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Richtig, rotationssymmetrische Aberrationen; analog oder digital?

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22. November 2007 00:25
Ihre Überlegungen sind im Prinzip richtig. Die folgenden Erläuterungen gelten unter der Einschränkung, daß bei der Aufnahme die opt. Achse senkrecht zur Bildebene steht (das wäre z.B. bei einer Scheimpflug-Schwenkung einer Großformatkamera nicht mehr der Fall, doch gehe ich in Ihrem Falle von einer Kleinbild-SLR-Kamera aus).

1. Ein rotationssymmetrisches Objektiv (es gibt auch nicht rotationssymmetrische, z.B. Anamorphoten) erzeugt, wenn nichts dezentriert oder verkippt ist, rotationssymmetrische Aberrationen.

2. Chromatische Aberrationen gibt es als Längs- und als Queraberrationen. Längsaberration liegt vor, wenn Bildpunkte für verschiedene Wellenlängen verschiedene Bildweiten haben, also verschieden weit vom Objektiv entfernt liegen. Queraberration liegt vor, wenn außeraxiale Bildpunkte für verschiedene Wellenlängen verschieden weit von der opt. Achse (als „quer“ dazu, daher der Name) entfernt liegen, also unterschiedliche Bildhöhe haben. Chromatische Queraberration kann definitionsgemäß in der Bildmitte gar nicht vorkommen (wieder unter der Voraussetzung, daß nichts dezentriert oder verkippt ist). Chromatische Längsaberration kann es überall, also auch in der Bildmitte geben. Beide aber sind bezüglich der opt. Achse rotationssymmetrisch.

3. Die Größe der chromatischen Aberration(en) nimmt in der Regel von der Bildmitte zum Rand hin zu, kann aber durchaus ab einer bestimmten Bildhöhe (Bildradius) auch wieder abnehmen und auch die Richtung wechseln, also blauen Saum nach der Seite (zur Mitte hin bzw. zum Rand hin) zeigen, nach der bei anderer Bildhöhe der orange Saum liegt. Aber auch dieses Verhalten ist unter den genannten Prämissen wieder rotationssymmetrisch.

Alle vorgenannten Abnerrationseigenschaften lassen bei einem einwandfreien Objektiv das von Ihnen beschriebene Verhalten nicht zu. Ich sehe jedoch rein theoretisch noch folgende Erklärung, gegen die aber eine andere Aussage von Ihnen steht.

Falls Sie nicht analog, also nicht auf herkömmlichem chemischen Film fotografieren, sondern digital, dann treten auch noch vom Sensor und der Software verursachte Effekte auf, die dann nicht rotationssymmetrisch sind. Durch den Sensor (mit Bayer-RGB-Filter) entstehende Artefakte sehen nicht so aus wie von Ihnen beschrieben. Aber ich könnte mir einen Softwarefehler wie folgt vorstellen (den ich allerdings für höchst unwahrscheinlich halte): Die Kamera nimmt im Grund gleichzeitig je ein Bild im Rot-, Grün- und Blaukanal auf. Diese drei Bilder müßten nach Interpolation der fehlenden Pixel (denn an jedem Bildpunkt wird ja nur entweder Blau oder Grün oder Rot registriert, die beiden anderen Farben hingegen erst durch Interpolation gewonnen) hinsichtlich der Bildstrukturen deckungsgleich übereinander liegen. Wenn nun z.B. das blaue Bild gegenüber den beiden anderen um eine oder mehrere Pixelrasterweiten seitlich verschoben wäre, könnte genau der von Ihnen beschriebene Effekt auftreten. Da ich aber über Details der Software nicht Bescheid weiß, kann ich nicht sagen, ob diese theoretische Möglichkeit in der Praxis überhaupt vorkommen kann.

Gegen die obige Möglichkeit spricht aber auch, daß Sie geschrieben haben, daß der Farbfehler bei einem anderen baugleichen Objektiv derselben Serie nicht zu bemerken war. Sofern Sie dieses andere Objektiv an derselben Kamera benutzt haben, könnten Sie also meine obige Spekulation ausschließen. Sollten Sie das andere Objektiv aber an einem anderen Kameragehäuse getestet haben, würde dieser Einwand nicht gelten.

Alles in allem sehe ich mindestens 99,9% Wahrscheinlichkeit dafür, daß Ihr beanstandetes Objektiv defekt ist, und zwar konkret entweder Linsen dezentriert oder verkippt sein müssen.

Leider haben Sie das Fabrikat nicht genannt (das Sie wohl zumindest öffentlich nicht nennen wollten). Sollte es sich im ein Objektiv mit Canon-EF-Bajonett handeln, könnte ich es gern für Sie an meinen Kameras testen. Allerdings kenne ich kein Canon-EF-Objektiv mit 105 mmm Festbrennweite, weshalb ich eher auf Nikon tippe, falls es sich nicht um ein sog. Fremdobjektiv handelt (z.B. Tamron, Sigma, Tokina). Sollten Sie öffentlich nicht konkreter werden wollen, schicken Sie mir doch eine eMail. Wenn ich Ihnen helfen kann, Ihre Reklamation bei der betreffenden Firma durchzusetzen, will ich es gern tun. Ich rede dann gern auch mit dem telefonischen Kundendienst der Firma Klartext.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Chromatische Aberration in Bildmitte?

Thomas Becker 1593 21. November 2007 23:07

Richtig, rotationssymmetrische Aberrationen; analog oder digital?

Walter E. Schön 957 22. November 2007 00:25

Re: Richtig, rotationssymmetrische Aberrationen; analog oder digital?

Thomas Becker 1211 22. November 2007 01:26



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