlängerung den Vorteil sehen, zu noch höheren Vergrößerungen zu kommen. Das ist aber gefährlich, da Kleinbildobjektive im Gegensatz zu Teleskopobjektiven nicht auf höchste Auflösung im achsennahen Bereich gezüchtet sind, die für so hohe Vergrößerungen nötig wäre. Vielmehr braucht ein Kleinbildobjektiv nicht nennenswert höher aufzulösen als durch die Größe und Verteilung des Filmkorns oder bei Digitalkameras durch die Pixelrasterweite als maximal errechbare Grenze vorgegeben ist. Der Kleinbildobjektiv-Konstrukteur bemüht sich also (zu Lasten maximaler Auflösung im achsennahen Bereich), auch im äußeren Bereich des sehr großen Bildkreises (Durchmesser ca. 43 mm!) eine halbwegs gute Auflösung zu erzielen. Ein Fotoobjektiv ist also auch aus diesem Grund eigentlich für Weitfeldbetrachtung prädestiniert, wenn es als Fernrohrobjektiv eingesetzt wird, jedoch nicht für hohe Vergrößerungen!
5. Wenn man das so geschaffene Spektiv terrestrisch einsetzen möchte, sollte ein Austrittspupillendurchmesser von ca. 2,5 mm nicht überschritten*) und einer von ca. 1 mm nicht unterschritten werden. Die erstgenannte Forderung resultiert daraus, daß Sie beim Spiegellinsensystem eine zentrale Abschattung (Obstruktion) haben, die zu Bildabschattungen führt, wenn sie in der AP zu groß für Ihre Augenpupillen wird. Bei hellen Tageslicht sind Ihre Augenpupillen aber nur ca. 2 mm groß oder gar noch kleiner. Wenn Ihr Auge dann zufällig genau zentrisch zur Obstruktion liegt, wird Ihr Bild merklich dunkler, eventuell sehen Sie sogar um die Bildmitte herum einen dunklen Fleck. Die zweite Forderung ergibt sich aus der gewünschen Mindest-Bildhelligkeit. Aus beiden ergibt sich bei einem Objektivdurchmesser in der Größenordnung von 70 mm, daß der Vergrößerungsbereich zwischen 70:2,5 = 28fach und 70:1 = 70fach liegen sollte, also etwa in den Bereich, den auch normale Spektive bieten. Mit einer Barlowgruppe aber hätten Sie eine so starke Brennweitenverlängerung, daß Sie erst am oberen Ende dieses Vergrößerungsbereichs beginnen könnten, er also gar nicht voll nutzbar wäre (außer Sie könnten sehr langbrennwweitige Okulare benutzten, was aber unsinnig ist, weil die einen großen Feldblendendurchmesser haben, der wieder ein größeres Prisma (und damit eine noch größere freie Schittweite) braucht, um den dafür nötigen Durchlaß zu bieten – Sie haben das Problem damit also nicht gelöst.
*) Das gilt nicht für den astronomischen Einsatz, da hierbei nach Dunkeladaption Ihre Augenpupille bis zu ca. 7 mm groß wird.
6. Hinzu kommt, daß sich mit jeder weiteren dazwischengeschalteten optischen Komponente, hier also mit der Barlowgruppe, für den Bastler ohne hochwertige und teure Meß- und Prüfgeräte eines Optikherstellers die Probleme der Zentrierung gewaltig verschärfen.
Meine Empfehlung: Lassen Sie die Finger von einem Barlowsystem, wenn Sie aus Ihrem Spiegellinser Nikon 8/500 mm ein Fernrohr bauen möchten, das Ihnen Freude machen soll. Investieren Sie lieber das Geld, das eine achromatische Barlowgruppe kostet, in ein besseres Amiciprisma (siehe dazu meinen ersten Beitrag, Stichwort Dachkantenwinkel, dessen Genauigkeit besser als ca. 2 Winkelsekunden sein sollte).
Walter E. Schön