Ich habe geschrieben, daß erst das RECHNEN mit dem imperialen System Schwierigkeiten macht.
Etwas ist mir und meinen Kollegen schon lange aufgefallen, und zwar die stupende Genauigkeit der älteren "Maschinen" bzw. Werkzeuge, sprich: Musikinstrumente, die lange vor der Erfindung der modernen Meßgeräte wie Schieblehren, Mikrometer etc. gebaut worden sind.
Einige Beispiele: die Abstände zwischen den 45 bis 60 rechteckigen Schlitzen (ca 4x13mm) eines Cembalorechens waren immer ohne Abweichung (d. h., man kann sie mit keinem modernen Meßgerät feststellen, und sei es eine Schieblehre mit mechanischer Uhr im 1/100 mm -Schritt, dem genauesten Meßgerät in unsrer Branche). Das schafft man nur ohne Rechnen, ohne Messen, ohne Zeichnen.
Die Abstände zwischen den Tasten waren alle haargenau gleich und gleich klein, ca. 0,4 mm. (2 "lignes")
Die Abstände zwischen den Durchmessern benachbarten Saiten waren genau logarithmisch, und zwar gab es 12 Stufen pro Durchmesserverdoppelung. Die Genauigkeit spielt sich zwangsläufig im Mikron-bereich, also es gab um 1700 Saitendurchmesser von z.B. 0,300mm, dann 0,318, 0,337, 0,357 etc.
Das schafft die moderne Drahtinsdustrie nie. Die DIN-Norm (die EN kenne ich nicht) schreibt vor: 0,300, dann 0,325, 0,350 etc mit einer riesigen Toleranz, die absolut dieselbe ist, egal wie dünn der Draht ist, also bei dünnem (Musik-)Draht ziemlich sinnlos.
Dies nur um zu sagen, Rechnen ist nicht alles: wissen, wie man genau arbeitet und zwar ohne jegliche Zahlen, darauf kommt es an. Aber heute sind die alten sehr effizienten, sehr ökonomischen Handwerkskniffe fast alle verloren, heute muß alles berechnet, gezeichnet, dann übertragen, nochmal aufgezeichnet, auf den Strich bearbeitet (gesägt oder zerspant) etc.
Noch zu Zeiten von Prof. Rudolf (Rudolph?) der 1902 aus dem Kopf (naja, Logaritmentafeln hatte er schon ...) eines der schärfsten Objektive aller Zeiten (das Tessar) hat berechnen können ... man schrieb, wenn ich mich richtig erinnere, das Jahr 1902 ...
MC