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Papiertaschentücher fusseln, Mikrofasertücher sind besser

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15. Juni 2006 19:03
Mit „Tempos“ meinen Sie doch sicher Papiertaschentücher. Die kann ich nicht empfehlen, weil diese Tücher faserige Partikeln verlieren und diese dann evtl. aufgrund elektrostatischer Aufladung (durch das Reiben am Glas) buchstäblich an den Linsen „kleben“. Sie können sich doch sicher noch an die Experimente im Physik-Schulunterricht erinnern, bei denen elektrostatische Aufladung mit einem Glasstab vorgeführt wurde, der zuerst mit einem Wolltuch oder Katzenfell gerieben und dann über Zigarettenasche gehalten wurde, die der Stab dann wie ein Hufeisenmagnet die Eisenfeilspäne angezogen hat. Genauso funktioniert das auch mit einer lang genug geriebenen Glaslinse, die man über die Fusseln eines Papiertaschentuchs hält.

Die Mikrofasertücher sind wirklich ein Segen der Technik* und zu diesem Zweck das beste Mittel. Wenn man ein weißes Mikrofasertuch nimmt, ist meines Erachtens die Gefahr verschwindend gering, Partikeln, die bei vorangegangenen Reinigungsprozessen aufgenommen wurden, neu zu verteilen oder mit harten Partikeln Kratzer zu verursachen. Man sieht ja sofort, welche Stellen des blütenweißen Tuchs noch unbenutzt sind. Und wenn das Mikrofasertuch etwas dicker und besonders weich ist (wie bei dem von Swarovski), dann werden die Partilkeln darim so gut „eingebettet”, daß sie auch bei etwas stärkerem Druck keinen Schaden anrichten.

Die Hersteller der Mikrofasertücher geben an, daß man sie mindestens 500- bis 600mal (manche geben sogar bis 1000mal an) waschen kann, wie in meinem letzten Beitrag angegeben, ohne daß ihre Reinigungskraft nachläßt. Ich habe mindesten acht bis zehn verschiedene Mikrofasertücher (u.a. von Swarovski, Leica, Zeiss, Rodenstock, Schneider-Kreuznach und solche mit Namensaufdrucken von nur regional bekannten Brillenoptikgeschäften) in ganz unterschiedlicher Qualität. Eines der Tücher eines Brillenoptikers etwa fühlt sich im Vergleich zu den anderen geradezu hart an, und das Tuch von Swraovski ist mit Abstand das weichste, flauschigste und dickste (daher auch das griffigste). Dagegen sind etwa das Rodenstock- und das Zeiss-Tuch viel dünner und fühlen sich eher seidig als flauschig an. Angenehm weich und nicht zu dünn ist ein Eschenbach-Mikrofasertuch meiner Eschenbach-Brille mit Rodenstock-Gläsern, das aber, weil passend zum Brillenetui nur knapp 9x15 cm groß geschnitten, für mein Empfinden etwas zu klein ist: Nach dem Reinigen zweier Okulare und zweier Objektive ist kaum mehr eine noch unbenutzte Stelle für ein erneutes Reinigen zu finden. Außerdem ist dieses Tuch mittelgrau, so daß man nicht gut erkennt, welche Stellen noch wirklich sauber sind. Das weiße Swaro-Tuch ist mit ca. 16x17 cm merklich besser. Wer große Objektive und große Hände hat und darum gern ein noch größeres Tuch hätte, bekommt das Mikrofasertuch B+W Photo-Clear von Schneider-Kreuznach (leider hellgrau statt weiß) außer im Format 17x17 cm auch im XXL-Format 29x36 cm! Das reicht sogar zum Reinigen großer Teleskopobjektive.

* Mikrofasertücher haben spezielle Eigenschaften, die das Reinigen sehr verbessern. Dazu werden in meinem Fernglasbuch interessante Informationen und auch Bilder zu finden sein. Ich will daraus hier eine kurze Zusammenfassung geben:

1. Die Fasern sind extrem fein, nämlich unter 1 den. 1 Denier bedeutet, daß eine 9 km lange Faser 1 Gramm wiegt, woraus bei einer Dichte des Materials von nur knapp über 1 g/cmˆ3 folgt, daß der Durchmesser der Faser unter 6 Mikrometer (my) liegt. Die Mikrofasern hochwertiger Mikrofasertücher zur Reinigung optischer Flächen sind sogar noch feiner, nämlich um 0,5 bis nur 0,1 den, haben also im Extremfall einen Durchmesser unter 2 Mikrometer (my). (Beachten Sie, falls Sie meinen, daß ich mich verrechnet hätte, daß der Durchmesser nicht proportional zur Denier-Zahl, sondern zur Wurzel daraus ist, weil die Denier-Zahl proportional zur Querschnittsfläche ist.)

2. Die Faser besteht aus einem durch eine extrem feine Düse mit sternförmigem Querschnitt gepreßten („extrudierten“) Nylonkern, der schraubenartig verdrillt anschließend von einem Polyesterschlauch umgeben wird. In einem chemischen oder mechanischen Prozeß wird dann der Polyestermantel vom Kern abgelöst, so daß dazwischen extrem feine Hohlräume der Größenordnung weit unter 1 Mikrometer entstehen, die für das außerordentlich hohe Feuchtigkeitsaufnahmevermögen der Mikrofasern verantwortlich ist. Wegen der schrauenartigen Verdrillung löst sich der Mantel jedoch nicht völlig von Kern, sondern bleibt locker mir ihm verbunden.

3. Da beim Ablöseprozeß des Mantels vom Kern der Mantel größtenteils in hauchfeine Fäden von keilförmigem Querschnitt zerfällt (man muß sich das wie die Orangenspalten (= Polyester) zwischen deren im Querschnitt sternförmigen Häuten (= Nylonkern) vorstellen. Diese im Querschnitt keilförmigen Polyesterfäden schaben beim Reinigen an der Glasoberfläche und wirken wie das Messer eines Hobels, das selbst kleinste auf dem Glas liegende Partikeln abhebt, jedoch ohne das Glas selbst zu beschädigen, da Polyester weicher als Glas oder dessen Vergütung ist.

4. In den extrem feinen Zwischenräumen haften aufgrund einer Kapillarwirkung (Adhäsion) und elektrostatischen Aufladung feste und flüssige Partikeln viel fester als am Glas und werden so daran gehindert, bei erneuter Berührung mit der Glasoberfläche wieder dorthin zurückzukehren. Es gibt kein anderes „Putztuch“ mit dieser phantastischen Eigenschaft!

Walter E. Schön


Nachtrag:

Beim Waschen der Mikrofasertücher KEINEN WEICHSPÜLER verwenden!

Ich habe im vorherigen Beitrag darauf hizuweisen vergessen, daß man beim Waschen von Mikrofasertüchern auf keinen Fall als Reinigungsmittel ein Waschmittel mit Weichspüler verwenden darf. Denn der Weichspüler hat die Eigenschaft, die oben erwähnte elektrostatische Aufladung der Mikrofasern zu verhindern oder abzuschwächen, und damit geht dann auch ein Teil der phänomenalen Reinigungswirkung verloren.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Wie reinigt man Okulare?

Doris Schubert 2273 15. Juni 2006 14:15

Kein Waschbenzin, kein Alkohol, keine Lösungsmittel!

Walter E. Schön 1750 15. Juni 2006 15:46

Re: Kein Waschbenzin, kein Alkohol, keine Lösungsmittel!

carsten gaebe 1103 15. Juni 2006 16:42

Papiertaschentücher fusseln, Mikrofasertücher sind besser

Walter E. Schön 1579 15. Juni 2006 19:03



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