Lieber Herr Gunnar,
Sie haben ja recht. Ich will Ihnen auch gerne sagen, warum ich das Kowa XD gekauft habe, denn ich denke, die Motive der Käufer erklären, warum sie zu dem einen oder eben zu einem anderen Produkt greifen. Also: mein grosses Hobby ist die Ornithologie, dazu kommen dann Tierbeobachtungen aller Art und die Fotografie. Beruflich bin ich als Buchhändler mit eigenem Geschäft recht eingespannt, so dass meine Freizeit knapp ist. Ich habe vor über 30 Jahren mit den Habichten von Swaro angefangen zu beobachten, bin dann bei Leica belandet, mit dem einen oder anderen Irrweg bei billigeren Marken. An den Leicas habe ich mir die Augen 'verdorben', d.h. ich merke sehr rasch, ob ein Fernglas etwas taugt oder nicht. Wenn die optische Leistung nicht an ein Trinovid oder Ultravid heran kommt, bin ich rasch unzufrieden. Ich habe im Laufe der letzten Jahre festgestellt, dass ich eine 10fache Vergrösserung nicht mehr ruhig halten kann, mit bald 60 verwundert mich das auch nicht. Die 7fache Vergrösserung befriedigt mich persönlich nicht, blieb nur 8fach übrig. Dennoch war der Wunsch nach ein bisschen mehr Vergrösserung vorhanden und ich habe mehrfach im Laden das Swaro EL 8,5 bewundert, durchgeschaut und mit mir gekämpft. Der Preis liess mich aber immer wieder vom Kauf Abstand nehmen. Dann erschien das Kowa, es gab ein paar lobende Besprechungen, ich liess es mir kommen, sah durch, verglich es intensiv mit meinem Ultravid 8 X 42 und war baff. Auch bei kritischen Objekten sah ich keine Farbsäume, die Farben sind natürlich und klar, der Kontrast ist prima, die Auflösung topp, die Mechanik butterweich mit dem richtigen Wiederstand, das Gewicht aber recht hoch. Es lag allerdings ein Rucksackriemen dabei und mit dem war das Gewicht kein Problem mehr. Und eingesparte runde Euro 900.-- sind auch ein Wort.
Beim Beobachten erfüllt das Kowa alle meine Wünsche an optischer Qualität, das Gewicht macht sich negativ nur bei langen Beobachtungen bemerkbar - aber dann sehe ich eh durchs Spektiv.
Zum wandern würde ich dieses Kowa nie mitnehmen, da bleibe ich beim Trinovid 8X32 oder Ultravid 10X32, besonders in unseren Schweizer Bergen. Aber um Wasservögel an Aare, Reuss, am Klingnauer Stausee, Vögel den umliegenden Wäldern und auf Feldern und Wiesen zu beobachten: ein wunderbares Glas.
Ich plane meine Exkusionen und das Ultravid 8x42 führt keineswegs ein Pensioniertendasein. Es kommt mit, wenn ich weitere Strecken laufe, genau wie unter solchen Umständen das 65ger Pentax Spektiv.
Ich gebe zu, in der glücklichen Lage zu sein, mir mein Hobby auch etwas kosten lassen zu können und mehrere Ferngläser mein eigen zu nennen. Wer das nicht kann, muss anders überlegen als ich und auch anders kaufen. Ich denke, ich würde mich in einem solchen Fall auch mit einem der besten 8x32 Gläser begnügen und kann aus eigenem Erleben und Wissen allen versichern, dass man mit einem solchen Glas auf gar nichts verzichten muss. Ich kenne renomierte Ornithologen, die in ihrem ganzen Leben kein anderes Fernglas besessen haben.
Mit freundlichen Grüssen
Michael Brücker