Ich habe im vergangenen Sommer die drei 10x32er von Leica, Zeiss und das damals neue EDG von Nikon kurz gegeneinander vergleichen können. Das Nikon war das randschärfste und für mein Empfinden am besten verarbeitete Glas. Auffällig war damals allerdings die viel zu große Leichtgängigkeit von Knickbrücke und Fokussierung, und zwar bei allen vier Modellen der Reihe. Wenn teure Gläser einseitig gehalten unter dem eigenen Gewicht fast schon zusammenklappen, muß irgendwas beim Serienstart schiefgelaufen sein, Herr Sommerfeld hatte austretendes Fett beobachtet. Das alles scheint aber rasch behoben worden zu sein.
Das Nikon war optisch hervorragend, kam aber in Sachen Transparenz nicht ganz an das Zeiss heran. Neben dem übertrieben gesagt zarten "Gelbstich", der mir im Vergleich zum Zeiss damals auch auffiel, erinnere ich mich noch genau an eine interessante Beobachtung: Nicht weit entfernt war eine große öffentliche Uhr mit im Zeiss weissem, und in Leica und Nikon leicht gelblichem hinterleuchtetem Ziffernblatt. Nur im Zeiss konnte man hauchzart an der Wahrnehmungsgrenze ein feines geometrisches Gespinst hinter dem Ziffernblatt wahrnehmen, ich bin sicher es waren die geschlängelt verlaufenden Leuchtstoffröhren. In keinem anderen Glas war davon etwas zu erahnen, wobei das auch mit der speziellen Transmissionskurve von Zeiss zu tun haben dürfte, denn Kaltlichtkathodenlampen strahlen kein kontinuierliches Spektrum ab und sind oft gerade im Roten schwach, da, wo auch Zeiss "schwächelt".
Die Augenmuscheln des Nikon waren ok, ich habe sie aber nicht ganz so angenehm in Erinnerung, und das deutlich höhere Gewicht hat mich mehr gestört. Wenn Nikon, dann gleich ein 10x42, oder 8x42, als Universalglas, die 140g mehr dürften sich lohnen.
Unter den 10x32ern wäre meine erste Wahl ganz klar das Zeiss, weil es für meine Augen optisch herausragend war, dazu leicht, kompakt, und mit sehr gutem Einblick und dem weitesten Sehfeld - ich war davon spontan begeistert. Allerdings muß man sich darüber im klaren sein, dass die Grenzen dieses Formats in unseren geografischen Breiten schnell erreicht sind, und dass man vielleicht in späteren Zeiten oder auf anstrengenden Touren mit der 10-fachen Vergrößerung Schwierigkeiten bekommt. Ein 8-fach ist eher was für alle Fälle, sozusagen eine risikoärmere Investition, mit der man auch langfristig auf der sicheren Seite liegt.