Es ist nicht ganz einfach, wenn man auf Ihre Frage antworten soll, weil wir ja nicht unsere Ferngläser sammeln, sondern praktisch bei ALLEN, uns geeignet erscheinenden Situationen, intensiv nutzen. Wanderungen ohne Fernglas kommen mir irgendwie sinnlos vor, Urlaubsreisen ohne dieses Hilfsmittel kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, ganz gleich ob um die halbe Welt oder zum Städtebesuch übers Wochenende.
Ich habe in Slowenien Braunbären beobachtet, aus sicherer Entfernung mit einem Fernglas vom Kaliber 10 x 56. Ebenso in Kanada und in Nordschweden.
Die Bären sind ausreichend weit entfernt und trotzdem nah. Unsere deutschen Waldbewohner können Sie auch mit einem 8 x 42 beobachten, Ausnahmen wie den Luchs und die scheue Wildkatze einmal nicht berücksichtigt. Es spricht aber aus meiner Sicht nicht viel dagegen, dazu auch das 10 x 56 zu benutzen, wenn die Fußmärsche nicht zu weit sind.
Die feinen Stuckarbeiten in der Wieskirche kann man sich nicht mit dem 10 x 56 betrachten, dass sieht einfach nicht aus an einem solchen Ort. Da wären wir dann beim kleinen 8 x 32, bevorzugt Ultravid, das fast in der Hand verschwindet.
Damit werden Sie aber bei hereinbrechender Dämmerung, aber auch tagsüber im dichten Nadelwald nicht recht glücklich werden.
Vogelbeobachtung ist etwas komplizierter. Ein Bussard auf einem Pfahl aus 50 Metern Entfernung ist leicht. Hier kommt es auf den Hintergrund an, ob Sie eine graue Masse vor hellem Hintergrund erkennen oder ob der gedeckte Hintergrund Ihnen die Möglichkeit gibt, die Musterung zu erkennen. Das Glas muß optimalen Kontrast liefern, egal ob 8 oder 10 fach.
Was ist, wenn der Vogel im Gestrüpp sitzt? Dann plädiere ich für die höhere Vergrößerung, kombiniert mit Lichtstärke. Solche Gläser sind aber schwer. Warum höhere Vergrößerung? Nun, mit zunehmender Vergrößerung schrumpft der Bereich der scharfen Abbildung und diesen Effekt kann man sich hier einmal andersherum zu Nutze machen, man stellt das Beobachtungsobjekt scharf und was näher oder weiter entfernt ist, erscheint zunehmend unscharf. Es fällt mir jedenfalls leichter, mich zu konzentrieren. Zum Glück für mich finden solche Beobachtungen in Gartennähe statt, da darf das Glas dann schwerer sein.
Wenn Sie Schiffe beobachten wollen, werden Sie feststellen, wie entscheidend das Gegenlicht bzw. die Unterdrückung der Aufhellung durch Gegenlicht ist.
Am Eifelturm können die Farbsäume Ihres Fernglases den ganzen Spaß verderben. Qualität ist wichtig.
In den großen Kathedralen ist eine Beobachtung sehr schwierig. Abgesehen von den sonnendurchschienenen Fenstern hat man wenig Licht zur Verfügung und dazu kommt, dass wir uns in einer Kirche befinden. Kontrast und Streulichtunterdrückung bei der Betrachtung der Fenster, die dunklen Wände auf Fresken und Wandmalereien zu untersuchen ist fast aussichtslos.
Auf dem Kölner Dom wohnt ein Turmfalkenpärchen. Mit ein wenig Geduld kann man sie An- und Abfliegen sehen, den Horst ausmachen kann man praktisch nicht. Sie glauben nicht, wie schwierig es ist, im Gewirr der vielen Bögen und Pfeiler gegen das helle Hintergrundblau einen 200 Meter entfernten Vogel auszumachen. Einmal ist es mir von meinem Bürofenster aus gelungen, die Sonne stand richtig und ich hatte das Diascope auf dem Stativ am offenen Fenster. Mein Fenster ist vom Dom knapp 400 Meter entfernt, da reicht kein Fernglas, da muß es ein Fernrohr, hier Spektiv, sein.
Ich habe bisher noch keine Wale gesehen, das wird im kommenden Jahr versucht, mit Fernglas, wie sonst.
Afrika steht ebenfalls noch auf dem Programm, unser Sohn lebt in Südafrika, ein Besuch ohne anschliessenden Besuch im Nationalpark. Schade um das Geld.
Auch die Himmelsbeobachtung hat ihren Reiz, der sich aber nicht so leicht erschließt wie ein Zoobesuch, Herr Jülich ist da der richtige Ansprechpartner, fragen Sie ihn.
Das Fernglas erweitert unser Leben in vielfältiger Weise. Kaufen Sie Qualität, fangen Sie mit einem mittelgroßen Glas an, der rest ergibt sich.
Bernd Sommerfeld
