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Mit dem zweiten sieht man besser? Vergleich Docter Aspectem vs. Leica APO-Televid 82

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18. Mai 2014 18:35
Es bestand der ernsthafte Wunsch, die optischen Gerätschaften um ein Docter Aspectem mit dem 40fach Weitwinkelokular zu erweitern.
Die vorangegangenen Recherchen hier im Forum als auch auf binomania oder Astronomie.de verhießen jede Menge Gutes. Große Vorfreude auf entspanntes binokulares Fernseherlebnis in exzellenter Qualität!

Im direkten Vergleich mit einem schon vorhandenen Leica APO-Televid 82 dann eine - für mich - sehr sehr klare Entscheidung.
Vorangestellt sei, dass ich auf die Wiedergabe der technischen Spezifikationen beider Geräte verzichte, hierzu findet sich im Netz genügend Material, mir geht es nur um den Vergleich beider Seheindrücke.

Zu den Beobachtungsbedingungen: Abendsonne im Rücken, mäßiger Wind aus Nordost, keinerlei Flimmern in der Luft, ideale Bedingungen. Blick über ein großes Tagebaurestloch welches mittlerweile fast vollständig mit Wasser gefüllt ist und einen Bereich mit kleinen Inseln aufweist. Im April beobachtete ich hier noch einen rastenden Seeadler, die Expansion der Freizeitwirtschaft mit zunehmender Uferbebauung und Motorschifffahrt wird solchen Erlebnissen wohl nicht allzu viel Perspektive bieten.

Das Aspectem ist riesig. Jedes Spektiv wirkt dagegen zierlich und unspektakulär, so ein bisschen wie David gegen Goliath. Da kommt sofort die Frage des Transportes auf. Die Aspectems wurden bisher in schicken Alukoffern geliefert. Für die Aufbewahrung daheim sicher nett, für einen tatsächlichen Transport „im Felde“ ungeeignet. Es müsste also noch ein größerer Rucksack mit entsprechender Innenpolsterung angeschafft werden. Mittlerweile soll es die Aspectems auch mit „hauseigenem“ Rucksack als Alternative zur Blechdose geben. Eine gewisse Leidensfähigkeit beim Transport bleibt von Nöten, wer gewohnt ist, ein 8x32 Ultravid dem nur wenig größeren Swarovision vorzuziehen, sollte sich übers Aspectem nun wirklich keinerlei Gedanken mehr machen. Der braucht jetzt hier nicht mehr weiterlesen.

Alle anderen dürfen jetzt durchs Aspectem schauen und den Lohn fürs Schleppen einheimsen: ein großartiges Sehfeld, wirklich großes Kino! Fünf auf einer Sandbank die Abendsonne genießende Kormorane in etwa 200 Meter Entfernung, wunderschön nebeneinander. Im Leica sind es dann nur vier (ein bisschen am Variookular des Leica-Spektivs gedreht und alle sind wieder da). 40fache Vergrößerung ist dabei nicht gleich 40fache Vergrößerung, im Aspectem wirkt alles deutlich größer. Dieser Effekt wurde an anderer Stelle hier im Forum bereits erörtert, ich selbst finde ihn beeindruckend und einen großen Vorteil für das Aspectem.

In Berichten findet sich oft, dass man sich an die Einzelokularverstellung des Aspectem rasch gewöhne. Ich möchte das durchaus glauben und für die einmalige Erprobung an diesem Abend war es möglich damit zu hantieren. Die beiden Fokuswalzen des Leica reagieren aber deutlich eleganter und lassen eine sehr viel präzisere Schärfeeinstellung zu. Vielleicht die präziseste Schärfeeinstellung aller Fokusiersysteme bei Spektiven überhaupt (an dieser Stelle bitte nicht steinigen, diese Meinung vertrat Herr Dr. Jülich, als er mich beim Kauf damals beriet).

Im konkreten Anwendungsfall - die 4 bis 5 Kormorane - lässt sich mit dem Aspectem ein durchaus scharfes Bild erzeugen, wechselseitiges Zukneifen der Augen und Drehen am jeweiligen Okular und irgendwann ist es dann scharf. Also fast. Das Leica nebenan ist schärfer. Die Augen des Kormorans, auf den ich konzentriert blicke, sind im Leica klarer, die Konturen des Gefieders werden viel rascher erfasst.

Na gut sag ich mir. Der Blick in die Nahdistanz ist ja nicht die Stärke des Aspectems, mit ihm soll man in die Ferne schweifen, da liegt das Gute nah.
Nur so richtig richtig gut wird es jetzt auch nicht. Weit entfernte Details erkenne ich immer zuerst im Leica. Wenn ich weiß, dass sie da sind, sind sie dann auch im Aspectem zu sehen. Aber immer auch nicht. Die Wetterfahne eines Kirchturms - Google Earth sagt später zu Hause am Computer: „2,3 km Entfernung“ - im Leica sehe ich in der Seitenansicht der Wetterfahne die Kanten der gerollten Bleche, die ein Ornament ergeben. Im Aspectem bringt alles Drehen an den Okularen dieses Detail nicht zum Vorschein. Ich wechsele und schaue mit dem linken Auge durchs rechte Okular und umgekehrt, nein die Kanten der Bleche werden nicht sichtbar. Mich beschleicht der Verdacht, dass sich inzwischen die Sichtverhältnisse geändert haben könnten. Das Aspectem mit seinem binokularen Sehen muss doch besser sein. Zwei Augen sehen mehr als eines. Bestimmt einsetzendes Seeing! Schnell der Blick deshalb durchs Leica, da müsste doch auch nichts mehr zu sehen sein von diesen ominösen Blechkanten. Im Leica sind die Kanten sofort wieder da. Gnadenlos, ohne Wenn und Aber.

Die Gesichter von Menschen auf einer Aussichtsplattform, 2 km Entfernung. Wenn ich jetzt schreibe, dass ich im Leica die Mimik auf diese Distanz eindeutig einschätzen konnte, würde ich schwindeln. Aber im Aspectem laufen die Konturen der Gesichter zu, sie werden breiig, als würde ich einen Weichzeichner über die Partie legen.
In drei Kilometer ein Sommerkleid. Weiß, mit großen roten Tupfen. Im Aspectem gut zu erkennen, im Leica mit einer Klarheit, einem Kontrast, einer Schärfe dass es schon unanständig ist. Der Kontrast und die Schärfe des Leica sind selbst oberhalb der 40fachen Vergrößerung, also im Bereich 40-50, besser als das Aspectem mit seinen festbrennweitigen Okularen (und der Kontrast des Leica-Varios lässt ab 40 ein wenig nach!).

Insgesamt gefällt mir auch die Farbabstimmung des Aspectems nicht. Die einen mögen sie „warm“ nennen und der verarbeiteten Glassorte zuschreiben. Mir ist die Glassorte egal, für mich kommt das Bild im Vergleich zum Leica bräunlich schmutzig rüber.

Inzwischen ist der Mond aufgegangen, noch scheint er weiß. Im Docter Aspectem schön groß, ist schon toll. Im Leica etwas kleiner. Auf die Sterne warte ich nicht mehr. Meine Entscheidung ist getroffen.


Nach(t)gedanken:
Zwei Dinge lassen mich nicht los. So tolle Kritiken im Netz für das Aspectem. Hatte ich ein Montagsexemplar, die berüchtigte Serienstreuung? Der sehr kompetente und vertrauenswürdige Verkäufer - ein Segen für die Orniwelt - verneint dies nach der Rückgabe.
Und was passiert, wenn Leica irgendwann tatsächlich eine weitwinklige Festbrennweite für seine Spektive auf den Markt bringt? Festbrennweiten sollen ja immer ein ganzes Stück mehr Qualität als die Zooms bieten...


Pitti Pl.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Mit dem zweiten sieht man besser? Vergleich Docter Aspectem vs. Leica APO-Televid 82

Pitti Pl. 3228 18. Mai 2014 18:35

Re: Mit dem zweiten sieht man besser? Vergleich Docter Aspectem vs. Leica APO-Televid 82

Hans 1710 18. Mai 2014 19:51

Festbrennweiten vs. Zoom

Holger Merlitz 1357 19. Mai 2014 05:16

Re: Mit dem zweiten sieht man besser? Vergleich Docter Aspectem vs. Leica APO-Televid 82

Dominique 1355 18. Mai 2014 21:23

Re: Mit dem zweiten sieht man besser? Vergleich Docter Aspectem vs. Leica APO-Televid 82

Hans 1380 18. Mai 2014 21:54

Re: Mit dem zweiten sieht man besser? Vergleich Docter Aspectem vs. Leica APO-Televid 82

Pitti Pl. 1289 18. Mai 2014 22:04

Re: Mit dem zweiten sieht man besser? Vergleich Docter Aspectem vs. Leica APO-Televid 82

OhWeh 1308 18. Mai 2014 23:22

Re: Mit dem zweiten sieht man besser? Vergleich Docter Aspectem vs. Leica APO-Televid 82

maffyn 1344 19. Mai 2014 20:06



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