Was Sie meinen, ist ein Tele-Vorsatzkonverter und keine (Tele-)Vorsatzlinse. Eine Vorsatzlinse hat eine Brechkraft, normalerweise eine positive Brechkraft, und ist dann eine Sammellinse, die auch aus zwei verkitteten Einzellinsen zur achromatischen Korrektion bestehen kann.
Der Vorsatzkonverter ist dagegen ein sog. afokales System, d.h. brechkraftlos bzw. mit Brennweite unendlich. Vorsatzkonverter gibt es als Weitwinkel-Vorsatzkonverter und als Tele-Vorsatzkonverter. Tele-Vorsatzkonverter verhalten sich optisch im Prinzip wie ein sehr schwaches Galileisches Fernrohr (aus einer Sammellinse vorn und einer Zerstreuungslinse hinten) mit z.B. 1,4facher, 1,5facher, 1,8facher oder 2facher Vergräßerung. Weitwinkel-Vorsatzkonverter sind umgekehrt aufgebaut, also mit einer Zerstreuungslinse vorn und einer Sammellinse hinten und wirken somit wie ein Galileisches Fernrohr, bei dem man verkehrtherum hineinschaut, also verkleinernd, z.B. 0,7fach oder 0,5fach. Beide Versionen können natürlich auch mehrlinsig aufgebaut sein: sowohl die vordere als auch die hintere Linse kann je eine Linsengruppe (meist aus zwei miteinander verkitteten Linsen) sein.
Den Soligor-Tele-Vorsatzkonverter können Sie wie die meisten anderen für normale Videocamcorder als Vorsatz für ein Spektiv vergessen. Ihre Qualität ist für die Videokameras mit ihrer mäßigen Winkelauflösung bei nicht hohen Ansprüchen gerade noch ausreichend, nicht aber für ein Spektiv, das selbst eine sehr hohe Vergrößerung hat (für den Vorsatz ist das quasi eine „Nachvergrößerung“, die alle Abbildungsfehler unbarmherzig sichtbar macht). Der von mir im vorherigen Beitrag genannte Raynox-Tele-Vorsatzkonverter ist immerhin 4linsig aufgebaut (je zwei verkittete Linsen vorn und hinten) und ordentlich achromatisch. Er kostet aber auch ein Mehrfaches dessen, was die üblichen Tele-Vorsatzkonverter kosten. Dennoch wage ich nicht, ihn für ein Spektiv zu empfehlen, auch wenn ich das selbst noch nicht ausprobiert habe. Vielleicht kann ich das mal versuchen, wenn ich wieder ein bißchen mehr Zeit habe – ich werde dann über das Ergebnis berichten. Man darf nicht vergessen, daß alle diese Vorsatzkonverter für erheblich größere Bildwinkel konzipiert sind, als bei der Kombination mit einem Spektiv benötigt wird. Wollte jemand einen solchen Tele-Vorsatzkonverter speziell für Spektive entwickeln, könnte er durch Beschränkung des Bildwinkels sicher mehr herausholen. Aber wie viele Spektivbesitzer würden so etwas kaufen? Wohl zu wenig, um ein solches Produkt für einen Anbieter rentabel zu machen.
Walter E. Schön