Es muß nicht unbedingt sein, daß Sie leicht auswärts schielen, aber es könnte sein, und das wäre dann noch immer kein Grund zur Sorge. Sie können ja mal Ihren Augenarzt oder Augenoptiker darauf ansprechen, wenn Sie mal wieder dort sind. Schauen Sie, falls Sie vom letzten Besuch des Augenarztes noch ein Brillenrezept oder auf der Rechnung einen Befund finden, mal nach, ob dort etwas von „Strabismus" (= Schielfehler) oder von „Exotropie“ (= Auswärtsschielen) steht.
Zum Bewegen der Augen befinden sich um den Augapfel herum eine Reihe von gerade und schräg verlaufenden Muskelsträngen. Zum Konvergieren muß der nasale (= der Nase zugewandte innere) gerade Augenmuskel aktiv werden. Es wäre möglich, daß der sich bei Ihnen nicht weit genug zusammenziehen kann oder schwächer ist, als er sein sollte. Wenn Sie aber beim normalen Sehen im Nahbereich keine Probleme haben, braucht Sie das nicht zu beunruhigen. Daß Sie als Kurzsichtiger dieses Problem haben, erstaunt mich allerdings. Wie nah können Sie denn bei abgenommener Brille z.B. einen Finger von vorn in Richtung Nase bewegen und dabei noch beidäugig ohne Anstrengung betrachten? Ich habe es bei mir (- 5 dpt) gerade nachgemessen und komme auf 13,5 cm ab Nasenwurzel (wo sonst der Brillensteg aufliegt).
Übigens haben sehr viel mehr Menschen, als allgemein angenommen wird, einen leichten Schielfehler, der zumindest dann bemerkbar wird, wenn sie übermüdet oder unkonzentriert sind oder das Auge keinen Fixpunkt findet (z.B. bei Betrachtung einer strukturlosen Fläche, wie etwa einer weißen oder grauen Wand), auf den sich beide Augen exakt ausrichten können. Deshalb ist die im Astronomie.de-Forum immer wieder propagierte Methode sehr fragwürdig, die Kollimation eines Fernglases durch Betrachten eines Sterns mit einseitig (mittels des Dioptrienkorrektur) bis an den Anschlag defokussiertem Fernglas zu überprüfen. Dabei sollte der Beobachter beim korrekt kollimierten Fernglas auf der scharfen Seite den Stern als Punkt und auf der unscharfen als Scheibchen so sehen, daß sich der Punkt in der Mitte des Scheibchens befindet. Das unscharfe Scheibchen ist aber genau so ein Fall, bei dem das Auge kaum einen „Halt“ findet, und wenn man dann nachts auch noch ein bißchen müde ist, darf man mit hoher Wahrscheinlichkeit damit rechnen, daß diese Kollimationsprüfung höchst unzuverlässig funktioniert.
Walter E. Schön
