Eigentlich bin ich ein typischer Minoxkunde, denn ich habe immer noch die klassische kleine Minox in der Schublade, gebraucht wird sie allerdings nicht mehr. Heute fotografiere ich digital mit Nikon.
Es kann sein, daß man im Laufe der Jahre immer kritischer wird, jedenfalls gibt es heute einige entscheidende Punkte, die mir nicht so gut gefallen. Das von Ihnen angefragte Modell 10 x 42 HG kenne ich nicht genau, hier hat es nur zu einem interessierten Blick vor der Ladentür gereicht. Genauer kenne ich aber das Modell 8 x 33 HG asph.
Im direkten Vergleich zu meinem Nikon 8 x 32 HG fallen mir einige Punkte auf, die man sehr wahrscheinlich auch auf das größere Modell übertragen darf.
Beim 8 x 33 ist die Antriebskraft unterschiedlich, was beim Verstellen sehr ungewöhnlich ist und mich jedenfalls gewaltig stört. Dahinter steckt, wenn ich den Händler richtig verstanden habe eine gewollte Unsymmetrie, aus der Erfahrung ehemaliger Leicaleute. Meine Erfahrung ist anders.
Der Antrieb erreicht nicht die gefühlte Qualität, die ich vom Nikon kenne.
Der rauhe geriffelte Aluknopf ist mir zu auffällig, ich möchte nicht auf hunderte Metern schon blinkend signalisieren, aufgepaßt hier kommt wer. Ich kann mir auch denken, daß dieser Knopf schnell verschmutzt, wie soll man ihn dann reinigen.
Die Bildgüte ist nicht schlecht, obwohl mein Nikon etwas randschärfer ist. Beide, sowohl Minox als auch Nikon, kommen aber nicht an die Bildqualität heran, die ein Canon 10 x 42 bietet. Ich würde mir dieses überschwere unförmige Canon niemals kaufen, aber optisch scheint es ein ernsthafter Gegner zu sein, den Nikon und Leica fürchten müssen.
Das Minox liefert an Motiven mit kräftigem Kontrast einen störenden Farbsaum. Dies fängt bereits früh an, viel früher als beim Nikon HG.
Es gibt Fälle, in denen der Vogelbeobachter auf höchsten Kontrast angewiesen ist, zum Beispiel, wenn sich der Vogel gegen den hellen Himmel abzeichnet. Da sieht das 8 x 33 nicht so gut aus. Mein Nikon kann das besser. Farben werden für meinen Geschmack neutral wiedergegeben, da sind keine Unterschiede zu erkennen.
Beide Gläser zeigen gerade Linien ungefähr gleich gut.
Das Einblickverhalten ist für meine Augen vergleichbar, egal ob mit oder ohne Brille.
Nikon hat im Vergleich zum Leica immer dann eine kleine Einbuße, wenn es um störendes Gegenlicht geht. Beobachtungen im Schnee, über Wasser und am hellen Sandstrand meistert dieses Glas nicht optimal, da ist ein Leica 8 x 32 Trinovid ein Stück voraus.
Im Vergleich zu meinem Nikon ist aber das Minox in dieser Hinsicht noch etwas schwächer, hier sollten Sie genau abwägen, wie wichtig dieser Punkt ist.
Als ich mein Nikon gekauft habe, war der Preis ein ganz entscheidender Punkt, denn mein Händler war ungefragt zu erheblichen Konzessionen bereit. Dieses Argument gilt auch für das Minox. Prüfen Sie, ob die kleinen Schwächen, die ich beschrieben habe, auch auf das 43er Modell zutreffen.
Der Werbeauftritt ist mir zu knallig, ich vermute einmal, daß ein junger Werber für die falsche Zielgruppe geschrieben hat, immer knapp an der Täuschung vorbei. Eine so verunglückte, halbseidene Werbestrategie hat das Glas nicht verdient.
Rüdiger Kaufmann
