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Re: Fernglas wofür überhaupt

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Cuno Altendorf
28. April 2006 20:11
Ferngläser sind etwas für Herz und Hirn.
Wenn ich vom Wohnzimmerfenster aus in den Garten schaue, bleibt mir ohne Fernglas das meiste verborgen. Weil ich das weiß, liegt neben mir ein kleines Fernglas, Zeiss 8 x 30 B/GA. Damit hole ich die Hummel mitsamt der Tulpe bis unmittelbar vor mein Auge. Manchmal steht sie förmlich in der Luft, das Fernglas überbrückt die Entfernung und ich kann sie ganz genau studieren.
Über unserem Minigartenteich tanzen die Mücken, es sind fast 30 Schritte, aber nicht für mein Fernglas, das spielt seine besonderen Fähigkeiten aus, die reduzierte Schärfentiefe, die alles im Schärfebereich betont, dagegen die Dinge außerhalb ins ungewisse rückt. Wer schaut sich schon tanzende Mücken an? Nur jemand mit einem Fernglas.

Wir haben uns extra einen kleinen Streifen Wildnis angepflanzt, kein Wiederspruch denn der ursprüngliche Rasen mußte von Menschhand zur Wildblumenwiese umgewandelt werden, mit viel Arbeit, denn von alleine wäre es noch nicht soweit. Im Sommer gibt es eine Vielzahl Insekten zu sehen, Schmetterlinge, Libellen. Ohne mein Fernglas blieben sie unbeobachtet.

Der Teich wird immer noch von einem Reiher besucht. Ein großer Fischfreund, dem wir aber auf Antrag unserer Fische mittels Netz das Jagen erschwert haben. Er kontrolliert jeden Morgen den Zustand des Netzes und dabei kontrolliere ich ihn. Der Hund darf nicht raus, der Kater darf, aber Reiher sind groß. Mein Zeiss hat mir dann gezeigt, daß unser fliegender Freund sich verletzt hat, er hätte mich niemals in seiner Nähe geduldet, aber das Fernglas stellt auch eine Art Nähe her, ungefährlich und diskret.

Durch das Fernglas wurde mir bewußt, daß sich immer wieder Rotbugamazonen bis in unseren Garten wagen, sie fressen Süßkirchen und Cox. Taubengroße Papageien grün mit gelbem Kopf und roten Abzeichen an Flügel und Schwanz. Ohne Fernglas fehlten die Details und ich hielt die beiden Papageien für Grünspechte. Man sieht es ohne Fernglas nicht so genau.

Beim Nachbarn in einer ehemaligen Scheune, lebt ein Steinkauz, er ist gut getarnt und weil er so klein ist, übersieht man ihn leicht. Nur wenn er fliegt, mit diesen Auf-und Abbewegungen wie ein Specht, fällt er uns auf. Er schreit geradezu nach einem Fernglas.

Es gibt noch viele andere animalische Sehenswürdigkeiten, die man mit einem kleinen Fernglas erst in Ruhe beobachten kann. Ich will aber Ihre Geduld nicht zu sehr strapazieren.

Als Nürburgring noch Nordschleife bedeutete, fuhren wir zum Motorradrennen. Besonders die Langstreckenweltmeisterschaft war interessant, fuhren doch da Maschinen, von denen behauptet wurde, man könne sie fast genauso im Laden kaufen. Bei Langstreckenrennen spielt sich sehr viel in den Boxen ab. Ohne Fernglas auf 300 Meter? Schwierig bis unmöglich, aber mit dem alten 10 x 50 meines Vaters war es kein Problem, den Veitstanz von Helmut Dähne zu studieren, als sein Copilot die in Front liegende Eckert-Honda beim Anbremsen nach der Gegengraden in den Dreck schmiss. Ein schneller Blick durchs Glas, zum Glück nichts geschehen, nur das Vorderrad steht so merkwürdig.

Auch in meinem früheren Beruf war ein dienstliches Fernglas immer dabei. Wir mußten den ordnungsgemäßen Zustand von Förderbändern sicherstellen. Die Bänder gibt es in dieser Form heute noch, sie sind kilometerlang und ohne optisches Hilfsmittel wird es da schwierig. Die Rheinbraun hatte daher Ferngläser von Beck/Kassel mächtige 22 x 80 Feldstecher, die uns manchen Kilometer ersparten.

Auch in der Nacht gibt es für ein Fernglas genug Verwendung. Ist der Himmel klar, kann man sich die Milchstraße anschaun. Zu sehen gibt es genug und wenn man zäh ist, dann lernt man die einzelnen Abschnitte genauso gut kennen, wie den täglichen Weg zur Arbeit. Ich habe mir für diesen Zweck ein gebrauchtes Jagdglas gekauft 8 x 56, ebenfalls von Zeiss, genauer gesagt der Zeisstochter Hensoldt AG. In der Dämmerung kann man am Waldrand beobachten wie die Tiere vorsichtig aus dem Wald treten und auf den vorgelagerten Wiesen und Feldern herumlaufen, stehen und fressen. Rehe, Hirsche und Wildschweine, sie sind vielleicht 300 Schritte entfernt, für ein gutes Glas kein Problem.

Wenn man ein bisschen dranbleibt, dann findet man schon Gelegenheit, sein Fernglas nutzbringen einzusetzen. Es kann sein, daß es nicht mehr so ganz begehrt ist von jungen Leuten, man müßte einen MP3-Player einbauen und vielleicht auch noch Emals verschicken können. Probieren Sie es also mal aus, es ist eine lohnenswerte Sache und manchmal fängt der Bazillus.

Cuno Altendorf
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Fernglas wofür überhaupt

Herbert Stratmann 1887 28. April 2006 13:43

Einfach immer wieder mitnehmen und öfter man durchschauen

Walter E. Schön 1243 28. April 2006 14:43

Re: Fernglas wofür überhaupt

Cuno Altendorf 1235 28. April 2006 20:11

Klasse und vielen Dank

Herbert Stratmann 1285 29. April 2006 14:13



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