Was Herr Fritzen über das Leica Trinovid sagte, kann ich nur bestätigen, und er meinte das aufgrund Ihrer Preisvorgabe natürlich bezüglich eines GEBRAUCHTEN Modells. Ein neues liegt weit über Ihrer Preisvorstellung, aber ein gebrauches Trinovid BN kommt ihr schon greifbar nahe, und wenn Sie die optisch völlig gleichwertige (weil identische) Vorgängerversion BA nehmen, die lediglich eine nur wenig weitere Nahgrenze und eine nicht ganz so kratzunempfindliche Vergütung der Frontlinse und der letzten Okularlinse hat, dann können Sie ein solches Glas in sehr gutem Zustand durchaus innerhalb der von Ihnen angegebenen Preisgrenzen bekommen.
Ich besaß selbst viele Jahre als mein meistverwendetes Standardglas ein Trinovid 10x32 BA, und seine Linsenoberflächen waren, als ich es nach jahrelangem intensiven Gebrauch verkaufte, immer noch kratzerfrei und sahen aus wie neu. So ein Glas sollten Sie sich kaufen, denn die Mechanik dieses robusten Modells ist bei halbwegs sorgsamem Umgang unverwüstlich. Dann hätten Sie ein echtes Qualitätsglas (das übrigens im optischen Aufbau bis auf die neue Vergütung und Prismenverspiegelung sogar mir dem noch teureren Ultravid identisch und somit nach wie vor zeitgemäß ist). Wenn Sie einmal Gelegenheit haben, ein solches Modell im direkten Vergleich mit den anderen von Ihnen genannten Ferngläsern zu vergleichen, werden auch Sie überzeugt sein, daß ein gut erhaltenes gebrauchtes Trinovid BA oder BN jedem neuen Modell der anderen von Ihnen genannten Fabrikate klar überlegen ist.
Ein 8x20 (es gibt kein Ultravid 8x24!) ist kein Universalglas, weil es doch nur ein bescheidenes Sehfeld hat (scheinbarer Sehwinkel um 50° gegenüber ca. 62° bis 67° bei den Trinovids ab 32 mm Öffnung), es bei nachlassendem Licht, nicht erst in der Dämmerung, sondern z.B. auch im Wald, seine Schwächen zeigt und vor allem auch wegen seines geringen Gewichts, das zwar der Bequemlichkeit beim Tragen entgegenkommt, beim Beobachten sehr viel mehr zittert als ein Fernglas im Idealgewicht zwischen ca. 500 g und 800 g. Ich selbst benutze auch 8x20-Gläser, aber nur dann, wenn es Gründe gibt, auf ein größeres, schwereres oder (z.B. beim „Schaufensterbummel“ oder beim Konzertbesuch) auf ein auffälligeres Fernglas zu verzichten, und ferner, wenn z.B. auf einem Sonntagsspaziergang keine besonderen Beobachtungen zu erwarten sind, ich aber doch für den Fall der Fälle ein Fernglas zur Hand haben möchte. Das 8x20 ist also das „Immer-dabei-Glas“ (sozusagen: um vieles besser als nichts) und in dieser Eigenschaft von mir geschätzt und empfohlen, aber es ist nicht das „Arbeitspferd“ zum gezielten Beobachten.
Sehen Sie sich um und warten Sie notfalls ein paar Wochen, um ein gutes und günstiges gebrauchtes Trinovid 10x32 BA oder für 50 bis 100 Euro mehr ein 10x32 BN zu finden, wenn Sie 10fache Vergrößerung haben wollen, oder, was ich bevorzugte, wenn es dem idealen Allround-Fernglas möglichst nahekommen soll, ein entsprechende 8x32 BA oder BN. Übrigens wird der erwartete Zuwachs an Detailerkennbarkeit durch 10- statt 8fache Vergrößerung zu einem erheblichen Teil durch das stärker sichtbare Handzittern zunichtegemacht – es sei denn, Sie verwenden ein Stativ, wovon Sie aber laut Ihrem ersten Beitrag doch wegkommen wollen! Das 8fach-Glas bietet Ihnen aber mehr tatsächliches Sehfeld, worauf es doch gerade bei dem von Ihnen angesprochenen „Suchen“ nach geeigneten Motiven sehr ankommt.
Walter E. Schön
