Ich besitze sowohl ein ATS 65 als auch ein ATS 65 HD und habe selbstverständlich beide miteinander verglichen. Das „einfachere“ Modell hatte ich für meine Frau gekauft, nicht weil ich ihr das HD nicht gegönnt hätte, sondern weil ich aus unserer Fernglaserfahrung wußte, daß sie Abbildungsfehler weit weniger kritisch sieht als ich (es zwangsläufig schon aus professionellen Gründen tun muß) und sie manchmal selbst dann nicht oder nicht störend wahrnimmt, wenn ich sie kontret darauf hingewiesen habe. Ich kann aufgrund meiner Vergleiche Herrn Henselers Aussage (weshalb soll sie „zweifelhaft“ sein?)bestätigen, daß nahezu kein Unterschied in der Bildqualität besteht und man tatsächlich sehr genau hinsehen muß, um diesen Unterschied zu erkennen. Swarovski ist es offenbar gelungen, schon mit dem „einfachen“ ATS 65 ein hervorragendes Spektiv zu bauen, das freilich nicht ohne Grund so teuer ist wie die Apo-Versionen der Mitbewerber. Mit dem ATS 65 HD war es Swarovski dann zwar möglich, die ohnehin nur sehr schwachen Farbsäume im Randbereich des Bildes noch weiter zu reduzieren (im A-B-Vergleich an kritischen Motiven erkennbar), doch darf man sich durchaus fragen, ob dieser geringe Vorteil den keineswegs geringen Mehrpreis wert ist. Es bestätigt sich wieder einmal, daß, je näher man der absoluten Grenze kommt, der für weitere Verbesserung erforderliche Aufwand beinahe exponentiell anwächst.
Wer bei solchen Käufen immer ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis anstrebt, sollte sich fürs ATS 65 entscheiden und darf dann sicher sein, daß er beim ATS 65 HD für eine nur sehr kleine Qualitätssteigerung weit überproportional mehr Geld hätte bezahlen müssen. Und wem immer ohne Rücksicht auf die Kosten nur das Beste gut genug ist, dem kann ich das ATS 65 HD ohne Einschränkung empfehlen. Er sollte dann allerdings vermeiden, doch irgendwann mal beide Modelle direkt zu vergleichen, weil er dann vielleicht Zweifel bekommen könnte, ob der Mehrpreis nicht in eine andere gute Sache besser investiert gewesen wäre, z.B. in ein zusätzliches hochwertiges Kompaktfernglas.
Walter E. Schön
Nachtrag: Da Sie auch nach Schwächen fragten, möchte ich eine nennen, die allerdings für beide Modelle gilt, also das ATS 65 und das ATS 65 HD. Es ist die bei einem nicht bombenfest stehenden Stativ größere Anfälligkeit zum Wackeln beim Fokussieren. So elegant das Design dieser Stative auch ist, das Drehen am Ring ums ganze Spektiv ist nicht so feinfühlig und frei von Übertragung von Erschütterungen möglich wie das Fokussieren der untersetzten Feineinstellungswalzen bei den Leica- und Zeiss-Spektiven.