Nehmen wir eine klare Augustnacht.
Ich sitze im Garten, in der Hand mein altes Vixen 20x80. Ich habe den Rücken fest an der Rückenlehne und beobachte den Südteil der Milchstrasse. Da gibt es im Skorpion und im Schützen feine Messierobjekte, die man freihändig beobachten kann bis die Arme streiken. Ich kann das in Intervallen von 2-3 Minuten mit gleichlangen Pausen dazwischen. Ich sehe alle Details, ich kann sie zur Eigenkontrolle aufzeichnen und wer Ahnung hat, der hat keine Mühe zu erkennen, was ich gesehen habe.
Etwas höher steht der Jupiter, 4 helle Monde, das sollte kein Problem sein, aber Pustekuchen, ohne Stativ geht es nicht. Nach meiner Theorie hängt es damit zusammen, dass ich mich ums Ruhighalten bemühe. Das funktioniert dann so: Ich fixiere das Objekt mit dem Auge, bemerke die Bewegung, reagiere durch Gegenbewegungen meiner Arme, das braucht seine Zeit und deshalb komme ich zu spät. Die Reaktionszeit ist eine Konstante, die hängt von mir ab und kann nicht verändert werden.
Jupiter und Kollegen gehen deshalb prinzipiell nicht.
So wird es auch sein, wenn man versucht, die hohe Auflösung dieser Ferngläser zu realisieren. Dann schaltet unser Sehen auf Mikro und wir versuchen folgerichtig kleinste Bewegungen auszugleichen. Was wir nicht können, was zu Frust führt.
Wenn ich Vögel aus der Nähe beobachten möchte, dann nehme ich ein Fernglas 8fach. Ist der Abstand größer, dann bevorzuge ich 10fach. Ich habe lange gerätselt, warum das so ist, bis mir Herr Jülich den Hinweis gab, einmal die Schärfentiefe zu berücksichtigen. Es stimmt, der Nahbereich erfordert häufige Entfernungskorrekturen und das macht das Beobachten nervöser, jetzt weiß ich, warum, aber eigentlich braucht es die Erklärung nicht, man merkt es ja.
Wenn ich Gleiter beobachte, mit und ohne Motor, dann habe ich überhaupt kein Problem, dazu das 20x80 zu wählen, die Bahn ist berechenbar, auf das Fernglas wird ein konstanter Druck ausgeübt und die Auflösung ist so toll, dass man die Piloten erkennen kann.
Was ich sagen möchte ist, dass man sich von den starren Zahlen lösen soll und lieber die Beobachtungssituation berücksichtigen sollte.
In Ihrem Fall bedeutet das,
Abscannen der Sandbänke nach Seehunden sollte kein Problem sein.
Genaue Inspektion einzelner Vögel wird dagegen schwierig.
Haben Sie schon einmal über das große Duovid nachgedacht?
Karlchen