Das 4x12-Glas vergrößert zwar nur wenig mehr als halb so stark, zeigt dafür aber einen in der Fläche ca. dreimal so großen Spielfeldbereich. Das bedeutet, daß man mit dem 7x42 besser Aktionen einzelner Spieler beobachten kann, das 4x12 jedoch den besseren Überblick über das Gesamtgeschehen liefert. Was tun andere Spieler? Steht einer im Abseits, bringt sich einer in gute Position, um über einen Paß angespielt zu werden, funktioniert die Mann-Deckung der Abwehrspieler ums gefährdete Tor herum ...? (Ich bitte um Entschuldigung, falls meine Ausdrucksweise kein fachgerechter Fußballjargon sein sollte, denn ich bin ein Fußballmuffel und werden wahrscheinlich kein einziges Spiel verfolgen, sondern die Zeit anders und für mich sinnvoller nutzen.)
Übrigens wäre auch für Theaterbesuche ein Glas mit geringerer Vergrößerung und dafür annähernd umgekehrt proportional größerem tatsächlichen Sehwinkel vorzuziehen. Ideal wäre es, wenn das Glas mindestens etwa die halbe Bühnenbreite und besser noch etwas mehr ohne Schwenken des Fernglases zu überblicken gestattete. Denn nicht selten finden Aktionen und Dialoge an räumlich voneiander weit entfernten Stellen der Bühne statt, und auch bei Massenszenen möchte man gern den Überblick behalten, weil man nicht weiß, wo vielleicht gleich etwas Besonderes passiert, z.B. der Häscher mit dem Dolch unterm Wams hervorspring, um die schöne Prinzessin zu meucheln, damit diese endlich ihr 5-Minuten-Rezitativ „Oh weh, oh weh, ich sterbe“ säuseln kann. Leider aber haben die sog. „Operngläser“ fast allesamt ein Galilei-Fernrohrsystem mit schlechtem Einblickverhalten und engem Sehwinkel und zeigen bei weitem nicht soviel mehr von der Bühne als ein gutes Kompaktfernglas 8x20, wie es die geringere Vergrößerung verspricht.
Walter E. Schön