Hallo R.(und H.) Schneider,
ich glaube, den Vorwurf vorn Armseligkeit, Machismus und Stupidität hat Holger Merlitz ganz sicher nicht verdient. Gerade er nicht. Da haben Sie den Versuch eines Witzes, verschämt durch ein " ;-) " angedeutet, wohl überlesen, als Sie auf seinen Beitrag mit einer so drastischen Antwort reagierten. Wenn Sie sich für Ferngläser interessieren und Englisch lesen können, sei Ihnen seine Homepage empfohlen: www.holgermerlitz.de.
Falls Sie sich auf meinen Betrag bezogen haben sollten. Naja, meine Witze kommen bei den meisten nicht an, da würden Sie dann keine Ausnahme bilden, ich mich aber trotzdem zu unrecht auf diese Weise von Ihnen verurteilt fühlen.
Was Sie im Bezug auf die Schönheit von Dingen bei sonst vergleichbarer Qualität als Auswahlkriterium äußern ist richtig, allerdings nur dann wenn die Qualitätsmerkmale sich wirklich gleichen. Dazu zwei Hinweise, die mir aufgrund Ihrer Äußerung: "Es gibt noch ein Argument pro Leica, nämlich die Notwendigkeit zur Anpassung an zwei verschiedene Augenpaare. Da kann ich auch bei schlechtem Licht die Einstellung viel besser überprüfen als bei allen anderen Modellen, die Herr Jülich vorgestellt hat." in den Sinn kommen, da Sie von Anpassung an die Augen zweier Beobachter und von schlechtem Licht schreiben.
Der Austrittspupillenlängsabstand ist in erster Linie für die Benutzung von Brillen, aber auch für brillenlosen Einblickkomfort von hoher Bedeutung. Da hat das Leica ganz klar eine Schwachstelle im Vergleich zu den anderen Gläsern. Sie schreiben, daß Sie die Brille zur Beobachtung abnehmen werden, aber Sie werden schnell merken, wie unbefriedigend es sein kann, zur Beobachtung immer erst die Brille abnehmen zu müssen, gerade wenn Sie einmal Tiere beobachten sollten. Dadurch verliert man oft zuviel Zeit, die auf den Kopf geschobene Brille wird im Regen naß oder fällt vom Boot usw. Wenn Sie dann noch dazu beim Beobachterwechsel nicht nur die Interpupillardistanz an der Knickbrücke, sondern auch den Dioptrienausgleich auf den jeweiligen Beobachter einstellen müssen, was zugegebenermaßen beim Leica gut erkennbar im Fenster sichtbar ist, ohne daß man dafür den Fokussierknopf leicht abziehen muß, dann könnte Ihnen nicht nur viel bei der Beobachtung entgehen, sondern auch bald der Spaß beim Fernglastausch vergehen. Das kann dann nämlich jedesmal ein rechtes Gefummel werden. Da ist es für viele Beobachter wirklich nicht unpraktisch, mit der eigenen Brille zu beobachten und den Dioptrienausgleich neutral eingestellt zu lassen, dann kann der normalsichtige Partner schnell ohne oder genauso schnell mit seiner Brille hindurchsehen.
Der von fast allen Benutzern als höher empfundene Kontrast und vor allem die als schöner empfunden Farben der Leica Ferngläser bekommt man auch nicht 'gratis'. Ein HD hat wohl immer noch eine etwas geringere Transmission im Vergleich zum Victory FL und die Transmissionskurve wurde, wenn ich es richtig verstanden habe, auf den Bereich größerer Wellenlängen, die beim Tagsehen von größerer Bedeutung sind optimiert. Durch ein Victory FL empfindet man das Bild als 'kühler', wobei 'sachlicher' wohl eher zutreffend wäre, da dessen Auslegung es zum hellsten Glas, gerade in der Dämmerung macht, das aber auch das freundlichste Bild bei Mistwetter am Tage liefert.
Also, da Sie nun von der Einstellung des Dioptrienausgleichs bei schlechtem Licht schreiben, sollten Sie m.E. gemeinsam mit Herrn Jülich nocheinmal durchgehen, was Sie in welchen Situationen zu beobachten wünschen, und dann Ihrem haptischen und optischen Gefühl - pardon: und auch Ihrem ästhetischen Empfinden - vertrauen, um nach der Testsituation im und am Geschäft dann in der Praxis nicht enttäuscht zu werden. Wechseln Sie dazu ruhig einige Male das Glas mit und ohne Brillen untereinander und legen Sie vielleicht den nächsten Termin in die Abenddämmerung, falls Sie wirklich häufiger bei schlechtem Licht mit einem 32er beobachten möchten.
Gänzlich humorfreie, ernstgemeinte und freundliche Grüße
Jan Münzer