ich habe heute die Gelegenheit genutzt, mir einmal bei Optische Geräte Jülich die ausgestellten Spektive etwas genauer anzuschauen, besonders gespannt war ich auf die Neuen von Leica und Swarovski und wie sich die Alten, Kowa und Zeiss dagegen behaupten würden. Eigentlich wollte ich schon im Sommer zuschlagen, doch dann habe ich entschieden, das Leica noch abzuwarten.
Zum Zeiss ist schon ALLES geschrieben worden, es ist fast schon ein Klassiker, ich will mich deshalb einmal auf die Neulinge konzentrieren, die meisten von Ihnen werden auch noch keine Gelegenheit zum Kennenlernen gehabt haben, ein Grund mehr, sorgfältig zu sein.
Ich fange mal mit dem Leica APO Televid 82 an. Äußerlich gedrungen und super verarbeitet, präzise und leicht laufender geteilter Antrieb, sanft und ohne fühlbares Spiel, vom Gefühl fast wie beim guten Fernglas.
Das Variookular 25x-50x läßt sich butterweich einsetzen, es ist kein Kraftaufwand nötig, Klasse.
Die neuen Variookulare sind weitwinklig. Im Vergleich zum Zeiss Vario sind es etliche Meterchen mehr, die zur Verfügung stehen, das ist eine echte Alternative zum 20x-60x, die garantiert viele Freunde finden wird.
Gibt es Verzeichnung? Machen wir den Test an der Hauswand! ja es gibt Verzeichnung, aber so wenig, dass es dem Otto Normalseher nicht auffallen wird, man muß mehrmals die senkrechte Kante durch das Sehfeld bugsieren um diese winzige Verzeichnung, das winzige Bäuchlein zur Mitte überhaupt zu sehen.
Es gibt auch Farbsäume, oh ja, aber so wenig Farbsaum habe ich bei keinem anderen Spektiv gesehen. Das Zeiss zeigt bei 50fach mehr, ebenso das Kowa, ja auch das Swarovski ATM 80.
Interessant ist auch, dass es der Randschärfe überhaupt nicht schadet, das Leica dem Televid ein weites Sehfeld spendiert hat. Die Randschärfe ist nicht perfekt, aber nahe dran.
Streulicht und eine echte Punktabbildung konnte ich leider nicht testen,
ich habe keinen Grund anzunehmen, dass da etwas nicht stimmen würde.
Ein ziemlich perfektes Spektiv, aber trotzdem habe ich etwas zu meckern, eine Kleinigkeit. Das Bajonett muß mittels Druckknopf entriegelt werden. Der Knopf ist nicht gelungen, ich habe ein teigiges Gefühl, da sollte man noch einmal ran.
Das Leica ist bei über 3000 Euro angekommen.
Das ich beim Swarovski ATM 80 HD keinen großen Unterschied zum Vorgänger erkennen kann, spricht nicht gegen das ATM, sondern für den Vorgänger, das ATS. Leider stand mir zum direkten Vergleich kein 25x-50x Variookular zur Verfügung, so mußte ich das bekannte 20x-60x nehmen. Klar, dass Leica's neues Okular die Weitwinkelschlacht gewinnt, da wird man abwarten müssen, bis das 25x-50x von Swarovki lieferbar ist, was erst nach Weihnachten sein soll.
Das Swarovski ist ohne Zweifel auch ein Toppgerät, edel verarbeitet und super am großen Drehring zu Fokussieren, wer es mag, der soll hier zugreifen. Das Bild im Swarovski ist genauso tadellos. Es liegt preislich auf dem Niveau von Leica, ich halte den Preis im Vergleich für gerechtfertigt. Die Bajonettentriegelung ist besser gelungen.
Kowa und Zeiss haben es gegen die neuen Spektive schwer. Was sofort auffällt, weder das Kowa noch das Zeiss verfügen über einen so guten Fokusantrieb wie das Leica. Beim Zeiss geht das Bajonett sehr stramm, Beim Kowa ist das Bajonett besser, aber dafür hatte das Variookular einen störenden Klemmer.
Im Vergleich der 20x-60x Sehfelder ist das Zeiss immer noch vorne, sowohl vor dem Swarovski als auch vor dem Kowa. Es ist aber andererseits nicht so viel, um den Kauf zu entscheiden, da müssen noch andere Argumente ran.
Den Auflösungstest in Bildmitte schaffen Kowa, Swarovski und Zeiss etwa gleich gut. Bei 20x ist das Zeiss knapp vorne, dafür hat das Swarovski bei 60x den geringsten Farbsaum. Das Kowa steckt irgenwie in der Mitte.
Je nach Anwender gibt es Sonderwünsche.
Meine Canon Powershot G6 läßt sich an allen Spektiven montieren, hier finde ich die Lösung von Swarovski besonders pfiffig, die Lösung, die Zeiss anbietet ist wahrscheinlich universeller, dafür aber auch viel schwerer.
Ein Sonnenfilter ist für alle 4 Modelle lieferbar, Herr Jülich liefert ein Glassonnenfilter mit Klemmschrauben zur Befestigung.
Eng wird es nur, wenn man einmal mehr als 60x vergrößern will. Das ist dann genau die Stelle, wo ich zögere, denn nur Zeiss bietet zur Zeit einen Adapter für Astrookulare an, Swarovski soll vielleicht laut Herrn Jülich zukünftig ebenfalls einen Adapter anbieten, aber von Kowa und von Leica ist dazu noch nichts bekannt.
Leica und Swarovski sind ein gutes Stück teurer.
Weil ich mir nicht noch zusätzlich ein Reiseteleskop zulegen will, muß mein Spektiv auch den Urlaubshimmel können.
Also wenn man ehrlich ist, gut sind sie alle 4. Das Leica hat einen stolzen Preis, es liefert ein wunderbares Bild, da kommt zur Zeit kein anderes Teil dran. Aber Kugelsternhaufen mit 50facher Vergrößerung?
Teilt Ihr auch meine Meinung oder habe ich etwas übersehen?
Dieter Kraus, Koblenz, den 01.12.2008
