Das Leben ist zu kurz für schlechte Ausrüstung! Das ist plakativ, ganz klar, aber auch wahr. Nur - stundenlanges Schleppen der besten Ausrüstung kann zuweilen, wie von Herrn Werres beklagt, wirklich ein extrem harter Job sein. Um dieser Nebenwirkung beim Erzielen maximaler Beobachtungsfreude erfolgreich zu begegnen, und um den Beobachtungsausflug nicht nur erträglich, sondern (er)lebenswert zu gestalten, kommt eben auch hierbei guter Ausrüstung große Bedeutung zu.
'Extremadura' heißt eine spanische Region, in deren Bergen und weiten Ebenen es neben den berühmten schwarzen Schweinen auch jede Menge Piepmätze zu beobachten gibt. Wohl deswegen hat Swarovski seinen Transportrucksack für Spektive nebst Stativ so benannt. Dieser Name stammt vom spanischen 'Extremos del Duero', entspricht also der Bedeutung 'weit abseits des (Flusses) Duero'. Ein weiterer Hinweis auf diese Wurzel der Namensgebung könnte sein, daß eine andere Tragetasche 'Doñana' heißt. Für mich ganz persönlich setzt sich der Name des Transportsystems aber eben aus den Wörtern 'extrem' (span. extremo, a) und 'hart' (span. duro, a) zusammen. Zur Bewältigung derart zu charakterisierender Transportaufgaben ist der Rucksack nicht nur gemacht, sondern er eignet sich auch ganz hervorragend dafür, wie im folgenden anhand einiger Beispiele aus der Beobachtungspraxis beschrieben wird.
Aber vorerst zurück zur Last der Lust. Vor allem Spektiv und Stativ, aber auch das ganze andere Geraffel, wie Okulare, Literatur, Kleidung, Proviant, persönliche Gegenstände, etc. wiegen einfach... Ich unterscheide je nach Anwendungszweck und Rahmenbedingungen anhand der beiden Hauptkomponenten - Spektiv und Stativ - zwei Varianten, nämlich den 'kleinen' und den 'großen Glotz'.
Der 'kleine Glotz' kommt mit, wenn's nicht nur anstrengend wird, sondern ich noch dazu faul und bequem bin, kurzum, wenn's sehr leicht sein soll. Spektive der 50er bis 60er Öffnungsklasse eignen sich da mit Vergrößerungen zwischen 15fach und 30fach. Bei mir gehört das Zeiss 30x60B zum kleinen Glotz, zusammen mit einem Klemmstativ(evtl. mit stabilem Schwanenhals), einem Bohnensack oder dem schönen Gitzo GM2341 Einbeinstativ. Wobei allerdings 30fache Vergrößerung auf einem Einbein für mich persönlich schon die Grenze des Machbaren fast überschreiten. Aber ein Einbein kann als Wanderstock genutzt, in der Hand, oder - wahlweise mit Riemen - über der Schulter getragen werden, wenn die Tasche dafür nicht ausreichend Stauraum bietet. Das Zeiss 30x60B paßt eigentlich in jede kleine Foto- oder Schultertragetasche. Es kann selbst in einer geräumigen Jackentasche mitgenommen werden. Ein guter Trageriemen ermöglicht das Transportieren direkt am Körper. Das Teleskop wiegt ja weniger als ein 50er Leica Fernglas.
Soll's nun reichweiter oder dämmerungstauglicher oder einfach 'richtig dicke Hose' sein, kommt der 'große Glotz' zum Einsatz. Heißt im Klartext: Diascope 85FL mit dem kleinen und leichten Carbonstativ Velbon Sherpa Pro 640. Eine Zwischegröße bilde ich manchmal mit dem Diascope 65FL, ganzer Okularpalette und gleichem Stativ. Wichtig ist aber vor allem ein leichtes Carbonstativ mit geringem Packmaß. Jetzt schlägt die Stunde des Swarovski Extremadura Transportsystems. Es handelt sich dabei um einen Rucksack mit 32 Litern Fassungsvermögen, der so ziemlich alle Segnungen der modernen Wanderrucksäcke, wie verstellbare, ergonomische, faltenfreie und gut gepolsterte Schultertrageriemen mit Brustgurt; breiter, weicher Hüfttragegurt mit Hüftflaps; konturierter, gepolsterter und gut belüfteter Rücken mit verstellbarem Innentragesystem; Kompressionsriemen, Seitentaschen mit Wasserablauf, gut zugängliche Frontasche, Halteschlaufe für eine Jacke, Innentaschen etc. auf sich vereint. Dazu kommen eine leistungsfähige Stativhalterung auf der Rückseite mit Abdeckung, ein äußerst praktisches Sitzpolster(oft sitzt man naß, kalt oder schmutzig) und außerordentlich hochwertige Verarbeitung. Details wie die jederzeit griffigen Reißverschlußenden, die mehrfach gesteppten Nähte, die Schnellverschlüsse der Riemen, oder einfach die verwendeten Gewebe muß man einfach gesehen, gefühlt und benutzt haben. Kein noch so winziges Merkmal ist zufällig vorhanden. Ihr Sinn erschließt sich intuitiv, alles ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Es erstaunt, warum reine Zubehörausstatter nicht schon eher auf solche Lösungen gekommen sind. Das Wunder wiegt trotzdem unter 1,5 kg.
Daß der Extremadura ausreichend Ausrüstung für einen ganzen Beobachtungstag - auch bei wechselnden optischen und meteorologischen Bedingungen - Platz bietet, und sich diese recht komfortabel und kraftsparend transportieren läßt, steht außer Frage. Ich persönlich kenne kein besseres Transportsystem für die Beobachtung. Erstaunlich ist aber, daß der Listenpreis dieses Swarosvski-Teils, den es auf meinem Rücken jeden Cent wert ist, etwa schlanke 30 Prozent über einer Zeiss Bereitschaftstasche für das Diascope liegt, für die wir uns ja alle schon sehr lange und aus gutem Grund einige Verbesserungen wünschen, und der Straßenpreis für den Extremadura oft 'nur' genauso hoch ist. Dafür bekommt man aber mit dem Extremadura Rucksack deutlich mehr und vieles besser für's Geld.
Wer so lang durchgehalten halt, kann auch noch die letzte kleine Anektdote verkraften: An einem heißen Sommertag war ich in der Schorfheide unterwegs. Da ich wußte wie anstrengend es werden wird hatte ich mich für die Zwischengröße, also den kleinen 'großen Glotz' mit dem Diascope 65FL entschieden, der noch von vorherigen Hochsommerwanderungen im Rucksack hätte sein sollen. Eine Gruppe Waschbären gab plötzlich ein interessantes, aber weiter entferntes Beobachtungsobjekt ab. Schnell war das Diascope aufgebaut. Nach einiger Zeit glaubte ich, daß die Schwergängigkeit der Fokussierung des 65er nun durch die Sommerhitze behoben wäre. Aber weit gefehlt. Ich hatte, ohne es beim Tragen zu spüren, das Diascope 85FL und neben der montierten Festbrennweite noch eine weitere und das Vario von einer zwischenzeitlich vergessenen Astro-Nacht dabei. Zwei Dinge wurden mir klar. Das Diascope 85FL ist noch recht leicht, klein und handlich und das Mehrgewicht von insgesamt über einem Kilogramm(zusammen mit den Okularen) ließ der Extremadura Rucksack mich nicht spüren. Wie bei den Temperaturen scheint es also ein auch gespürtes Gewicht zu geben...
Gute Nacht,
Jan Münzer