Hallo, der Beitrag von Stefan hat mich noch einmal darüber nachdenken lassen, wie Mindest(punkt)auflösung und Schrifterkennung zusammenhängen. Anstatt von 60 bis 120 Bogensekunden für die Mindestauflösung auszugehen, wie wir es bisher taten, sollten wir bei der Schrifterkennung wohl besser von ca. 210 Bogensekunden oder mehr ausgehen, was in etwa der 3,5fachen experimentell ermittelten Auflösung des Auges entspricht, die wie Kritiker bemerkte wohl am Rhein nicht angesetzt werden kann. Es leuchtet ja ein, daß für die Erkennung eines Schriftzuges ca. das 3fache bis 4fache der Mindestauflösung nötig ist, da die Zeichen ja aus Einzelheiten bestehen, die zum Lesen getrennt bzw. erkannt werden müssen. Der Anregung von Stefan folgend habe ich das wohl vernünftigste getan und am Monitor und über die Straße gelesen und mit Maßband und Entfernungsmesser die Schrifthöhen und Entfernungen verglichen. So kam ich auf die 3,5 Winkelminuten. Bei den Beispielen habe ich bewußt nicht die besten Bedingungen hinsichtlich Helligkeit, Kontrast und Klarheit des Schriftbildes gewählt, obwohl die Texterkennung im unserem Gehirn sicherlich hilft, die nicht idealen optischen Umgebungsbedingungen am Rhein etwas zu kompensieren.
Aber selbst bei angenommener maximaler Schiffsentfernung von 1200 m, der Mindest(schrift)auflösung von 210 Bogensekunden und 15 cm Schrifthöhe, weniger sollte es doch wirklich nicht sein, komme ich nicht über den von Stefan bereits genannten Wert von 8facher Vergrößerung. Bei 10 cm Schrifthöhe wäre es immerhin gut 12fach. Die Werte zur Mindestpunktauflösung im ersten Beispiel lieferten Ergebnisse von weniger als 3facher bis knapp 4fache Vergrößerung.
Wo liegt nun das Problem? Ich habe festgestellt, daß schwarze Schrift auf weißem Grund für mich besser lesbar ist als im gegenteiligen Fall. Wie waren denn die Pötte beschriftet, die Sie mit bloßem Auge vom Ufer erkannt haben, Matthias? Auflegen und Streulichtunterdrückung sollten ebenfalls helfen. Aber es könnte schon sein, daß Ihr 10fach Glas etwas knapp wird, wenn die Verhältnisse(Schriftkontrast, Gegenlicht und Streulicht, Bildunruhe bei Freihandbeobachtung und persönlicher Visus) relativ schlecht sind.
Vielleicht können Sie einmal ein Fernglas mit 12- oder 15facher Vergrößerung und ein kleines Fernrohr oder Spektiv mit ca. 15- bis 23facher Vergrößerung ausleihen an Ihrem Fenster vergleichen.
Jan Münzer
PS Wenn Sie selbst bei 80 m nicht jede Schrift lesen können, setzen wir einfach als Maximalentfernung mit Ihrem bloßen Auge 60 m an. Bei einer maximalen Schiffsentfernung von aufgerundeten 1200 m ergibt dies eine Mindestvergrößerung von 20fach, die Sie mit Ihrem Augen, bei 'Ihren' Schiffen und deren Schriften an 'Ihrem' Rheinabschnitt benötigen. Mit der empfohlenen Austrittspupillengröße von 2 mm bis 4 mm ergibt sich dann eine Öffnung von 40 mm bis 80 mm. Es gibt recht gute, kleine und noch nicht so teure Spektive von Nikon oder Vixen mit 50 mm bzw. 52 mm Objektivdurchmesser und umfangreicher Okularauswahl. Außer Nikon bieten die Premiumhersteller Spektive ab 65 mm Objektivöffnung an. Mit dieser Größe sollten Sie eigentlich schon gut gerüstet sein. Allerdings bieten größere Geräte mehr Lichtstärke und höheres Vergrößerungspotential. Es kommt also darauf an, was Sie vielleicht noch damit anstellen möchten.