Vergessen Sie Zoom beim Fernglas. Das taugt nichts, sogar bei viel teureren Ferngläsern (Achtung: Das sehr gute, aber schwere Leica Duovid ist KEIN Zoomfernglas, sondern ein zwischen zwei Festvergrößerungen umschaltbares Fernglas, das auch noch 6- bis 7mal soviel kostet, wie von Ihnen veranschlagt).
Wenn Sie auf elektronischer Bildstabilisierung bestehen, ist der Maximalpreis 300 Euro nur mit dem Canon 8x25 IS zu halten, aber das hat weder die von Ihnen gewünschte Mindestvergrößerung 10fach, noch ist es wasserdicht und robust. Das Canon 10x30 IS hätte die gewünschte Vergrößerung, ist aber teurer und nicht weniger empfindlich. Auf Bergwanderungen kann man schon mal von einem Regen überrascht werden, und wenn man ausrutscht, stürzt oder mit dem um den Hals hängenden Fernglas unsanft gegen einen Baum oder Felsen stößt, kann der Aufprall für ein solches erschütterungsempfindliches Fernglas „tödlich“ sein. So schön Bildstabilisierung sein kann (ich selbst schätze sie bei anderen Einsätzen sehr), so kritisch ist ihre Erschütterungsempfindlichkeit gerade bei der von Ihnen genannten Anwendung.
Der 300-Euro-Grenze kämen Sie mit einem Nikon-Kompaktfernglas 8x20 HG-L (optisch bestes Kompaktfernglas auf dem Weltmarkt!) schon ziemlich nahe. Wenn es unbedingt 10fach vergrößern soll, gibt es auch ein 10x25 HG-L, das nicht viel teurer ist. Aber 10fach bei einem so leichten Fernglas ist schon problematisch, erst recht beim Bergwandern, wo man nach anstrengendem Aufstieg für längere Zeit keine wirklich ruhige Hand hat. Außerdem ist bei allen Kompaktgläsern das Sehfeld erheblich enger als bei den zwei- bis dreimal so schweren Standardgläsern 8x30/8x32/10x30/10x32, und auch deshalb wären Sie mit dem 8x20 HG-L (Sehfeld 119 m auf 1000 m) besser beraten als mit dem 10x25 HG-L (nur 94 m auf 1000 m. Unterschätzen Sie 8fache Vergrößerung nicht, zumal dann, wenn das Fernglas optisch sehr gut ist und somit ein sehr detail- und kontrastreiches Bild liefert. Anfänger verlangen meistens möglichst hohe Vergrößerung, und wenn sie die dann von einem der vielen unseriösen Billiganbieter (eventuell sogar als Zoom bis 15fach oder mehr) bekommen, dann sehen sie wegen des fürchterlichen Bildzitterns und der miesen optischen Qualität viel, viel weniger als mit einem hochwertigen 8fach-Fernglas.
Ich habe viele sehr gute Ferngläser, und ich benutze dann, wenn das Gewicht minimal sein muß, also z.B. beim Bergwandern, entweder ein 8x32 (z.B. als Super-Leichtgewicht mit Miniabmessungen das Leica Ultravid, das aber einen vierstelligen Preis hat) oder eben das von mir oben empfohlene, gegenüber dem 8x32 Ultravid gar nur halb so schwere Nikon 8x20 HG-L. Meine Empfehlung für Ihre Anwendung stützt sich also auf eigene langjährige Erfahrung; Sie können ihr vertrauen.
Walter E. Schön
