Der mechanische Aufbau des Zeiss 20x60 in der monokularen wie binokularen Form ist ziemlich verschleißresistent. Es gibt keine sich schnell drehenden oder schnell schwingenden Teile (wie Elektromotoren oder Gyrosensoren) und keine materialabtragende Gleitreibung. Das entscheidende Gelenk, um das sich die Prismen zum Ausgleich der Bildbewegungen beim Zittern drehen, ist eine biegsame Bronzefeder. Die im Betrieb auftretende Biegung ist allerdings so gering, daß praktisch keine Materialermüdung eintritt. Das 20x60 ist also, gemessen an der praktischen Benutzungsdauer, eigentlich so gut wie verschleißfrei, auch nach vielen Jahren oder gar Jahrzehnten.
Kritisch ist hingegen die Stoßempfindlichkeit, weil an der Bronzefeder im entsperrten Modus (also bei gedrückter Taste) doch eine nicht unbeträchtliche Masse hängt. In gesperrtem Modus ist die Feder zwar durch eine aktivierte Haltevorrichtung entlastet, aber die sichert die Mechanik nur gegen übliche Belastungen bei vorschriftsmäßigem Umgang. Ein Sturz des relativ zu seiner Größe zwar eher leichten, aber mit immerhin ca. 1,67 kg absolut gesehen doch „gewichtigen“ binokularen Fernglases kann dennoch fatale Folgen haben. Wie schwer das monokulare 20x60 exakt ist, kann ich leider nicht überprüfen; nach Herstellerangabe wiegt es knapp 1200 g. Die Mechanik ist hier im Prinzip die gleiche, somit auch die Verschleißfestigkeit bei vorsichtigem Gebrauch und die Empfindlichkeit gegenüber Fall oder heftigen Stößen ebenso.
Das monokulare Modell liegt sehr viel besser in der Hand als das klobige binokulare, das schwierig zu umfassen ist, wenn man nicht sehr große Hände hat und dessen schwergängige Fokussierung das ruhige Halten während des Scharfstellens erschwert.
Wenn Sie das 20x60 auf Mängel beim Kauf prüfen können (also am besten durch Abholung beim Kauf, nicht Versand, nach dem der Verkäufer sagen kann, daß das Fernglas beim Abschicken noch in Ordnung war, auch wenn es defekt angekommen ist) und sicher sind, daß Sie es immer sicher vor Sturz und Stoß bewahren können, haben Sie mit dem monokularen Modell ein hervorragendes 20fach-Spektiv, das kein Stativ benötigt und Sie somit beim Wandern um mindestens ca. 2 kg entlastet. Allerdings sind Sie auf 20fache Vergrößerung beschränkt und können nicht durch Okularwechsel auf höhere Vergrößerungen steigern.
Vom Canon 18x50 IS rate ich ab. Wenn schon ein solches Modell, dann nur das 15x50 IS, bei dem die Bildstabilisierung noch innerhalb ihrer Granzen arbeitet, die beim 18x50 IS schon knapp überschritten sind. Allerdings sollten Sie wissen, daß die Transmission (Lichtdurchlässigkeit) dieser beiden Canon-IS-Gläser nicht gut ist und beide einen erkennbaren Gelbgrün-Farbstich aufweisen. Das Canon 10x42 L IS WP ist in jeder Hinsicht außer der Öffnungsgröße weit überlegen, insbesondere in der Präzision der Bildstabilisierung, der Bildschärfe bis zum Rand und der Bildhelligkeit. Allerdings sollten Sie wissen, daß das Canon 10x42 L IS WP eigentlich nur ein „10x37 L IS WP“ ist (geben Sie diese Werte über die Suchfunktion ein, um dazu mehr in einem früheren Beitrag zu erfahren).
Wenn es nicht auf Wasserdichtheit und einen guten Naheinstellbereich ankommt (also Sie mit einer Nahgrenze um 6 bis 7 m zufrieden sind), dann ist das erheblich leichtere und nur ca. halb so teure Canon 12x36 IS II eine sehr empfehlenswerte Alternative. Es bietet Ihnen zwar eine geringere Vergrößerung als das 15x50 IS, aber trotz geringerer Öffnung wegen viel besserer Transmission ein helleres und vor allem ein farbneutrales Bild, zwar mit ein bißchen kleinerem subjektiven Sehwinkel, aber immer noch ziemlich groß. Außerdem ist es viel leichter und handlicher als das 15x50 IS, das übrigens trotz der Bezeichnung „All Weather“ auch NICHT wasserdicht ist, wenn auch spritzwassergeschützt.
Wenn Sie ein robustes Gerät suchen, das auch mal einen kräftigen Stoß verträgt (wichtig z.B. beim Bergwandern und Klettern), dann vergessen Sie bildstabilisierte Ferngläser aller Marken und wählen Sie ein nicht bildstabilisiertes Modell. Dazu finden Sie hier im Forum reichlich Informationen, wenn Sie die Suchfunktion benutzen.
Walter E. Schön
