Nahbeobachtung, weil sich dabei der Stereoeffekt am besten beobachten läßt.
Nahbeobachtung, weil das die häufigste Beobachtungsart ist, Singvögel im Garten.
Wir haben vor einigen Jahren mit dem Aufhängen von Nistkästen begonnen und einen maroden Kirchbaum nicht ganz gefällt, sondern den Stamm ca. 5 m über dem Boden abgesägt und eine Astgabel stehen lassen, daran wurden 4 Kästen motiert, gegen Katzen und Eichkaterbesuch durch einen Plastikring um den Baumstamm geschützt. An weiteren Bäumen wurden noch zusätzliche Kästen montiert.
Die Kästen wurden angenommen, die Futterplätze sowieso.
Es ist fliessendes Wasser vorhanden.
Für die Enkel wurde ein Futterhäuschen nahe am Wohnzimmerfenster plaziert.
Der Garten bietet Haselnüsse, Bucheckern, diverse Apfelsorten, Sonnenblumen usw. an. Wir haben uns bemüht, ihn so anzulegen, das Viele etwas davon haben und das Konzept ist aufgegangen.
Die benachtbarten Gärten berücksichtigt, spielt sich meine Beobachtung auf einer Entfernung bis ca. 60 Meter ab. Dazu habe ich früher ein Minox 8x33 Typ Dachkant, eingesetzt. Das Minox war handlich und ich fand die Beobachtungen damit sehr schön. Einzig bei Gegenlicht blieben Wünsche unerfüllt und Gegenlicht hatte ich jeden Abend, die Nistkästen hingen nach Westen.
Das Minox bekam meine Sohn und ich erwarb ein Nikon 8x30 E II, ein für meine Verhältnisse teures Fernglas. Da mein Sohn ein paar Straßen weiter wohnt, habe ich öfter Gelegenheit, diese beiden nominell gleichen Ferngläser zu vergleichen.
Was mir beim Nikon positiv auffällt.
Das Bild ist plastischer, das wird durch die größere Stereobasis erklärt, es ist aber auch zu erkennen, bis hinunter zu einer Entfernung von 7-8 Metern und sicher noch über meine Beobachtungsgrenzen hinaus, sehen die Vögel natürlicher aus, man glaubt nicht, was diese 6 cm zusätzliche Stereobasis ausmachen.
Das Bild ist kontrastreicher. Der Verzicht auf die Innenfokussierung spart Linsen ein. Jede Linse bedeutet etwas kontrastverlust, diesen Vorteil setzt das Nikon in ein besseres Bild um.
Das Bild ist heller. Geht es auf die Dämmerung zu, kommt irgendwann der Zeitpunkt, ab wann sich eine Beobachtung nicht mehr lohnt. Nach meinen Beobachtung hat das Nikon einen kleinen Vorsprung.
Das Bild zeigt natürlichere Farben. Dies ist besonders augenfällig bei gelbgrünen Farbtönen.
Nicht Alles ist positiv.
Im echten Nahbereich ist mein Nikon leider unbrauchbar. Umbrauchbar, weil man so nah nicht scharfstellen kann, umbrauchbar, weil auch der Bereich der nahen Scharfeinstellung unangenehm ist. Das macht sich beim Beobachten des nahen Futterplatzes bemerkbar. Kann ich diesen mit dem Minox aus dem Sessel beobachten, muß ich mit dem Nikon den Abstand vergrößern und zwar in einem Maß, dass ich diese Beobachtung nicht mehr interessant finde. Die Kehrseite der Medaille und für mich eine kleine Einschränkung.
Kenner dieses Nikon werden meinen Hinweis auf das große Sehfeld vermissen. Das war eines der Argumente von Herrn Jülich beim Kauf, ich muß aber feststellen, dass ich in der Praxis mit dem Sehfeld des Minox keine Probleme hatte, vielleicht deshalb, weil ich überwiegend statisch beobachte, die Vögel sitzen oder laufen über den Boden.
Leider hängen die Nistkästen immer noch im Westen und so mußte ich lernen, dass auch das Nikon die optischen Randbedingungen nicht ignorieren kann, es ist ebenfalls sehr empfindlich bei Gegenlicht und ich bin nicht in der Lage, einen signifikanten Unterschied zum Minox zu erkennen, das mag an der Weitwinkligeren Auslegung liefern, es bleibt ein Problem.
Zusammengefaßt halte ich dieses Nikon Porro für ein sehr empfehlenswertes Fernglas mit vielen Stärken und eigentlich nur einer einzigen echten Schwäche, dem Nahbereich.
Ich habe gelernt, dass es nicht so teuer ist, egal, es ist bezahlt und wird nahezu täglich benutzt.
Noch ein Lob an die Beratung durch Herrn Jülich. Ich bin ein lästiger Käufer und komme vom Hundersten zum Tausendsten und weiß dann zum Schluß nicht mehr, was ich will. Er hat es nicht zugelassen, zur Freude meiner Frau, die schon angedroht hat, nicht mehr mit mir einkaufen zu gehen.
Zum Dank für die gute Beratung und weil dieses Nikon ein bemerkenswertes Fernglas ist, habe ich mich entschieden, darüber zu berichten.
Zum Abschluß noch meine Daten.
Ich bin weitsichtig, rechts +3, links +1,75. Der Zylinderfehler ist zu vernachlässigen, ich beobachte ohne Brille.
Hans-Dieter Ebert