Auch bei einem nicht wasserdichten Fernglas kann Luftfeuchtigkeit nur sehr langsam ins Innere eindringen (es sei denn, das Gehäuse hätte aufgrund eines Unfalls ein Loch, durch das der Wind pfeifen kann). So ist es eigentlich unwahrscheinlich, daß die Feuchtigkeit innerhalb der wenigen Stunden des Unwetters eingedrungen ist, wenn tatsächlich kein Regen oder Spritzwasser Kontakt mit dem Fernglas hatte. Ich vermute, daß das Fernglas wohl schon längere Zeit in einer feuchten Umgebung aufbewahrt worden war und dann bei einer schnellen Abkühlung des Gehäuses (Fernglas kam aus einem warmen Innenraum ins kühle Freie?) innenseitig ein Teil der eingedrungenen Luftfeuchtigkeit an den kalt gewordenen Innenflächen kondensiert ist.
Leider geht aus Ihrem Beitrag nicht hervor, unter welchen Bedingungen es bei Ihrem Fernglas zum Beschlagen kam. Lag das Fernglas zu Hause in der Schublade, hatten Sie es draußen über Nacht (unter einem Dach regengeschützt) liegengelassen und bereits beim Wiederauffinden draußen oder erst später zu Hause im Warmen festgestellt, daß die Linsen (innen?) beschlagen waren? Hatten Sie das Fernglas in einer Tasche einer Jacke gelassen, die Ihre Frau in die Waschmaschine gesteckt und einem Schonwaschgang unterzogen hat?
Obwohl jede Ferndiagnose ohne Inspektion des Fernglases problematisch ist, wäre vielleicht doch etwas dazu zu sagen, wenn man nur wüßte, wie die Umstände waren, unter denen es zum Beschlagen gekommen ist. Wenn Sie das noch beschreiben könnten, wäre möglicherweise ein besserer Rat zu geben.
Da Ihr Fernglas nicht wasserdicht ist, wäre wohl ein vorsichtiges Öffnen, z.B. durch Abschrauben einer Deckplatte über den Prismen oder Abschrauben der vorderer Rohre, in trockener (idealerweise gleichzeitig kühler) Luft und Trocknenlassen über mehrere Stunden die beste Methode. Dann wäre das Gehäuse wieder zu verschließen. Wenn dieses Trocknen innerhalb eines dichten Gefäßes (z.B. in einer kleinen verschließbaren Kiste) zusammen mit einem Trocknungsmittel (Silicagel) erfolgt, wäre der Entzug des Wassers aus der Luft im Inneren des Fernglases und von evtl. noch beschlagenen Flächen besonders wirkungsvoll. Achten Sie, falls Sie so vorgehen wollen, bitte auf staub- und rauchfreie Umgebung und lassen Sie offene Teile nicht mit der Öffnung nach oben trocknen.
Ohne einschlägige Erfahrung sollten Sie aber weder Gewalt beim Öffnen des Fernglases anwenden noch an Teilen schrauben, deren Justierung wichtig ist. Andernfalls haben Sie hinterher ein zwar trockenes, aber dejustiertes Fernglas und können es dann zur Reparatur einschicken.
Da ich nicht weiß, wie ihr Fernglas aussieht und wie und wo es zu öffnen ist, wäre meine Empfehlung, das Fernglas an die Firma Eschenbach einzusenden, die als Hersteller oder (wahrscheinlicher) als Vertriebsfirma Ihres Fernglasmodells über die erforderlichen Kenntnisse und Werkzeuge verfügt, um alles wirklich fachgerecht durchzuführen.
Walter E. Schön
