Es wäre schön, wenn es Booster gäbe, die einen ebenso großen scheinbaren Sehwinkel erreichten wie die Ferngläser. Leider gibt es aber physikalische Gesetze, die uns Grenzen auferlegen.
Der Swarovski-Booster erreicht als scheinbaren Sehwinkel knapp die Hälfte des scheinbaren Sehwinkels eines normalen Swarovski-Fernglases, nämlich um oder knapp über 30°. Sie haben also ein scheinbares Sehfeld, das maximal 1/4 der Fläche beträgt, die Sie von Ihrem Fernglas ohne Booster gewohnt sind. Es handelt sich also leider tatsächlich um einen Fall von „Tunnelblick“. Beim Zeiss Mono 3x12 B, das im Gegensatz zum Swaro-Booster mit einer eigenen Fokussierung ausgestattet ist und auch als Mono-Fernglas mit extrem kurzer Naheinstellung benutzt werden kann und viele Freunde unter Blumen- und Insektenliebhabern hat, ist das nicht anders. Auch hier ist der scheinbare Sehwinkel nur um oder kapp über 30°, egal ob das Mono 3x12 B als monokulares Minifernglas oder als 3fach-Booster z.B. an einem Zeiss-Victory- oder an einem anderen Fernglas benutzt wird.
Ein Fernglas-Booster ist nichts anderes als ein kleines z.B. 2fach oder 3fach vergrößerndes monokulares Fernglas (Fernrohr), das genauso wie ein normales terrestrisches Monokular aus einem Objektiv, einem Umkehrprismensystem und einem Okular besteht und keine eigene Fokussierung benötigt, sondern auf „unendlich“ fix eingestellt sein kann. Fokussiert wird mit dem vorgeschalteten Fernglas.
Bei 2facher Vergrößerung muß die Objektivbrennweite doppelt so groß wie die Okularbrennweite sein, bei 3facher Vergrößerung muß sie dreimal so groß sein. Die Objektivbrennweite ist in jedem Fall also sehr kurz und läßt nicht viel Platz für ein großes Umkehrprismensystem. Geht man von einem 2fach-Booster und einer praktikablen Okularbrennweite des Boosters von 15 mm aus (solche Okulare gibt es reichlich mit scheinbarem Sehwinkel um und über 60°), so muß die Objektivbrennweite 30 mm sein. Innerhalb dieser Weglänge muß der gefaltete Strahlengang im Umkehrprismensystem untergebracht werden. Aufgrund der Brechzahl des Glases von ca. 1,5 wird zwar der geometrische Weg durchs Glas um ca. 1/3 länger, darf also bis ca. 40 mm betragen. Das Schmidt-Prismensystem als kompaktestes Umkehrprismensystem hat einen geometrischen Weg durchs Glas, der das 4,62fache des Durchlaß-Durchmessers beträgt, aber das ergibt nur einen Durchlaß von ca. 40 mm : 4,62 = ca. 8,66 mm. Folglich kann der Feldblendendurchmesser nicht größer sein als eben diese 8,66 mm. Daraus resultiert dann für 15 mm Okularbrennweite ein
maximaler scheinbarer Sehwinkel = 2 · arc tan (8,66/2 : 15) = 2 · arc tan 0,289 = 32,2 °.
Längere oder kürzere Okularbrennweite ändert daran wenig, denn wenn die Brennweite länger wird, um für ein größeres Prismensystem Platz zu bekommen, muß auch die Feldblende proportional dazu größer werden, was den Größengewinn wieder kompensiert.
Wir stoßen also an physikalische Grenzen, die wir bekanntlich nicht überwinden können.
Walter E. Schön