Hallo Herr Müllers,
ich würde sagen, es kommt darauf an... Darauf z.B, ob man die Dichtigkeit wirklich braucht, ich hielte die relativ gute Abdichtung des Dialyts für meine Zwecke für völlig ausreichend. (Ich würde es auch bedenkenlos auf einer Tropenreise mitnehmen).
Es kommt, finde ich, besonders darauf an, wie man das Einblickverhalten bewertet. Ich würde die brillenträgertauglichen Drehmuscheln nicht bevorzugen. Bei mir passt keine Raststufe richtig und in der nötigen Zwischenstellung wird entweder schon das Sehfeld etwas eingeschränkt, wenn ich an den Rand schaue, oder es kommt zu kleinen kurzzeitigen Abschattungen beim schnellen Umherblicken. Die vielgelobten neueren Augenmuscheln des Victory sind mir auch nicht so angenehm. Beim Dialyt passen mir die ollen schmalen Stülpmuscheln dagegen zufällig genau richtig. Ich kann damit störungsfrei beobachten, nach dem Ansetzen steht das Bild sofort. Beim Victory ist das bei mir nicht so leicht der Fall, ich rücke es meist unwillkürlich erst noch etwas hin und her. Das, was man auf englisch "ease of view" nennt, ist für mich ein wichtiger Punkt, in dem das Dialyt bei mir "klar besser" abschneidet - auch wenn das natürlich individuell zu sehen ist.
Bei der Handhabung liegt für mich das Dialyt ebenso klar vorn. Die Gewichtsverteilung ist besser, wegen seiner größeren Baulänge kommt es mir subjektiv leichter vor, obwohl es objektiv einen Tick schwerer ist. Es fasst sich für mich deutlich angenehmer an, und wenn der Mitteltrieb gut gefettet und eingestellt ist, läuft er für mein Empfinden auch besser als der etwas ruckelige Knopf am Victory. (Zugegeben, ich hatte schon mal andere Victorys in der Hand, deren Trieb ganz o.k. war). Der Punkt Wertigkeit und Verarbeitung geht für mich ebenfalls klar an das Dialyt.
Die Optik des Victory ist moderner und einen Tick brillianter, gut, aber um das wahrzunehmen muß ich sehr genau vergleichend hinschauen. Ohne den direkten Vergleich vermisse ich bei der Tagbeobachtung im Dialyt eigentlich nichts, wenn man von den zeiss-typischen etwas blasseren Farben mal absieht. Am Sternenhimmel fällt mir sein minimal zarteres Bild eher auf, aber auch das würde mich nicht stören. (6mm AP wären mir für den Nachthimmel in unseren Breiten ohnehin fast immer etwas zuviel).
Gebraucht dürfte man an ein Dialyt für 600-700 Euro herankommen, für ein Victory im gleichwertigen Zustand wären sicher ein paar ordentliche Hunderter mehr fällig, der Punkt Preis/Leistung geht für mich ebenfalls klar an das Dialyt. Herrn Sommerfelds Devise "7x42=teures Victory oder verzichten" kann ich deshalb überhaupt nicht nachvollziehen. Unter dem Strich wäre für mich ein gebrauchtes Dialyt T*P in der angefragten Preislage die erste Wahl - ein 7x42 rechtfertigt sich für meine Begriffe neben der Dämmerungsleistung und einem bequemen Einblickverhalten ganz besonders mit einem großen Sehfeld, und da wird Zeiss m. W. noch immer von keinem Wettbewerber erreicht.
Beste Grüße.
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.10.10 04:12.