Ich beschränke mich einmal auf den von Ihnen angeführten TMB 130/780 APO, den Sie als Beispiel für ein Planetenteleskop anführen, kombiniert mit einem 3 mm Okular mit extrem vielen Glasluftflächen und mäßiger Korrektur.
Also dann, spielen wir einmal Konstrukteur.
Gegeben sei ein hochwertiger Refraktor mit 130 mm Öffnung, auf hohe visuelle Vergrösserung optimiert, wobei der Preis keine große Rolle spielt, es gehe ausschließlich um Qualität.
Wir denken an eine Konstruktion die maximale Abbildungsgüte hinter dem Okular ergibt und wir haben in der Optikvorlesung gelernt und nachgerechnet, dass man mit relativ langbrennweitigen Objektiven und Okularen diese Ziel leichter erreichen kann.
Den TMB als Planetenteleskop zu empfehlen, würde noch nicht einmal Thomas M. Back einfallen, der dieses Modell auf Lichtstärke optimiert hat. Der Planetenbeobachter profitiert von einem 130/1200 mm Design, denn das ist bei gleichem Aufwand viel besser und bei gleicher Leistung viel günstiger. Sie erinnern sich, ich habe geschrieben, dass ich einen solchen Refraktor habe.
Das ist die Objektivseite, kommen wir nun zum Okular. Ein Variookular ist notgedrungen ein Kompromiß, ein Variookular mit kurzer Brennweite ist auch mechanisch sehr anspruchsvoll, es kommt beim Verfahren der beweglichen Linsengruppe unweigerlich zu leichtem Verkippen, dieses Verkippen wirkt sich bei gleichen mechanischen Toleranzen umgekehrt proportional zur Brennweite aus.
Ich stehe den angesprochenen 260fach ausgesprochen skeptisch gegenüber, sie sind allenfalls dann gerechtfertigt, wenn man einen sehr schlechten Visus hat. Aber egal.
Nimmt man also statt der extrem kurzen 780 mm moderate 1200 mm, so kann man ein Okular mit um 50% längerer Brennweite einsetzen. Die längere Brennweite erlaubt dem Konstrukteur die Fehlerkorrektur mit weniger Flächen anzugehen, zumindest kann das Design entspannter ausfallen, was die Herstellung erleichtert und eine gleichmäßigere Qualität abzuliefern erlaubt.
Wie sieht das Ergebnis aus?
Das Öffnungsverhältnis 1:9 kann bei gleichem Aufwand um 2/3 besser korrigiert sein als das System mit dem Öffnungsverhältnis 1:6.
Das Okular mit der festen Brennweite von 4,5 mm schlägt das Variookular mit der Brennweite 3 mm sowohl im Kontrast, der Transmission, dem Einblickverhalten und der Korrektur der relevanten Aberrationen.
Ich spare mir einmal die Mühe, nachzurechnen ob ein guter FH mit 90/1000 einem sehr guten APO mit 130/780 nicht nahezu gleichwertig ist, groß wird der Unterschied jedenfalls nicht mehr sein.
Werner Jülich