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04. Juli 2007 12:16
Über dieses Thema wurde hier im Forum schon mehrfach diskutiert, teils kontrovers, aber doch mit einer eindeutigen Präferenz der Größe 8x32. Man kann schwer oder gar nicht pauschale Empfehlungen geben, sondern sollte schon ungefähr wissen, für welche Zwecke das Fernglas benutzt werden soll.

Ich gehe davon aus, daß Sie ein universell verwendbares Fernglas suchen (zumal es zumindest für einige Zeit Ihr einziges Ferngals sein wird), das zwar schon möglichst leistungsfähig, aber auch noch handlich und leicht genug sein soll, um oft mitgenommen und nicht nach wenigen Stunden als Ballast empfunden zu werden und darum das nächste Mal zu Hause zu bleiben.

Nach meinen eigenen Erfahrungen und denen in meinem Bekanntenkreis erfüllt die Größe 8x32 diesen Anspruch am besten. Es wiegt, wenn es ein gutes, wasserdichtes und somit wetterfestes Fernglas ist (also nicht aus Plastik und mit nur wenigen dünnen Linsen), etwa zwischen 550 und 700 g. Das ist geradezu ein idealer Kompromiß zwischen erwünschter Transsport- und Trage-Leichtigkeit einerseits und ausreichender Masse zur zitterfreies Beobachten andererseits.

Die Austrittspupille von 4 mm ist für die Tagbeobachtung mehr als genug, gibt ausreichend Reserve für nicht ganz exakte Positionierung der Okulare vor den Augen und auch für Beobachtungen bei anbrechender Dämmerung oder im (nicht zu dichten) Wald.

Die optische Qualität ist bei dieser Fernglasgröße meistens am besten, weil der Optikkonstrukteur weniger Schwierigkeiten als bei den größeren Öffnungen (z.B. 42 mm, 50 mm) zu bewältigen hat. Optische Anforderungen und mechanische Gegebenheiten lassen auch gerade bei dieser Fernglasgröße ein besonders großes Sehfeld zu. 8x42-Ferngläser derselben Marke haben meistens etwa 10 m weniger Sehfeld auf 1000 m.

Die Größe ist gerade noch geeignet, das Fernglas statt an einem über die Schulter oder um den Nacken gehängten Trageriemen alternativ in einem Gürtelhalfter zu tragen, was wegen der frei bleibenden Hände und weil das Fernglas nicht beim Gehen hin und her baumelt, z.B. beim Wandern in unwegsamem Gelände (Sturz- und Rutschgefahr), bei Klettern oder Radfahren sehr vorteilhaft ist. Ein 8x42 ist dafür schon zu groß und zu schwer.

Kleinere Ferngläser sind deutlich weniger leistungsfähig, insbesondere wegen des meistens viel kleineren Sehfeldes, wegen des sich bei schwachem Licht schnell verdunkelnden Bildes und weil man die kleinen und leichten Gehäuse nicht so fest und zitterfrei halten kann. Ich spreche zwar immer wieder auch den Kompaktferngläsern 8x20 das Wort, aber nicht als Allzweck-Fernglas, sondern als ZUSÄTZLICHES Immer-dabei-Fernglas, das es ermöglich, auch dann ein Fernglas zu benutzen, wenn man ein „ausgewachsenes“ Modell gar nicht mitgenommen hätte und sich unerwartet interessante Beobachtungsmöglichkeiten ergeben.

Größere Ferngläser bringen bei Tageslicht keinerlei Vorteile, sind aber erheblich größer und schwerer und für manche Anwendung schon lästig, so daß man es sich oft schwer überlegen wird, sie mitzunehmen (und evtl. dann einen ganzen Tag lang mit sich herumschleppen zu müssen). Natürlich zeigen sie z.B. bei fortgeschrittener Dämmerung ein helleres Bild und dann eben auch mehr Details und sind speziell am Nachthimmel klar überlegen. Aber denken Sie mal über den prozentualen Anteil solcher an den Anwendungen insgesamt nach und darüber, ob z.B. Vorteile in 5% der Beobachtungszeit für die Unbequemlichkeiten und Nachteile (kleineres Sehfeld, schwerer, größer, deshalb oft nicht mit dabei) in 95% der Beobachtungszeit entschädigt.

Wenn Sie, was zu hoffen und auch anzunehmen ist, nach einiger Zeit des Einsatzes Ihres neuen Fernglases genauer wissen, wo Ihre Beobachtungsschwerpunkte liegen, und wenn sich vielelicht daraus sogar besondere Interessen entwickelt haben (z.B. Astronomie, Vogelbeobachtung, Bergwandern), wird es nicht ausbleiben, daß dann der Wunsch nach einem weiteren, speziell für diese Bedürfnisse geeigneten Gerät (z.B. Fernglas 10x50 oder Spektiv 30x65) aufkommt. Und wenn Sie sich dann auch noch dieses leisten sollten, dann werden Sie feststellen, daß Ihre äußerst vielseitiges 8x32 deswegen noch lange nicht ausgedient hat, sondern nach wie vor das ideale Allzweck-Fernglas bleibt und mindestens ebenso oft wie, wenn nicht öfter als das später angeschaffte Spezialgeräte zum Einsatz kommt.

Ich verfüge über eine Vielzahl von Ferngläsern zwischen 7x15 und 20x60, aber die am häufigsten eingesetzte Fernglasgröße ist nur zu Hause im Garten (wo es nicht ums Schleppen des Gewichts geht) 8,5x42, aber sonst ganz überwiegend 8x32 – es sei denn, es steht eine spezielle Beobachtungstour an wie etwa der Besuch eines Vogenschutzgebietes oder eines Aussichtsturms.

Meine Empfehlung ist also 8x32, und zwar nur eines der Tophersteller, auch wenn es teurer ist. Der Mehrpreis gegenüber einem Mittelklasseglas lohnt sich garantiert.

Sie fragten, ob Sie mit oder ohne Brille beobachten sollen. Sofern Sie keinen ausgeprägten Astigmatismus haben, ist die Beobachtung ohne Brille besser. Denn dann drehen Sie die Augenmuscheln heraus, so daß diese seitlich zwischen Okular und Auge einfallendes Licht abschirmen, das zu kontrastminderndem Streulicht und zu störenden Reflexen führen kann. Zudem ist mit der Brille immer noch ein zusätzliches optisches Element mit zwei Glas-Luft-Grenzflächen im Strahlengang, auf denen selbst bei vergüteten Brillengläsern Reflexe entstehen, auf denen Staub und andere Verunreinigungen Streulicht und nebelartige Unschärfen erzeugen können. Bei Regen oder bei großer Kälte kommen die Probleme mit Wassertropfen oder Beschlag durch die Atemluft auf den Brillengläsern hinzu.

Kurzsichtige haben es allerdings schwer, weil sie ohne Brille in der Ferne nichts oder nur wenig erkennen, bevor sie durchs Fernglas schauen, also ständig die Brille abnehmen und wieder aufsetzen müssen. Also beobachten sie fast immer (zumindest bei Kurzsichtigkeit stärker als ca. -3 dpt) mit Brille durchs Fernglas. Weitsichtige wie Sie haben es da besser, weil sie ohne Brille und ohne Fernglas in der Ferne scharf sehen und somit Ihre Motive finden. Dennoch sollten Sie auch darauf achten, daß Sie durch Ihr Fernglas auch mit Brille das volle Sehfeld überblicken können. Leider ist das speziell bei Weitsichtigen ein Problem, da diese mit Brille einen deutlich längeren Austrittspupillen-Längsabstand (= Abstand zwischen letzter Okularlinse und Augenpupille) als Kurzsichtige benötigen. Einige Leica-Gläser sind diesbezüglich etwas knapp dimensioniert (AP-Längsabstand teilweise nur um 13 bis 15 mm), was ausreichend für Kurzsichtige ist, nicht aber für Weitsichtige ab ca. +3 dpt. Die neuen Zeiss-Gläser bieten geringfügig mehr AP-Längsabstand. Bei Swarovski ist es gemischt: Das ansonsten sehr gute 10x32 EL hat leider nur 12 mm, selbst für Kurzsichtige meistens zu wenig und dann (z.B. für mich) ein KO-Kriterium, das 8,5x42 aber komfortable 18 mm, was auch den meisten Weitsichtigen ausreicht.

Zu Ihrer Frage zum Zeiss Mono 3x12: Das kann bei geeigneter Adaption nicht nur bei Zeiss-, sondern auch bei vielen anderen Ferngläsern eine sehr nützliche Ergänzung sein (ich kombiniere es z.B. besonders gern mit den bildstabilisierenden Canon-Ferngläsern 10x42 L IS WP oder 12x36 IS II) und liefert, wenn das Fernglas gut ist, ein sehr scharfes, detailreiches Bild, wenn auch nur in einem nur ca. 32° engen Sehfeld. Es ist kein Spektiversatz, sondern ein Norbehelf, aber ein sehr empfehlenswerter, wenn man Preis und vor allem Größe und Gewicht (jeweils im Vergleich zum Spektiv) bedenkt. Außerdem ist es auch für sich allein z.B. zur freihändigen Insekten- (Hummeln, Raupen, Spinnen, Schmetterlinge usw.) und Pflanzenbeobachtung im Nahbereich ein exzellentes Instrument, bei der sich übrigens wegen der Objektiv-Auszugsverlängerung eine deutlich höhere Vergrößerung als 3fach ergibt!

Zu Ihrer Frage nach der eventuellen Sehfeldverschiebung: Das Sehfeld ändert sich bei einem Fernglas, dessen Sehfeld Sie vollständig überblicken, bei einer Änderung der Augenlage (Augenachse relativ zur Okularachse) nicht, weil das Sehfeld in der reellen Zwischenbildebene durch die Sehfeldblende begrenzt wird. Eine Änderung ergibt sich nur dann, wenn das Sehfeld z.B. wegen des durch die Brille bedingten größeren Abstandes des Auges zum Okular vignettiert wird, also nicht vollständig überblickbar ist. Eine seitliche Verschiebung des Auges macht dann zuvor durch Vignettierung verdeckte (aber im Sehfeld an sich schon vorhandene) Teile sichtbar, allerdings bei Verlust von Bildteilen auf der entgegengesetzten Seite. Und es ändert immer sich bei Galileischen Ferngläsern (wie es die meisten Operngläser sind), weil dort die Austrittspupille nicht hinter dem Okular, sondern innerhalb des Fernglases liegt und daher immer eine Sehfeldvignettierung besteht.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Anfänger plant ersten Fernglaskauf

Ernst Hofmann 1549 04. Juli 2007 03:16

Re: Anfänger plant ersten Fernglaskauf

OhWeh 1108 04. Juli 2007 12:04

Empfehlung hängt vom geplanten Einsatz ab

Walter E. Schön 1484 04. Juli 2007 12:16

Re: Empfehlung hängt vom geplanten Einsatz ab

Ernst Hofmann 979 04. Juli 2007 20:56

Re: Empfehlung hängt vom geplanten Einsatz ab

Edgar Tschech 1023 04. Juli 2007 21:38

Re: Empfehlung hängt vom geplanten Einsatz ab

OhWeh 971 05. Juli 2007 08:50



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