Es gibt hierzu auch einige Erfahrungen aus der Mikroskopie.
Wir unterscheiden hier 2(3) Systeme, nämlich das Stereomikroskop, bei der jedes Auge für sich ein eigenes Teilbild sieht, das vom anderen Teilbild verschieden ist. Dieses Sehen kommt dem natürlichen Sehen auf kurzer Entfernung nahe, es gibt so gut wie keine Chance, Informationsdefizite des einen Auges durch die gewonnene Information des anderen Auges zu ergänzen. Extrembeispiel, Sie betrachten ein mineralisches Präparat im Auflicht. Ein Auge erhält den Lichtreflex, weil zufällig der Reflexionswinkel stimmt, das andere Auge erkennt die hell erleuchtete Struktur, ohne durch den Reflex gestört zu werden.
Anders sieht es beim klassischen Binotubus aus, der die gleiche Informationsquelle lediglich auf 2 Ausgänge, Okulare verteilt. Die meisten Beobachter sehen mit dieser Anordnung besser, wobei es nicht auffällt, das die Bilder dunkler und fast immer sogar unsymmetrisch hell sind. Hier ist die Bildverarbeitung unserer Gehirne gefragt. Der von Walter Schön vorgeschlagene Transmissionstest bei Ferngläsern funktioniert bei den meisten Beobachtern sehr gut und zeigt Abweichungen im einstelligen Prozentbereich. Die meisten Binotuben auf einem Mikroskop haben Abweichungen, die um einen Faktor 2-3 größer sind, dies wird aber von der Kunden fast nie registriert.
Die Glanzleistung der in unserem Hirn eingebauten Bildverarbeitung geschieht aber beim Zeichnen. Ein Auge betrachtet das Bild im Okular, während das andere die zeichnerischen Fortschritte kontrolliert und die Finger steuert. Das kann man trainieren.
Werner Jülich