1. Die übereinstimmenden 87 m dürften entweder aus der Verwendung der gleichen optischen Systeme oder aus der Umrechnung eines auf die „glatte“ Zahl 5° gerundeten Sehwinkels herrühren. Auch wenn der exakte tatsächliche Sehwinkel irgendwo zwischen 4,9° und 5,1° liegen sollte, runden Hersteller gern (lieber auf statt ab). Wenn dann ausgehend von so gerundeten 5° das Sehfeld auf 1000 m nach der Formel
Sehfeld = 2000 · tan (Sehwinkel/2)
berechnet wird, kommt heraus
Sehfeld (5°) = 2000 · tan (5°/2) = 2000 · tan 2,5° = 2000 · 0,04366 = 87,3 m = ca. 87 m.
2. Möglicherweise haben die von Ihnen genannten Vixen-Ferngläser mit 42 mm und mit 50 mm Öffnungsdurchmesser die gleichen Prismensysteme oder zumindest solche gleicher Durchlaßgröße. Dann kommt es bei der größeren Öffnung zwangsläufig zu einem kleineren Feldblendendurchmesser und somit bei gleicher Vergrößerung (hier 10fach) zu einem kleineren Sehfeld als beim Fernglas mit 42 mm Öffnungsdurchmesser. Um beim 50er-Fernglas ein ebensogroßes Sehfeld zu ermöglichen wie beim 42er, müßten die Prismen deutlich größer, also auch viel schwerer und teurer sein.
Sie können z.B. auch bei Leica feststellen, daß die 50er-Ultravids bei gleicher Vergrößerung ein kleineres Sehfeld haben als die 42er-Ultravids, wenn auch in beiden Fällen deutlich größere Sehfelder als bei Vixen.
Um sich besser vorstellen zu können, warum gleich große Prismendurchlässe in Verbindung mit größerer Objektivöffnung kleinere Sehfelder ergeben, betrachten Sie bitte folgendes Bild:
Denken Sie sich einen senkrecht stehenden Kegelstumpf aus einem wie ein Trichter zusammengerollten Papier. Dessen größere untere Kreisfläche ist die Eintrittspupille (= Objektivöffnung). Die kleinere obere Kreisfläche ist die Feldblendenfläche (= das durch das Okular wie mit einer Lupe betrachtete reelle Bild). Irgendwo dazwischen denken Sie sich außen stramm um den Kegelstumpf gelegt einen Ring. Dieser Ring ist die absolute Begrenzung aller Lichtkegel durch die freie Öffnung des Prismensystems. Wenn Sie nun den Kegelstumpf unten auf eine größere Kreisfläche (= Objektivöffnung) erweitern, aber der Ring dabei gleich groß und an derselben Stelle bleibt (also nicht nach oben rutschen darf), dann wird die obere kleinere Kreisfläche (= Feldblendenöffnung) noch kleiner. Also bekommen Sie bei größerer Objektivöffnung ein kleineres Sehfeld – wenn Sie nicht eine unzulässig hohe Zunahme der Vignettierung durch die Prismen gestatten.
Walter E. Schön