Beide Modelle haben offenbar die gleichen Objektive und so knapp bemessene Umkehrprismensysteme, daß sich beim 8,5fach vergrößernden Modell (mit längerer Okularbrennweite) kein größeres Sehfeld abbilden läßt als beim 10,5fach-Fernglas: Beide bieten 110 m auf 1000 m Entfernung. Das von den Objektiven erzeugte Zwischenbild hinter den Prismen und vor den Okularen ist bei beiden Ferngläsern gleich groß.
Die Okulare des 10,5fach-Fernglases vergrößern dieses Sehfeld auf scheinbar 10,5 · 110 m = 1155 m und bieten somit einen scheinbaren Sehwinkel (das ist der, den das Auge beim Blick ins Okular sieht) von
2 · arc tan (1155/2 : 1000) = 2 · arc tan 0,5775 = 2 · 30° = 60°.
Die weniger stark vergrößernden längerbrennweitigen Okulare des 8,5fach-Fernglases vergrößern das Sehfeld scheinbar nur auf 8,5 · 110 m = 935 m, was zwangsläufig den kleineren scheinbaren Sehwinkel ergibt
2 · arc tan (935/2 : 1000) = 2 · arc tan 0,4675 = 2 · 25,056° = 50,112°.
Beide Ferngläser haben also den gleichen tatsächlichen Sehwinkel von 6,3°, der sich aus dem Sehfeld von 110 m auf 1000 m ergibt
2 · arct tan (110/22 : 1000) = 2 · 3,148° = 6,296° = ca. 6,3°
Das stärker vergrößernde Fernglas „bläst“ diesen Winkel stärker auf und liefert das scheinbaren Sehwinkel 60°, während das weniger stark vergrößernde nur auf 50,1° kommt.
Bei den meisten anderen Fernglastypen läßt das Prismenumkehrsystem mehr Spielraum, so daß man dahinter für die Okulare des weniger stark vergrößernden Modells eine größere Zwischenbildfläche nutzen kann. Das ergibt dann beim weniger star vergrößernden Modell einen größeren tatsächlichen Sehwinkel, aber trotzdem fast immer einen etwas kleineren scheinbaren Sehwinkel.
Walter E. Schön